Welt am Sonntag: „Erhebliches Gewaltpotenzial in Übersetzerszene“

gewaltbereite Übersetzerin

Am 30. September war Weltübersetzertag. Und das bereits zum 21. Mal. Innerhalb der Übersetzungsbranche hat sich das inzwischen durch die alljährlichen Pressemitteilungen der Übersetzerverbände und Hinweise in Fachmedien wie uepo.de zumindest halbwegs herumgesprochen.

Ebenso erstaunlich wie erfreulich ist, dass sich mit der Welt am Sonntag auch eine große überregionale Zeitung des Themas angenommen hat. Der Autor Konstantin Richter weist auf den „karitativen Charakter“ der Veranstaltung hin. Es gehe darum, eine Gruppe von Leuten zu würdigen, die allzu oft übersehen werde. Übersetzer gingen einer anspruchsvollen Arbeit nach, würden aber oft behandelt „wie Raumpflegepersonal“. Die meisten Literaturübersetzer würden lediglich ein Monatseinkommen von 1000 Euro erzielen. Deren Elend wäre nur halb so groß, „wenn sie für ihre Dienstleistungen angemessen bezahlt würden“, so der Feuilletonist. Mit einem Augenzwinkern weist er darauf hin, dass in der Branche eine Zeitbombe tickt:

Man kann also davon ausgehen, dass in der Übersetzerszene ein erhebliches Gewaltpotenzial vorhanden ist. Kaum eine andere Bevölkerungsgruppe ist in den letzten Jahrzehnten tiefer gedemütigt worden, und es ist unwahrscheinlich, dass der Übersetzertag immer so friedlich ablaufen wird wie dieses Mal. Im schlimmsten Fall wird der 30. September zum 1. Mai des Literaturbetriebs. Mit geballten Fäusten laufen sie durch gehobene Wohnviertel, fackeln Verlegerautos ab und skandieren: „Ohne uns keine Weltliteratur!“ Oder sie knüppeln Kritiker nieder, die den neuen Vargas Llosa gelobt haben, ohne den Übersetzer zu nennen. Das muss um jeden Preis verhindert werden.

Den vollständigen Artikel können Sie auf der Website der Welt am Sonntag lesen.

[Text: Nina Neumann. Quelle: Welt am Sonntag, 02.10.2011. Bild: Eisenhans/Fotolia.de.]