„Da werden Sie geholfen“: Sprachveränderung durch Werbung

Sprachen verändern sich kontinuierlich. Der Einfluss der Werbung spiegelt sich in unserer Sprache wider. Bewusst erzeugte Rechtschreibfehler können dazu führen, dass viele Menschen der Ansicht sind, diese Art der Schreibung des Wortes sei modern, äußerst kreativ oder nicht besonders schlimm. Diese Wortneuschöpfungen haben jedoch einen nicht außer Acht zu lassende Folgen auf die Sprache. Häufig entstehen beim Schreiben vollkommen unbewusst Fehler und Unsicherheiten. Wenn jemand ins Grübeln gerät, ob der Artikel von König „der“, „die“ oder „das“ lautet, kann er, wenn er sich an den Spruch „Das König der Biere“ erinnert, auf die falsche Fährte gelockt werden.

Verona Pooths Spruch „Da werden Sie geholfen“ hat sich mittlerweile zu einer festen Redewendung in der deutschen Sprache entwickelt. Ähnlich verhält es sich mit „Nicht immer, aber immer öfter“, „unkaputtbar“ oder „durchschnupfsicher“. Diese Werbesprüche werden jedoch nicht wie eine normale Redewendung verwendet, sondern immer im Bewusstsein, dass man die Werbung zitiert. Trotz allem sollten in der Korrespondenz mit Behörden oder Unternehmen Sätze wie „Wenden sie sich bitte an unseren Premium-Support, da werden Sie geholfen.“ vermieden werden, da sie unpassend sind und unfreiwillig unterhaltsam klingen.

Werbung spricht eine eigene Sprache, bildet neue Wörter und hält sich dabei nicht immer an den Duden. Da Werbung heutzutage allgegenwärtig ist, müssen sich die Werbeagenturen besondere, Aufsehen erregende, außergewöhnliche, auffallende, ins Auge springende Sprüche ausdenken, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Oftmals werden falsche Schreibweisen angewandt – Buchstaben werden hinzugefügt oder weggelassen. Beispiel: Für den BMW 1er Coupé wurde unter der Überschrift „Hrzrasn“ geworben. Das Hotelportal HRS hat die Internetplattform „www.ich-reservieHRS.de“ ins Leben gerufen. Auch die Werbeslogans „Volksbank. Mit V wie Flügel.“ und „Natürlich Vrisch“ der Brauerei Veltins beinhalten Rechtschreibfehler. Diese werden in der Werbung ganz bewusst begangen, um zu provozieren und die Aufmerksamkeit der Empfänger auf sich zu ziehen. Es fallen nämlich oft Sätze oder Sprüche auf, die fehlerhaft sind. Zudem sollte ein Spot, wenn möglich, voller Anspielungen und Mehrdeutigkeiten stecken. Von Erfolg spricht man dann, wenn die Botschaft unser Bewusstsein trifft oder wenn man sich das Produkt oder die Marke aufgrund des Slogans besser merken kann.

Auch im Internet ist die Methode der Falschschreibung weit verbreitet. Potenzielle Internetkunden werden auf eine andere Seite umgeleitet, wenn sie das Suchwort versehentlich fehlerhaft eingeben. Bei einem nicht korrekt geschriebenen Wort kann man von einer besseren Platzierung in Google ausgehen als bei einem richtig geschriebenen Suchwort.

Zuletzt noch einige Ausführungen in Bezug auf Anglizismen in der Werbesprache. Heutzutage werden immer mehr Werbespots komplett in englischer Sprache gedreht. Vor allem in der Kosmetikindustrie ist dieses Phänomen weit verbreitet. Hintergrund dafür ist, dass davon ausgegangen wird, dass Jugendliche, an die sich diese Werbung vornehmlich richtet, aufgeschlossen sind und des Englischen mächtig sind. Einige Sprachwissenschaftler sehen aufgrund dieser Tendenz die deutsche Sprache in Gefahr. Viele sagen statt „2000 waren die Arbeitslosenzahlen höher“ „In 2000 waren die Arbeitslosenzahlen höher“. Doch eine lebendige Sprache kennzeichnet sich dadurch, dass sie sich ständig verändert und fremdsprachige Einflüsse aufnehmen sowie konstruktiv einbauen kann. Eine wirkliche Gefahr für die deutsche Sprache würde dann bestehen, wenn immer mehr Menschen anstatt Deutsch Englisch sprechen würden. In diesem Fall würde die deutsche Sprache aussterben.

Allerdings werden die grammatischen Strukturen sowie das Lautsystem des Deutschen durch die Anglizismen nicht verändert. Die englischen Wörter werden gemäß den deutschen Grammatikregeln in den Satz eingebaut. Eventuelle Unstimmigkeiten gibt es z.B. in der Bildung von Partizipien („gedownloadet“ oder „downgeloadet“).

[Text: Jessica Antosik. Quelle: duden.de, 21.06.2011; fluter, 27.11.2006.]