Nach Angaben des Anwalts des Zimmermädchens im Dominique-Strauss-Kahn-Skandal sind ihre Aussagen am Telefon falsch übersetzt worden. Nafissatou Diallo, das Zimmermädchen im New Yorker Sofitel-Hotel, soll kurz nach der vermeintlichen Tat bei einem Telefongespräch Folgendes gesagt haben: „Mach dir keine Sorgen, der Typ hat eine Menge Geld. Ich weiß, was ich tue.“ Die Übersetzung sei nicht korrekt, da bei dem Telefonat mit einem inhaftierten Freund am Tag nach dem Vorfall das Vermögen von Dominique Strauss-Kahn (Bild) nicht angesprochen worden sei.
Das mutmaßliche Opfer im DSK-Skandal, das den ehemaligen Chef des Internationalen Währungsfonds beschuldigt, sie zum Oralsex gezwungen zu haben, spricht die Sprache Fulfulde. Dies stellt die Übersetzer, die auf den westafrikanischen Zweig der Niger-Kongo-Sprachgruppe spezialisiert sind, vor eine Herausforderung. Das Gespräch zwischen der aus Guinea kommenden Diallo und ihrem aus Sierra Leone stammenden Gesprächspartner Amara Tarawally wurde in „einem besonders obskuren Dialekt“ von Diallos Muttersprache Fulfulde geführt, wie das Magazin Time berichtet. Fulfulde, auch Ful bzw. Fulani, genannt, wird insbesondere in Westafrika gesprochen und gilt als äußerst variantenreich und grammatikalisch sehr komplex. Die Sprache verfügt über 24 Nominalklassen.
Dies war u.a. der Grund dafür, warum die Anfertigung der Übersetzung des Dialogs mehrere Wochen dauerte. Währenddessen hatte neben anderen Enthüllungen vor allem das Telefongespräch Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers geweckt. Nun erklärte Diallos Anwalt Thompson, nachdem er und seine Mandantin den Mitschnitt zusammen mit einem Übersetzer im Büro des Staatsanwalts abgehört hatten, die Worte des Zimmermädchens seien falsch wiedergegeben worden. Ferner habe sie nicht den Freund im Gefängnis angerufen, sondern er sie.
Thompson hat bereits angekündigt, dass Diallo Zivilklage erheben wird. Im Namen von Strauss-Kahn äußerte sich einer seiner Verteidiger, William W. Taylor III., zu dem Übersetzungsstreit: Er beschrieb die Ausführungen von Diallos Anwalt schlichtweg als „außergewöhnlich irreführend“. Strauss-Kahn weist die Vergewaltigungs-Vorwürfe zurück.
[Text: Jessica Antosik: Quelle: welt.de, 28.07.2011; wikipedia.de. Bild: International Monetary Fund (Wikipedia).]