Europäisches Patentamt und Google starten maschinelle Übersetzung bei Patentrecherche

Ein großer Schritt ist getan: Damit ein besserer Zugang zu Patentdokumenten in unterschiedlichen Sprachen gewährleistet werden kann, hat das Europäische Patentamt (EPA) auf seiner Website ein Übersetzungstool namens patent translate eingerichtet. Dieses Tool basiert auf derselben Technik wie Google Translate und erlaubt es, Dokumente aus dem Englischen ins Deutsche, Französische, Spanische, Italienische, Portugiesische und Schwedische zu übersetzen. Eine Übersetzung aus den genannten Sprachen ins Englische ist ebenfalls möglich. Durch diesen Service werden 90 % aller in Europa ausgestellten Patente abgedeckt. Ende 2014 soll sich die Anzahl der Sprachem für die das Übersetzungstool genutzt werden kann, auf 28 erhöht haben und damit sämtliche Sprachen der EPA-Länder abdecken. Zusätzlich sollen auch Chinesisch, Japanisch, Koreanisch und Russisch in das Angebot mit aufgenommen werden.

„Wir haben heute den Grundstein dafür gelegt, dass Sprachbarrieren aus dem Bereich der Patentdokumentation in Zukunft auch außerhalb von Europa beseitigt werden können,“ erläutert EPA-Präsident Benoît Battistelli. „Patent translate ermöglicht Firmen und Erfindern, diejenigen Dokumente, die für sie von Bedeutung sind, herauszufiltern und in ihre eigene Sprache zu übersetzen. Ferner erleichtert es die Einführung des EU-Patents [offizielle Bezeichnung: „Europäisches Patent mit einheitlicher Wirkung“], bei dem Regelungen für die Übersetzung eine wichtige Rolle spielen. Das neue Tool unterstreicht die führende Rolle des Europäischen Patentamts als größter Anbieter von frei zugänglichen Patentdaten. Außerdem trägt es dazu bei, das gemeinsame Ziel von Google und dem Europäischen Patentamt zu verwirklichen: Eine Verbesserung des Zugangs zu den in Patenten enthaltenen technischen Informationen – unabhängig von der Sprache des Nutzers.“

Antoine Aubert, Head of Public Policy von Google Brüssel, erläutert: „Die Partnerschaft zwischen EPA und Google hat zu einer großartigen technischen Lösung für eine komplexe Herausforderung geführt: Bessere Übersetzungen von und ein besserer mehrsprachiger Zugriff auf Patentinformationen. Wir freuen uns sehr, unseren Service für sieben Sprachen mit Hilfe der Google-Translate-Techologie auf der Website des EPA anbieten zu können. Wir arbeiten daran, das System weiter zu verbessern und im Lauf der nächsten Jahre auch die restlichen 21 Sprachen des Europäischen Patentamts anzubieten.“

Die Zusammenarbeit mit Google besteht erst seit knapp einem Jahr und hat bereits jetzt zu einer Verbesserung im Bereich der maschinellen Übersetzung von Patenten geführt. Dies war möglich durch die Einspeisung von mehreren hunderttausend erstklassig übersetzten Patenten in den jetzt vom EPA angebotenen sieben Sprachen. Mit diesen wurde Google Translate „gefüttert“ und „trainiert“. Weitere Verbesserungen werden sich durch das stetige Hinzufügen anderer Textkorpora ergeben.

In einer weiteren Ausbaustufe sollen 2013 die Sprachen Dänisch, Niederländisch, Finnisch, Ungarisch und Norwegisch hinzukommen. Ende 2014 soll das System dann mit 32 Sprachen vollständig aufgebaut sein.

Der Link zur Patentübersetzung: www.epo.org/patent-translate

Mehr zum Thema auf uepo.de:
2011-04-01: Europäisches Patentamt und Google beseitigen Sprachbarrieren für Europas Erfinder

[Text: EPA. Übersetzung: Nina Neumann. Quelle: Pressemitteilung EPA, 29.02.2012. Bild: Pressestelle EPA.]