Anfang 2013 startet ein Pilotprojekt für einen Dolmetschdienst für Krankenhäuser, Arztpraxen sowie Rehabilitations- und Pflegeinstitutionen. Ins Leben gerufen wurde das Projekt von der Österreichischen Plattform für Patientensicherheit, dem Gesundheitsministerium und dem Wiener Institut für Ethik und Recht in der Medizin. Auf diese Weise sollen die Kommunikationsprobleme zwischen fremdsprachigen Patienten und Ärzten behoben werden.
Bei uns werden sehr viele Beschwerden zu Kommunikationsproblemen behandelt. Viele Beschwerdeführer haben Migrationshintergrund. Kommunikation ist eine ganz wichtige Grundlage für eine zielführende Behandlung. Wo es Probleme mit der Kommunikation gibt, entstehen Konflikte, berichtet Helga Willinger von der Wiener Patientenanwaltschaft.
Abgesehen bei akuten, lebensbedrohlichen Notfällen kann nur ein ausreichend aufgeklärter Patient seine Zustimmung zu einer Heilbehandlung geben. Ist dies nicht der Fall, drohen den Ärzten oder dem Krankenhaus eine straf- und privatrechtliche Haftung. Jede Person hat in Österreich das Recht auf gleichen Zugang zu Gesundheitsleistungen. Dies gestaltet sich jedoch wegen sprachlicher Barrieren oft schwierig. In Österreich leben momentan 1,1 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund.
Häufig greift man auf Familienangehörige oder Kinder der Patienten zurück, um die sprachlichen Barrieren aus dem Weg zu räumen. Oftmals ist das jedoch mit Fehlern und unzumutbaren Belastungen verbunden. Aus dieser Sicht ist zu sagen, dass das Übersetzen mit qualifizierten Dolmetschern sicherlich eine Möglichkeit der Verbesserung ist, so Willinger.
Das Pilotprojekt Videodolmetschen soll genau dies erproben. Maria Letecka-Pulker vom Institut für Ethik und Recht in der Medizin sagt: Ziel ist der Aufbau eines zentralen Dolmetschdienstes für [die] Sprachen [Türkisch, Bosnisch, Kroatisch, Serbisch] und für [die] Gebärdensprache. Das soll Konsekutivdolmetschen via Video-Verbindung für 16 Stunden täglich [6.00 Uhr bis 22.00 Uhr] ermöglichen. Primär angewendet werden soll dieses Service in Ambulanzen, aber es soll auch für niedergelassene Praxen, Rehabilitationszentren und Geriatrieeinrichtungen bereit stehen.“
Das Projekt soll zwei Jahre laufen. Die Kosten für jedes teilnehmende Krankenhaus belaufen sich auf 51.000 Euro pro Jahr. Dies entspricht etwa dem Gehalt eines Dolmetschers mit 40 Wochenstunden.
[Text: Jessica Antosik. Quelle: derstandard.at, 25.06.2012. Bild: uepo-Archiv.]