UNIVERSITAS Austria verurteilt Festsetzung eines Dolmetschers der Beobachtermission in der Ukraine

Universitas AustriaDer Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen UNIVERSITAS Austria zeigt sich sehr besorgt über die Entführung von Mitgliedern einer internationalen Beobachtermission, unter ihnen ein deutscher Dolmetscher.

Prorussische Separatisten hatten am 25.04.2014 in der Nähe von Slawjansk in der Ostukraine einen Bus mit Militärbeobachtern aus Deutschland, Polen, Schweden, Tschechien und Dänemark in ihre Gewalt gebracht. Die Separatisten werfen den Soldaten, die zivile Kleidung trugen, Spionage für die NATO vor.

Wie der Vizechef des OSZE-Krisenpräventionszentrums, Claus Neukirch, bereits am Tag der Gefangennahme erklärte, waren die Militärbeobachter – anders als von den Medien permanent fälschlich berichtet – NICHT im Auftrag der OSZE unterwegs (Video: ORF-Interview mit Neukirch, 5:22 Minuten). Sie befänden sich vielmehr auf Einladung der Kiewer Übergangsregierung im Land, also aufgrund einer bilateralen Vereinbarung. Basis ihres Einsatzes sei das Wiener Dokument von 2011, das vertrauensbildende Maßnahmen und Rüstungskontrollen ermögliche.

Nach Angaben der deutschen Verteidigungsministerin Ursula van der Leyen befinden sich drei Offiziere der Bundeswehr und ein ziviler Sprachmittler in der Gewalt der Separatisten. Ein gesundheitlich angeschlagener schwedischer Inspektor wurde mittlerweile freigelassen.

UNIVERSITAS Austria: „Dolmetscher sind unparteiisch und neutral und dürfen nicht zum Spielball der Auseinandersetzung gemacht werden“

Alexandra Jantscher-Karlhuber
Alexandra Jantscher-Karlhuber

Dazu Alexandra Jantscher-Karlhuber, Präsidentin des Berufsverbandes und selbst aktive Dolmetscherin: „Wir verurteilen diese Festsetzung grundsätzlich und unsere Gedanken sind bei unserem Kollegen, der in Ausübung seines Berufes Opfer einer Gewalttat wurde. Es ist unsinnig, Dolmetscherinnen und Dolmetscher als Verbündete jener zu verstehen, für die sie arbeiten. Von ihrem Berufsethos her sind professionelle Dolmetscherinnen und Dolmetscher grundsätzlich unparteiisch und neutral. Es ist unerträglich, dass sie zum Spielball dieser Auseinandersetzung gemacht werden. UNIVERSITAS Austria, Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen, verurteilt diese Festsetzung ganz entschieden.“

Dagmar Jenner, die Generalsekretärin des Verbandes und ebenso aktive Dolmetscherin: „Leider ist es keine Seltenheit, dass Ausübende unseres Berufes in Konflikten zu Geiseln ihrer Auftraggeber gemacht werden oder sogar, wie etwa im Irak oder Afghanistan, ihr Leben lassen müssen. Wir verweisen nachdrücklich darauf, dass Dolmetscherinnen und Dolmetscher sich auf ihre wertvolle Funktion des Brückenbauens zwischen Menschen unterschiedlicher Sprache und Kultur beschränken, dabei aber stets neutral und zur Verschwiegenheit verpflichtet sind. Wir setzen auf die diplomatischen Bemühungen des deutschen Auswärtigen Amts, um alle Mitglieder der OSZE-Mission freizubekommen.“

Nachtrag

Am 03.05.2014 wurden die festgehaltenen Militärs auf internationalen Druck und nach russischer Vermittlung freigelassen. Russlands UN-Botschafter Witali Tschurkin hatte die offenbar unprofessionell vorbereitete und nicht mit der OSZE abgestimmte Mission zwei Tage zuvor scharf kritisiert. „Diese Fahrt war entweder eine Provokation der Führung in Kiew oder – verzeihen Sie – eine Dummheit“, sagte er in New York. „Wie kann man Offiziere in einen Bus setzen und ohne Absprachen in eine solche Region senden – ohne Dokumente, die ihren Status bestätigen?“ Moskau bemühe sich dennoch um eine Freilassung der Militärbeobachter aus der Gewalt der prorussischen Separatisten.

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[Text: UNIVERSITAS Austria, ergänzt von Richard Schneider. Quelle: Presseaussendung UNIVERSITAS Austria, 2014-05-02. Bild: UNIVERSITAS Austria.]