Unter der Überschrift „Beamte schlagen Alarm: Justiz setzt Häftlinge im Häf’n [Knast] als Dolmetscher ein“ berichtet die österreichische Nachrichten-Website heute.at über den Einsatz von Häftlingen als Dolmetscher innerhalb des Gefängnisses Graz-Karlau in der Steiermark. Mit 525 Insassen ist die Anstalt das drittgrößte Gefängnis Österreichs.
„Täglich gehen bei uns die Zellentüren auf – und Insassen werden zum Dolmetschen abkommandiert. Russen, Serben, Araber und andere Nationalitäten“, berichtet ein Gefangener aus der berüchtigten Strafanstalt Karlau. Der Verwendungszweck von Anstaltsleiter Josef Mock für die Häftlinge ist vielfältig: vom Aufnahmegespräch über Arztbesuche bis hin zu Haftprüfungen. Auch Kemal L., verurteilter Hehler der [international tätigen und auf Juwelenraub spezialisierten] Pink-Panther-Bande, übersetzt für die Justiz.
Nach Angaben von heute.at sind viele im Justizvollzug tätige Beamte grundsätzlich gegen den Einsatz von Häftlingen als Dolmetscher und haben deshalb die Medien informiert. Ein Beamter erklärt: „Dadurch können sich Mafiosi und Terror-Sympathisanten wunderbar untereinander austauschen. Diese Gefahr wird vonseiten der Justiz ganz klar unterschätzt.“
Josef Schmoll, früher stellvertretender Leiter der Justizanstalt Wien-Josefstadt und heute Mitglied der im Justizministerium angesiedelten „Generaldirektion für den Strafvollzug und den Vollzug freiheitsentziehender Maßnahmen“ bestätigt die Meldungen: „Unsere Gefängnisse sind randvoll, vor allem im Osten. Und wenn Häftlinge andere Insassen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, unterstützen, sehe ich daran nichts Verbotenes.“
In „naher Zukunft“ wolle man in den österreichischen Gefängnissen aber verstärkt auf das Video-Dolmetschen zurückgreifen. Man befinde sich noch in einer Testphase, so Schmoll.
[Text: Richard Schneider. Quelle: heute.at, 2015-08-09. Bild: cevahir87 / Fotolia.]