Die Dolmetscher bei den Nürnberger Prozessen – Ausstellung an Uni Heidelberg

Dolmetschkabinen Nürnberger Prozesse
Die vier offenen Dolmetschkabinen im Nürnberger Gerichtssaal für die Verhandlungssprachen Englisch (vorne rechts), Russisch (vorne links), Französisch (hinten rechts) und Deutsch (hinten links). Deutlich zu erkennen ist, dass jede Kabine mit drei Dolmetschern besetzt war und dass den deutschen Dolmetschern die schlechtesten Plätze zugewiesen wurden.

Die Dolmetscher und ihre Tätigkeit bei den Nürnberger Prozessen gegen führende Vertreter der NS-Herrschaft stehen im Mittelpunkt einer Ausstellung, die während des Sommersemesters 2014 im Institut für Übersetzen und Dolmetschen (IÜD) der Universität Heidelberg gezeigt wird.

Das Simultandolmetschen bei dem Hauptverfahren in den Jahren 1945 bis 1946, das in den Sprachen Englisch, Französisch, Russisch und Deutsch geführt wurde, galt zu dieser Zeit als große Herausforderung und war kaum erprobt. Die Ausstellung „Ein Prozess – vier Sprachen. Wer waren die Dolmetscher bei den Nürnberger Prozessen?“, die am 28. April am Institut eröffnet wird, wurde vom Internationalen Verband der Konferenzdolmetscher AIIC erarbeitet.

Die Dolmetscher sorgten bei den sogenannten Nürnberger Prozessen, die aus einem Haupt- sowie zwölf Nachfolgeverfahren bis ins Jahr 1949 bestanden, für die zügige Verständigung zwischen Richtern, Anklägern, Verteidigern, Angeklagten und Zeugen, sie verhalfen damit auch der Technik des Simultandolmetschens zum Durchbruch.

„Kaum jemand interessierte sich allerdings dafür, wer die Dolmetscherinnen und Dolmetscher waren, woher sie kamen, wohin sie gingen. So blieben die Namen jener Frauen und Männer, die in Dreierteams in improvisierten Kabinen und mit einfachster Technik elf Monate lang viele Stunden täglich simultan dolmetschten, weitgehend unbekannt“, erläutert Konferenzdolmetscherin Elke Limberger-Katsumi, die die im vergangenen Jahr in Nürnberg erstmals gezeigte Ausstellung im Auftrag von AIIC Deutschland initiiert hat.

Im Mittelpunkt der Präsentation stehen Biographien der an den Prozessen beteiligten Dolmetscher, die – sofern fast 70 Jahre später noch rekonstruierbar – mithilfe von Text- und Bildmaterialien vorgestellt werden.

Dolmetschkabine Nürnberger Prozesse
Eines der dreiköpfigen Dolmetschteams im Einsatz. Jeder hat einen Kopfhörer und ein Glas Wasser, aber es gibt nur ein Mikrofon und ein Dolmetschpult. Für das Simultandolmetschen im Gerichtssaal standen pro Sprache drei Dreierteams zur Verfügung, die sich abwechselten.

Ausstellungseröffnung am 28.04.2014

Die Eröffnung der Ausstellung findet am 28. April 2014 im Konferenzsaal II des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen, Plöck 57a, statt und beginnt um 16.15 Uhr. Dabei wird Elke Limberger-Katsumi in das Thema einführen und eine Führung durch die Ausstellung anbieten. Ein Vortrag des Konferenzdolmetschers Didier Hespel in französischer Sprache beschäftigt sich mit der Geschichte des Simultandolmetschens von den Nürnberger Prozessen bis in die Gegenwart.

Zu sehen ist die Ausstellung „Ein Prozess – vier Sprachen“ bis zum 25. Juli. Die Öffnungszeiten sind montags von 16.00 bis 18.30 Uhr (zu den Veranstaltungen der Montagskonferenz) sowie freitags von 11.30 bis 12.30 Uhr und von 17.00 bis 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

[Text: Pressestelle Uni Heidelberg. Quelle: Pressemitteilung Uni Heidelberg, 22.04.2014. Bild: Museen der Stadt Nürnberg.]

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