Das Landgericht Göttingen verhandelt seit eineinhalb Jahren gegen einen 48-jährigen Mann aus Bulgarien, dem acht Jahre Haft drohen. Der Angeklagte soll im Herbst 2011 der Drahtzieher beim Export von vier Kilogramm Heroin von Bulgarien nach Deutschland gewesen sein.
Der Handel flog auf, die Drogen wurden beschlagnahmt. Der ebenfalls aus Bulgarien stammende Kurierfahrer und zwei weitere Mittäter aus Litauen sind längst zu Haftstrafen zwischen dreieinhalb und viereinhalb Jahren verurteilt.
Der Prozess gegen den mutmaßlichen Hintermann schleppt sich hingegen dahin. Im Juli 2013 wurde er von der bulgarischen Polizei festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Auch nach 66 Verhandlungstagen ist noch kein Ende in Sicht, weil der offenbar überaus wohlhabende Angeklagte sich gleich drei Anwälte leistet und diese beauftragt hat, eine Verschleppungstaktik zu verfolgen.
Darüber hinaus hat er auf eigene Kosten eine zweite Dolmetscherin engagiert, die nicht dem Gericht, sondern nur ihm und seinen Anwälten zu Diensten ist.
Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine schreibt:
In den vergangenen Monaten haben die Verteidiger – zwei Rechtsanwälte aus Frankfurt und Potsdam sowie eine Anwältin aus Bulgarien – eine Vielzahl an Beweis- und Befangenheitsanträgen gestellt. Ungewöhnlich an dem Prozess ist auch, dass zwei Dolmetscherinnen im Einsatz sind: Eine hat das Gericht bestellt, die andere arbeitet im Auftrag der Verteidigung.
[Text: Richard Schneider. Quelle: HNA, 2015-06-19.]