Dolmetscher und Übersetzer, die sich für die jüngsten wissenschaftlichen Entwicklungen auf ihrem Gebiet interessieren, können auf ein neues Fachmagazin zugreifen: TC3 – Translation: Computation, Corpora, Cognition lautet der Titel des Journals, das sich mit neuen Erkenntnissen auf dem Gebiet Übersetzen und Dolmetschen befasst. Als Open Access Journal steht es allen Interessenten kostenfrei im Internet zur Verfügung. Mit TC3 schließen wir eine Lücke in der Translationswissenschaft, teilt Prof. Dr. Silvia Hansen-Schirra von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) dazu mit. Andere Fachzeitschriften auf diesem Gebiet sind entweder eher theoretisch oder aber didaktisch ausgerichtet. Wir legen dagegen unseren Schwerpunkt auf die empirische Forschung. Die Professorin für Englische Sprach- und Übersetzungswissenschaft in Germersheim gibt das Journal zusammen mit Prof. Dr. Stella Neumann von der RWTH Aachen und Dr. Oliver Čulo vom International Computer Science Institute in Berkeley, Kalifornien heraus.
Der Titel TC3 Translation: Computation, Corpora, Cognition beschreibt die Themengebiete, mit denen sich das Journal insbesondere befassen wird. Computation deckt den Bereich der maschinellen und computergestützten Übersetzung ab, die vor etwa zwanzig Jahren Einzug in die professionelle Übersetzungs- und Dolmetscharbeit gehalten hat und heute aus dem Berufsalltag nicht mehr wegzudenken ist. Alles, was dem Dolmetscher und Übersetzer hilft, seine Tätigkeit schneller und zuverlässiger auszuführen, soll nach den Worten von Hansen-Schirra in dem neuen Journal thematisiert werden. Dazu gehören neue Tools und Online-Ressourcen ebenso wie neue Oberflächen und Mensch-Maschine-Schnittstellen.
Corpora spricht das Feld der Korpuslinguistik an, die Mitte der 90er Jahre in der Translationswissenschaft aufgekommen ist. Dolmetscher und Übersetzer sammeln Paralleltexte zu bestimmten Themen, um sich auf dieser Basis die Terminologie und Syntax zu erarbeiten. In den Anfängen handelte es sich noch um Textsammlungen auf Papier, heute stehen Korpus-Programme für die elektronische Suche und Archivierung zur Verfügung. Cognition schließlich nimmt Bezug auf die Verarbeitung der Informationen und die Denkprozesse, die beim Übersetzen ablaufen. Beispielsweise werden in der Schreibprozessforschung die Tastaturbewegungen beobachtet und analysiert, um die Entstehung eines ersten Übersetzungsentwurfs und seine Überarbeitung zu verfolgen. Hansen-Schirra selbst hat in Germersheim ein Eye-Tracking-Labor aufgebaut, um den Translationsprozess und die Verständlichkeit von Texten empirisch zu erforschen.
In ihrer ersten Ausgabe von TC3 haben die Herausgeber den Schwerpunkt auf Corpora gelegt, um damit einer Korpus-Konferenz, die 2009 in Liverpool stattgefunden hat (Corpus Linguistics 2009), Raum zu geben. Die zweite Ausgabe, die in der ersten Jahreshälfte 2012 erscheinen soll, wird sich anlässlich einer computerlinguistischen Konferenz in Hamburg (GSCL 2011) des Themas Computation verstärkt annehmen. In allen Fällen legen die Herausgeber größten Wert auf Qualität. Wir haben renommierte internationale Gutachter für unser Projekt gewonnen und werden versuchen, die Veröffentlichungen auf höchstem Niveau zu halten, kündigt Hansen-Schirra an. Jeder eingereichte Text wird einem doppelt verdeckten Gutachten unterzogen, bei dem weder der Autor, noch der Gutachter den jeweils anderen kennt.
Die Publikation erfolgt, wie in der Disziplin üblich, in englischer Sprache. Als Besonderheit wird jedoch in jeder Ausgabe ein Aufsatz in einer anderen Sprache veröffentlicht werden, egal welcher: Gutachter für TC3 sind in China ebenso wie in Brasilien zu Hause und können die Einsendung in den verschiedensten Sprachen prüfen. Das Journal ist sowohl für die Leser als auch für die Autoren kostenfrei und wird von den beiden Lehrstühlen in Germersheim und Aachen finanziell getragen. TC3 Translation: Computation, Corpora, Cognition ist im Internet unter der Adresse http://www.t-c3.org/ zu finden.
Die Herausgabe des Magazins erfolgte in Kooperation mit der Universitätsbibliothek der JGU, die damit in die Publikation von Open Access Journals einsteigt. Der Bereich soll in Zukunft noch ausgebaut werden.
weitere Informationen unter www.uni-mainz.de
[Text: Uni Mainz. Quelle: Pressemitteilun g Uni Mainz, 31.1.2012. Bild: Uni Mainz.]