Vor dem Feldlager der Bundeswehr im nordafghanischen Kundus haben sich am 30.03.2013 rund 35 ehemalige afghanische Hilskräfte versammelt, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. „Die Sicherheitslage verschlechtert sich hier, und die Bundeswehr hat uns alleine gelassen“, erklärte der 24-jährige Dolmetscher Aliullah Nasari als Sprecher seiner Kollegen laut dpa. Die Bundeswehr solle ihnen dabei helfen, außer Landes zu kommen, oder Asyl in Deutschland gewähren.
Bundeswehr-Oberst York von Rechenberg erklärte, Nasari sei ins Feldlager gebeten worden. Dort habe man ihm versichert, die Ängste auch ehemaliger Mitarbeiter würden sehr ernst genommen. Von den etwa 500 afghanischen Mitarbeitern hätten sich bislang „zehn bis zwölf“ an die Bundeswehr gewandt, weil sie sich bedroht fühlten. Die Einzelfälle würden anhand eines Kriterienkataloges geprüft. Entscheidungen würden aber in Berlin gefällt.
Zurzeit berät das deutsche Innenministerium gemeinsam mit dem Verteidigungs- und Außenministerium, wie mit ehemaligen afghanischen Hilfskräften beim Truppenabzug verfahren werden soll.
Noch 2013 will die Bundeswehr ihr Feldlager in Kundus schließen und einen Außenposten in der Nachbarprovinz Baghlan an die Afghanen übergeben. Bereits 2012 zogen die Deutschen aus dem Standort in Feisabad ab. Bis Ende 2014 soll dann auch das Hauptquartier im nordafghanischen Masar-i-Scharif aufgegeben werden.
Hilfskräfte wie Sprachmittler, Fahrer, Handwerker und Reinigungskräfte fürchten um ihr Leben, sobald die ausländischen Besatzungstruppen abgezogen sind. Die Taliban und viele Einheimische betrachten sie als Kollaborateure.
Mal Gastfreundschaft, mal blanker Hass


Richard Schneider