Deutsche Bahn erneuert Versprechen, häufiger die deutsche Sprache zu verwenden

InterCityExpress
Bild: Hans-Joachim Kirsche / DB

Die Deutsche Bahn AG hat laut Welt am Sonntag ihr 2010 abgegebenes Versprechen erneuert, sowohl in der Kundenansprache als auch intern zunehmend die deutsche Sprache zu verwenden. Nur eingeführte und verständliche Markennamen wie „BahnCard“ und „InterCity“ sollen davon ausgenommen bleiben.

Index überflüssiger Anglizismen mit 2.200 Einträgen

Helfen soll ein Anglizismenindex mit 2.200 Einträgen. Er erläutert Mitarbeitern, wie man deutsch-englisches Kauderwelsch („Denglisch“) vermeidet und Produkte, Dienstleistungen und Sachverhalte auf gut Deutsch formuliert. Die Bahnmitarbeiter sollen „ihren alltäglichen Sprachgebrauch kritisch unter die Lupe nehmen, um eine inflationäre Verwendung englischer und scheinenglischer Begriffe zu bremsen“, so ein leitender Angestellter der Bahn gegenüber der Zeitung.

Auch die Rechtschreibregeln will man künftig ernster nehmen. Das frühere, von einem großen Binnen-Z verunstaltete „ReiseZentrum“ wurde bereits vielerorts wieder in „Reisezentrum“ umbenannt.

Schild Reisezentrum
Das „ReiseZentrum“ heißt jetzt wieder Reisezentrum. – Bild: Volker Emersleben / DB

Rüdiger Grube hat Rückkehr zur deutschen Sprache zur Chefsache erklärt

Im Jahr 2010 hatte der damals neue Bahnchef Rüdiger Grube angekündigt, die Anglizismenflut zurückzudrängen. Diese war 1994 nach der Fusion von Deutscher Bundesbahn und Deutscher Reichsbahn sowie der Umwandlung der ehemaligen Staatsbahnen in eine privatwirtschaftliche Aktiengesellschaft über die Bahn hereingebrochen. Das pseudokosmopolitische Kauderwelsch hatten sich die von der Bahn beauftragten Werbestrategen ausgedacht.

Fahrkarten heißen seitdem „Tickets“ und ein Schalter war ein „Counter“. In der Kritik standen aber vor allem die überwiegend englischsprachigen Bezeichnungen für Produkte und Dienstleistungen. Diese wurden in den vergangenen drei Jahren teilweise wieder eingedeutscht:

  • Die ehemalige „BahnCard First“ wird nun als das bezeichnet, was sie ist, nämlich eine „BahnCard 1. Klasse“.
  • Die „Auskunft“, früher als „Service Point“ bezeichnet, heißt jetzt „DB Informationen“. Warum man nicht den Singular genommen und damit gleich auch die englische und französische Sprache abgedeckt hat, bleibt allerdings rätselhaft.
  • Die vor vielen Bahnhöfen aufgestellten Schilder mit der Beschriftung „Kiss & Ride-Zone“, deren Bedeutung sich den meisten Bahnkunden nicht erschloss, wurden abmontiert und durch den Hinweis „Kurzzeit-Parkplätze“ ersetzt.
  • Die bahneigene Fahrradvermietung, „Call a Bike“, soll um den Zusatz „das Mietrad-Angebot“ ergänzt werden.

Die „Touchpoints“ von „Touch &Travel“

Touchpoint
Bild: VDS

Für das Touch&Travel-System mit seinen Touchpoints auf den Bahnsteigen ist den Eisenbahnern allerdings noch keine verständliche Bezeichnung eingefallen.

Hinter dieser kryptischen Wortschöpfung verbirgt sich Möglichkeit, mit dem Mobiltelefon bargeldlos und flexibel Fahrstrecken zu buchen. Über eine App meldet man sich vor Fahrtbeginn bei einem Touchpoint an und am Zielort am dortigen Touchpoint wieder ab. Dazu genügt es, das Telefon vor den Touchpoint zu halten. Die Fahrtkosten werden dann später vom Bankkonto abgebucht.

Denglisch-Rückfall mit „BahnCard Business“

Dass es schwierig ist, gute Vorsätze einzuhalten, zeigt die Einführung der neuen englischen Bezeichnung „BahnCard Business“ Mitte 2011. Dabei handelt es sich um eine BahnCard für Geschäftskunden. Die damit erworbenen Fahrkarten für Geschäftsreisen zählen zum „bahn.corporate Volumen“ eines Unternehmens, was immer das auch sein mag.

Deutsche Bahn zweimaliger Sprachpanscher des Jahres

Bereits zweimal – 1999 und 2007 – war die Deutsche Bahn wegen der übermäßigen Verwendung überflüssiger Anglizismen vom Verein Deutsche Sprache (VDS) zum „Sprachpanscher des Jahres“ gekürt worden.

Die jetzt erneuerte Selbstverpflichtung wird von VDS-Sprecher Holger Klatte begrüßt. Dies sei „ein Schritt hin zu mehr Verständlichkeit auf Deutschlands Bahnhöfen“.

Mehrfache Ermahnung durch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer

Auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte den größten mitteleuropäischen Mobilitätsdienstleister in den vergangenen Jahren mehrfach aufgefordert, in der Kommunikation mit deutschsprachigen Kunden vorzugsweise die deutsche statt der englischen Sprache zu verwenden. Das Ministerium besitzt in dieser Hinsicht durchaus Einflussmöglichkeiten, denn die Aktiengesellschaft der Deutschen Bahn befindet sich zu 100 Prozent im Besitz des Bundes.

Ramsauer war in dieser Hinsicht in seinem eigenen Ministerium mit gutem Beispiel vorangegangen und hatte seine Beamten angehalten, nicht mehr von einem „Kick-off-Meeting“, sondern einer „Auftaktveranstaltung“ zu sprechen. Statt wie früher „Task Forces“ werden nun wieder „Projektgruppen“ gebildet. Die Abteilung „Travel Management“ im Bundesverkehrsministerium wurde in „Reisestelle“ umbenannt und eine „Public Private Partnership“ heißt zumindest beim Bundesverkehrsministerium nun „öffentlich-private Partnerschaft“.

Richard Schneider