Übersetzertag im Rahmen des poesiefestivals berlin

Die Weltlesebühne, ein Zusammenschluss von Übersetzern aus Berlin, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Heidelberg, Köln und Zürich, bietet am 3. Juni 2012 interessante Veranstaltungen zum Thema Literaturübersetzen in Berlin an. Am Übersetzertag im Rahmen des 13. poesiefestivals berlin, das vom 1. bis 9. Juni 2012 stattfindet, besteht die Möglichkeit, in der Akademie der Künste an einem Kolloquium und Gespräch teilzunehmen:

1. „Colloquium: Living in translation“

Der Lyriker Hendrik Jackson berichtet aus seiner Erfahrung mit den verschiedensten freien Arten von Übersetzung, von der „Nachdichtung“ über die inspirierte Neudichtung bis hin zum nachahmenden Pastiche. Hartmut Fähndrich, Arabist, spannt einen Bogen über 13 Jahrhunderte fruchtbaren Austauschs zwischen der arabischen und europäischen Welt, die Stationen: die Übersetzungen aus dem Griechischen ins Arabische im Bagdad des 8.-10. Jhs., die Übersetzerschulen Toledos mit ihren Übertragungen aus dem Arabischen ins Lateinische im 12.-13. Jh., die französische Übersetzung von „Tausendundeiner Nacht“ im 18. Jh. und schließlich der Kultur- und Wissensaustausch der letzten zweihundert Jahre. Die Musikwissenschaftlerin Dörte Schmidt beschäftigt sich mit Cover-Versionen und zieht Verbindungslinien zur Übersetzung „heiliger Texte“: Kann es sein, dass das Covern eines Kult-Songs von Bob Dylan für manche Interpreten genau dies ist?

2. Gespräch „Der Koran – auf Deutsch“

Nach dem 11. September 2001 war der Koran in allen westlichen Buchhandlungen ausverkauft, das Interesse am heiligen Text der Muslime, plötzlich ein Politikum, war groß. Doch was ist das für eine „mündliche Schrift“, von deren Schönheit man immer hört? Lässt sie sich in fremde Sprachen übertragen? Auch wenn es schon oft versucht wurde – die Übersetzung des Korans stellt den Übersetzer nicht nur vor linguistische, sondern auch vor poetische, ästhetische, theologische und politische Herausforderungen. Die Islamwissenschaftler Hartmut Bobzin und Ahmad Milad Karimi haben diese Herausforderungen – und Verlockungen – mit jeweils unterschiedlichen Voraussetzungen und Absichten angenommen und den Koran auf Deutsch publiziert. Sie sprechen über Wege und Irrwege der Übersetzung, über das Zusammenspiel von wissenschaftlichem und künstlerischem Denken und diskutieren ihre Lösungsansätze. Ein Vergleich ausgewählter Textpassagen und Rezitation und Lesung auf Arabisch und Deutsch gehören dazu.

Weitere Informationen zu dem Übersetzertag finden Sie auf der Website der Weltlesebühe.

Über die Weltlesebühne

Die Weltlesebühne wurde Anfang 2009 zur Förderung einer lebendigen Übersetzungskultur ins Leben gerufen. Die Veranstaltungen der Weltlesebühne beschäftigen sich mit der internationalen Literatur und den oftmals unbekannten Co-Autoren, sprich den Literaturübersetzern. Als Weltenbummler der Literatur lesen Übersetzer die Welt. Sie schreiben Weltliteratur, indem sie in ihrer Sprache neu erfinden, was andere geschaffen haben. Allerdings wird das so neu entstandene Werk unter dem Namen des ursprünglichen Autors und nicht des literarischen Übersetzers weiter verbreitet. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen der Weltlesebühne stehen Übersetzungen aus unterschiedlichen Sprachen sowie Epochen. Die Übersetzer erzählen über ihre Werkstatt diskutieren mit den Teilnehmern über Sprachen und Kulturen. Der eingetragene Verein Weltlesebühne e. V. verhilft Literaturübersetzern überregional zu mehr Sichtbarkeit und zielt darauf ab, ihre Arbeit einem breiteren Publikum näherzubringen.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: weltlesebuehne.de.]