Ganz so lange ist es nicht her, da wurde die Spezies der fest angestellten Sprachmittler vielfach als am Rande des Aussterbens bezeichnet, in einem Atemzug mit Vinyl-Schallplatten und handgeschriebener Korrespondenz. Bei den Briefen lässt das Comeback auf sich warten, während Schallplatten in gut sortierten Fachgeschäften sogar wieder zu finden sind.
Dagegen können wir bei Sprachmittlern in Festanstellung die nachhaltigste Ausprägung eines „Revivals“ konstatieren: 2011 waren laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung immerhin ca. 6.800 Sprachmittler in Festanstellung tätig, im Vergleich zu ca. 6.300 im Jahre 1999.
Das schreiben Michael Dear und Beate Hampel im Vorwort zu einem Sammelband, in dem sie ausgewählte Vorträge zusammengestellt haben, die auf dem „Tag der Sprachendienste“ in den Jahren 2010 bis 2014 gehalten wurden.
Der BDÜ veranstaltet die Tagung für angestellte Übersetzer und Dolmetscher seit 2010 in einem jährlichen Rhythmus.
Breite Themenpalette von maschineller Übersetzung bis Burnout
Das Buch präsentiert recht unterschiedliche Themen: maschinelle Übersetzung, Qualitäts- und Konfliktmanagement, Mehrwert des hausinternen Sprachendienstes, Burnout-Prävention, Englisch als Weltsprache und Gehälter.
Angestellte in sozialen Netzen und in Fachöffentlichkeit unterrepräsentiert
Mehr als 15 Prozent aller Übersetzer und Dolmetscher arbeiten in Festanstellung oder sind verbeamtet. In den Online-Foren der Branche melden sie sich jedoch nicht zu Wort, weil sie ihrem Arbeitgeber nicht den geringsten Anlass für eine Abmahnung oder Kündigung bieten wollen. Gerade die Beamten – auch bei der EU – haben eine panische Angst davor, im Internet Spuren zu hinterlassen. Dadurch entsteht fälschlich der Eindruck, es gäbe kaum noch Angestellte in der Übersetzungsbranche.
Auch in den Berufsverbänden fühlen sich die Angestellten nicht gut vertreten. Im Vorwort des Sammelbandes heißt es dazu:
Lange Zeit war unser Bundesverband so sehr auf die Bedürfnisse der Freiberufler fixiert, dass sich viele potenzielle oder gar bisherige Mitglieder nach Beginn ihrer Festanstellung vom Verband abgewandt haben (Originalton Vieler: „ich brauche den Verband ja nicht mehr“).
Um diesem Trend zu begegnen, geht der Verband seit 2010 gezielt auf die Festangestellten zu. Zunächst wurden „Referate“ für die angestellten Dolmetscher und Übersetzer im öffentlichen Dienst sowie in der freien Wirtschaft geschaffen (wir Referenten sind Fachexperten, die dem Bundesverband zuarbeiten und für diesen sowie die Mitgliedsverbände beratend und unterstützend tätig sind).
Die Herausgeber
Michael Dear ist seit 1997 als Übersetzer und Überprüfer bei der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main tätig und ist zudem Bundesreferent des BDÜ e. V. für angestellte Dolmetscher und Übersetzer im öffentlichen Dienst.
Beate Hampel arbeitet nach vielen Jahren in Festanstellung seit 2010 als freie Übersetzerin und Sprachtrainerin. Zudem ist sie Bundesreferentin des BDÜ e. V. für angestellte Dolmetscher und Übersetzer in der Wirtschaft.
Bibliografische Angaben
Michael Dear, Beate Hampel (Hg., 2014): Angestellte Übersetzer und Dolmetscher. Vielfältige Tätigkeitsfelder und Einflussfaktoren prägen den Berufsalltag. Berlin: BDÜ-Fachverlag. 170 Seiten, 23,00 Euro, ISBN 9783938430644.
Links zum Thema auf uepo.de
- 2013-08-23: BDÜ veranstaltet 4. Tag der Sprachendienste und angestellten Sprachmittler in Frankfurt
- 2011-11-19: Bundesagentur für Arbeit meldet: Wieder mehr feste Stellen für Übersetzer
[Text: Richard Schneider. Quelle: BDÜ-Fachverlag. Bild: BDÜ-Fachverlag.]