Krise in Südeuropa: Italiener stürmen Deutschkurse

Nicht nur die Spanier und Portugiesen stürmen die Deutschkurse in Goethe-Instituten. Auch Tausende Italiener lernen plötzlich in Schulen, Universitäten, in Kursen des Goethe-Instituts oder in privaten Sprachschulen Deutsch. Dies rührt daher, dass auch in der Repubblica Italiana Arbeits- und Perspektivlosigkeit herrscht. Aufgrund der Wirtschaftskrise möchten sich viele Italiener auf die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle in Deutschland machen. Doch dafür sind Deutschkenntnisse unerlässlich.

Und das, obwohl die Sprache Goethes lange als schwer und wenig nützlich galt. Nicht nur die Grammatik lässt die Auswanderungswilligen ratlos. Auch die zungen-, lippen- und halsbrecherische Aussprache birgt ihre Schwierigkeiten. Der in Italien nach wie vor vergötterte Formel-1-Pilot Michael Schumacher wird selbst von den Experten im italienischen Fernsehen „Skumaker“ genannt.

Mehr als 400.000 italienische Schüler in Mittel- und Oberschulen wählen mittlerweile Deutsch als zweite Fremdsprache. Im Jahre 2011 stieg die Zahl der Deutschlerner um 18 Prozent an; in diesem Jahr ist jedoch mit einem größeren Anstieg zu rechnen. Französisch und Spanisch hingegen liegen im Abwärtstrend.

Auch Sprachschüler weit jenseits des Schulalters lernen privat „Deutsch für Ärzte“ oder „Deutsch für Juristen“. Lehrer und Ingenieure erlernen ebenso die deutsche Sprache, weil sie sich dadurch bessere Chancen auf einen guten Job und ein ordentliches Gehalt erhoffen.

In Griechenland nahm die Zahl der Deutsch-Büffler innerhalb von einem halben Jahr gar um 30 Prozent zu.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: spiegel.de, 28.10.2012. Bild: Lizenz: PD.]

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