Eurobarometer: Fremdsprachen für EU-Bürger wichtig

Die EU-Bürgern sehen Fremdsprachen als äußerst wichtig an. Ihre eigenen Sprachkenntnisse sind allerdings häufig ausbaufähig. Zu diesem Ergebnis ist die Europäische Kommission in einer repräsentativen Umfrage gekommen, an der rund 27.000 EU-Bürger teilgenommen haben.

In der am 19. Juni 2012 in Brüssel veröffentlichten Eurobarometer-Umfrage über die Ansichten der EU-Bürger zu Mehrsprachigkeit und Fremdsprachenerwerb sagten neun von zehn Befragten, dass Fremdsprachen nützlich und hilfreich seien. 98 Prozent der Teilnehmer gaben an, die Beherrschung von Fremdsprachen spiele eine große Rolle für die Zukunft ihrer Kinder. Die Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität, wenn es in der Praxis um Fremdsprachenkenntnisse geht, ist jedoch enorm. Eine getrennte Studie der Europäischen Kommission, die erste europäische Erhebung zur Sprachenkompetenz, hat jedoch ergeben, dass lediglich 42 Prozent der Jugendlichen aus 14 EU-Staaten die erste Fremdsprache, die sie in der Schule lernten, tatsächlich sprachen und verstanden. 14 Prozent der Befragten beherrschten nicht einmal die Grundlagen der in der Schule erlernten Fremdsprache. Bei der zweiten Fremdsprache sehen die Zahlen noch schlechter aus: Etwa 20 Prozent verfügten nicht über die Grundkenntnisse.

94 Prozent der Deutschen sagten, Englisch sei die wichtigste Fremdsprache. Aber nur 56 Prozent erklärten, Englisch gut genug zu sprechen, um in dieser Sprache ein Gespräch führen zu können. 27 Prozent waren der Ansicht, die Kinder sollten Französisch lernen. Doch nur 14 Prozent gab an, Französisch sprechen zu können.

Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, kommentierte die Umfrage wie folgt: „Dieses Eurobarometer zeigt, dass Mehrsprachigkeit und Sprachenerwerb den Menschen sehr wichtig sind, worüber wir uns freuen sollten. Allerdings müssen wir auch mehr dafür tun, das Lehren und Lernen von Fremdsprachen zu verbessern. Die Fähigkeit, in einer fremden Sprache zu kommunizieren, erweitert den Horizont und öffnet Türen; sie verbessert die Beschäftigungsfähigkeit und öffnet Unternehmen mehr Chancen auf dem Binnenmarkt.“

Der Prozentsatz der EU-Bürger, die nach eigenen Angaben in einer Fremdsprache kommunizieren können, sank um zwei Prozent von 56 auf 54 Prozent. Laut der Europäischen Kommission ist diese Entwicklung dadurch zu erklären, dass die Sprachen Russisch und Deutsch in vielen Schulen Mittel- und Osteuropas keine Pflichtfächer mehr sind. Die besten Fremdsprachenkenntnisse waren in kleineren EU-Mitgliedsstaaten zu verzeichnen: Luxemburg (98 %), Lettland (95 %), Niederlande (94 %), Malta (93 %), Slowenien und Litauen (jeweils 92 %) sowie Schweden (91 %).

Mehr als die Hälfte der Menschen in Europa (53 %) verwenden Fremdsprachen am Arbeitsplatz und 45 % meinen, sie haben dank ihrer Fremdsprachenkenntnisse eine bessere Arbeitsstelle in ihrem eigenen Land bekommen.

Die fünf am häufigsten gesprochene Fremdsprachen sind nach wie vor Englisch (38 %), Französisch (12 %), Deutsch (11 %), Spanisch (7 %) und Russisch (5 %).

Deutsch ist immer noch die Sprache mit den meisten Muttersprachlern (16 %). Platz zwei und drei belegen Englisch und Italienisch (13 %), gefolgt von Französisch (11 %) sowie Spanisch und Polnisch (je 8 %).

Die Europäische Kommission möchte das Sprachenlernen durch das neue Programm „Erasmus für alle“ noch stärker fördern. Die Kommission beabsichtigt, mehr Mittel für Sprachkurse für Menschen bereitzustellen, die im Ausland studieren, sich aus- und weiterbilden oder Freiwilligendienst leisten möchten.

Eine Zusammenfassung der Eurobaromter-Umfrage finden Sie hier in einer Pdf-Datei auf Deutsch.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: europa.eu, 21.06.2012; europeonline-magazine.eu, 21.06.2012.]