Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen hat die Zuständigkeit für die Durchführung von Sprachtests für ausländische Ärzte, die in Nordrhein-Westfalen in ihrem erlernten Beruf arbeiten wollen, auf die nordrhein-westfälischen Ärzte- und Zahnärztekammern übertragen.
Sie sind nach dem Heilberufsgesetz originär für die Fort- und Weiterbildung der Ärzteschaft zuständig. Die Kammern wurden angewiesen, nicht nur das Hörverstehen und die Sprachfertigkeit, sondern auch die schriftliche Ausdrucksfähigkeit zu überprüfen.
„Ärztinnen und Ärzte müssen nicht nur dieselbe Sprache sprechen wie ihre Patientinnen und Patienten, sie müssen auch in der Lage sein, Arztbriefe und Gesundheitsbescheinigungen richtig zu formulieren“, erklärte Ministerin Barbara Steffens anlässlich der Bekanntgabe des Inkrafttretens der neuen Zuständigkeit.
Bundesweit einheitliche Prüfungen gefordert
Zugleich forderte die Ministerin eine Angleichung der Sprachtests für alle Bundesländer auf dem (hohen) Niveau von Nordrhein-Westfalen, um einen Prüfungstourismus in Deutschland zu verhindern und Patienten vor Ärzten zu schützen, die die Anforderungen an den ärztlichen Beruf in Deutschland nicht erfüllen. „Ausländische Ärztinnen und Ärzte mit schwachen Deutschkenntnissen dürfen nicht gezielt in andere Bundesländer gehen und dort ihre Approbation erhalten“, so Barbara Steffens.
Auf Initiative von Nordrhein-Westfalen hatte die Gesundheitsministerkonferenz im Juni 2013 eine Länderarbeitsgruppe zur Entwicklung von Eckpunkten für einheitliche Sprachtests eingesetzt. Erste Ergebnisse sollen möglichst bis zum Frühjahr vorliegen.
Zahl ausländischer Ärzte hat sich in zehn Jahren verdoppelt
Innerhalb von weniger als zehn Jahren hat sich in Deutschland die Zahl der berufstätigen Ärzte aus dem Ausland nahezu verdoppelt. Auch in nordrhein-westfälischen Kliniken arbeiten viele Ärzte mit Migrationshintergrund.
Diese müssen vor der Arbeitsaufnahme neben gleichwertigen Fachkenntnissen auch die Beherrschung der deutschen Sprache nachweisen. Rund 6.000 der etwa 37.500 Ärzte an nordrhein-westfälischen Krankenhäusern stammen aus dem Ausland, das entspricht einem Anteil von etwa 16 Prozent.
Vereinheitlichung des Berufszugangs für Ärzte
Bundeseinheitliche Vorgaben gibt es seit dem 1. Januar 2014 auch für die Durchführung von Kenntnisprüfungen, in denen ausländische Ärzte die Gleichwertigkeit ihrer medizinischen Fähigkeiten nachweisen müssen.
Das Bundesministerium für Gesundheit hat durch eine Rechtsverordnung festgelegt, dass Personen, die ihre Ausbildung außerhalb der Europäischen Union absolviert haben, in einer mündlichen Prüfung mit simuliertem Patientengespräch vergleichbare Kenntnisse und Fähigkeiten wie in Deutschland ausgebildete Mediziner dokumentieren müssen. Diese Prüfung entspricht in etwa dem deutschen Staatsexamen. „Auch dies ist ein lange überfälliger Schritt zur Vereinheitlichung des Berufszugangs für Ärztinnen und Ärzte in Deutschland“, betonte Ministerin Steffens.
Die Bemühungen des Landes Nordrhein-Westfalen zum Erhalt eines hohen gesundheitlichen Versorgungsniveaus sind eingebettet in eine Gesamtstrategie, die ausländischen Ärztinnen und Ärzten eine Chance auf eine qualifizierte Berufstätigkeit gibt. Neben einer Lotsenstelle beim Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen, die eine allgemeine Unterstützung bei der Integration leistet, werden Kurse zur Verbesserung zur Sprachkompetenz organisiert. Aktuell laufen 28 Kurse mit rund 380 Personen.
Ärzte aus dem Ausland, die in Nordrhein-Westfalen in ihrem erlernten Beruf arbeiten möchten, müssen zur Berufsanerkennung in Nordrhein-Westfalen mindestens das Qualifikationslevel B2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (CEFR) sowie fachsprachliche Kenntnisse zur formalen Zulassung nachweisen. Auch eine mündliche Prüfung mit einem simulierten Arzt-Patienten-Gespräch ist in Nordrhein-Westfalen Standard. Daran ändert sich durch Übertragung der Sprachtest an die Ärztekammern und Zahnärztekammern nichts.
Deutschlandweit Ärztemangel
Nach Angaben der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen fehlen allein in diesem Bundesland derzeit rund 1.000 Ärzte. Viele Krankenhäuser versuchen, im Ausland Mediziner anzuwerben. So fand 2013 im griechischen Thessaloniki eine Jobmesse für Assistenzärzte statt.
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2012-11-10: Krankenhausdirektoren: “Mangelnde Deutschkenntnisse ausländischer Ärzte Gefahr für Patienten”
[Text: Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen, ergänzt von Richard Schneider. Quelle: Pressemitteilung Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen, 2014-01-06. Bild: Stephan Morrosch / Fotolia.]