Auf der Website der deutschen Bundeswehr schildert ein Übersetzer und Dolmetscher seinen Arbeitsalltag im Kosovo. Matthias D. ist seit Mai 2014 Leiter des Sprachendienstes beim 38. deutschen Einsatzkontingent in Prizren. Dessen 740 Soldaten sind in die multinationale Kosovo Force (KFOR) eingebunden.
D. ist Vorgesetzter von sieben einheimischen Sprachmittlern, die als so genannte „Ortskräfte“ angestellt sind. Der Sprachendienst bietet Übersetzungs- und Dolmetschleistungen in den Sprachen Deutsch, Englisch, Albanisch, Serbisch und Türkisch an.
„Für die Kommunikation über Sprachbarrieren hinweg sind Sprachmittler unverzichtbar. Dies gilt auch für die Auslandseinsätze der Bundeswehr“, so Matthias D.
Alle Ortskräfte des Sprachendienstes sind schon seit vielen Jahren für das deutsche Einsatzkontingent als Sprachmittler tätig. Sie verfügen somit neben ihrer Sprachkompetenz auch über die notwendige Routine und Professionalität im Umgang mit den im Feldlager „beheimateten“ Soldaten. Darüber hinaus ist ihr kulturelles Hintergrundwissen von großer Bedeutung.
Die Anzahl der übersetzten Seiten pro Kontingent bewege sich ebenso wie die Dolmetschstunden „im oberen dreistelligen Bereich“. Leider wird kein Bezugszeitraum angegeben, sodass man nur vermuten kann, dass es sich um Monatswerte handelt. Der Sprachendienst biete auch eine Medienauswertung der großen kosovarischen und serbischen Online- und Printmedien an.
Matthias D. weiter:
Der Sprachendienst hat seine Arbeitsplätze immer in der Nähe der Kontingentführung, da die Aufträge vorrangig von dort kommen. Grundsätzlich stehen die Türen des Sprachendienstes jedoch allen Soldaten offen. Darüber hinaus werden auch die in Prizren stationierten österreichischen, schweizerischen und türkischen Kameraden sprachmittlerisch unterstützt.
Innerhalb kurzer Zeit muss der Sprachmittler in der Lage sein, von einem Sachgebiet ins nächste zu wechseln, beispielsweise von der Übersetzung eines Vertrages über ein Umweltgutachten bis hin zu einem Befehl. […] Dadurch ist die Tätigkeit hier im Einsatz sehr vielseitig und interessant. Zur Vielseitigkeit trägt auch bei, dass ich im Einsatz eben nicht nur übersetze, sondern auch als Besprechungsdolmetscher eingebunden bin, bei Terminabsprachen unterstütze und einen Einblick in die Personalführung bekomme.
Übersetzer und Dolmetscher beim Militär heißen „Sprachmittler“
Übersetzer und Dolmetscher werden beim deutschen Militär traditionell als „Sprachmittler“ bezeichnet. Das war nachweislich schon vor dem Zweiten Weltkrieg so (und vermutlich schon lange davor) und setzte sich auch in der Zeit der Spaltung fort. Sowohl die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR als auch die Bundeswehr beschäftigte „Sprachmittler“.
Nach der Wiedervereinigung entstand im Westen fälschlich der Eindruck, es handle sich um einen spezifischen DDR-Ausdruck, weil er in der DDR auch von den Universitäten („Diplom-Sprachmittler“) und Berufsverbänden („Sprachmittlerverband“) verwendet wurde.
In den letzten 20 Jahren wurde der „Sprachmittler“ auch im Westen als zuvor schmerzlich vermisster Oberbegriff für die Berufsbezeichnungen Dolmetscher (mündlich) und Übersetzer (schriftlich) dankbar aufgegriffen – zumindest von der Fachöffentlichkeit der Übersetzungsbranche.
In der Allgemeinsprache ist der Ausdruck unbekannt und findet keine Verwendung.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Bundeswehr, 2014-07-29. Bild: gemeinfrei; Presse- und Informationszentrum der Bundeswehr.]