2 Jahre BDÜ-Geschäftsklimaumfrage: Auftragslage und Geschäftserwartung der Einzelübersetzer durchweg positiv

Seit Anfang 2015 bittet der größte deutsche Übersetzerverband BDÜ einmal im Monat seine Mitglieder, online an einer anonym durchgeführten Umfrage zur Auftragslage und Geschäftserwartung teilzunehmen. Im Januar 2017 hat der Verband Grafiken veröffentlicht, die den Verlauf der Kurven über die Jahre 2015 und 2016 darstellen:

Entwicklung Auftragslage 2015/2016

Entwicklung Geschäftserwartung 2015/2016
Eingehende Analyse des Datenmaterials steht noch aus

Die eigene Auftragslage wurde im Dezember 2016 von einem Viertel der Umfrageteilnehmer als „gut“ und von deutlich mehr als der Hälfte sogar als „sehr gut“ bezeichnet. Auch der geschäftlichen Zukunft sehen drei Viertel der Befragten positiv entgegen. Darf man daraus ableiten, dass es den im BDÜ organisierten Einzelübersetzern und der Branche insgesamt blendend geht?

Aus anderen Quellen ist bekannt, dass der Umsatz der Übersetzungsbranche seit mehr als hundert Jahren wächst – in guten Zeiten um zweistellige, in Krisenzeiten um einstellige Prozentsätze. Die Zahl der ausgeschriebenen Angestelltenstellen steigt seit mehreren Jahren wieder kontinuierlich an. In den 1990er Jahren, auf dem Höhepunkt der Outsourcing-Welle in der Industrie, war es praktisch unmöglich, als Übersetzer eine Angestelltenstelle zu ergattern. Heute eröffnen sich Berufseinsteigern hingegen erneut vielfältige Möglichkeiten.

Der Übersetzungsbranche geht es also insgesamt gesehen tatsächlich gut – aber nicht sehr gut. Die Preise stagnieren seit vielen Jahren und sind in Teilbereichen sogar rückläufig. Der Preisdruck nimmt ständig zu. In diesem Zusammenhang wirken die Ergebnisse der Geschäftsklimaumfrage etwas zu euphorisch.

Ein Grund dafür könnte sein, dass sich die erfolgreichen Übersetzer eher an der Umfrage beteiligen als diejenigen, die kaum über die Runden kommen. Es wäre wünschenswert, dass mehr BDÜ-Mitglieder die Fragen beantworten, aber der Verband kann niemanden dazu zwingen.

Eine Bewertung der Daten durch den BDÜ und eine detaillierte Stellungnahme des Verbandes liegen nicht vor. Auch in der Vergangenheit wurden monatlich nur die nackten Fakten publiziert.

Rund 400 Übersetzer nehmen monatlich an Umfrage teil (5,3 Prozent der BDÜ-Mitglieder)

Die Umfrage wird auf der BDÜ-internen Kommunikationsplattform „MeinBDÜ“ durchgeführt. Im Jahr 2016 nahmen an ihr monatlich durchschnittlich 400 der rund 7.500 BDÜ-Mitglieder teil, das entspricht 5,3 Prozent.

Die dabei zu beantwortenden Fragen lauten:

1. Wie war Ihre Auftragslage im [Monat]?

– sehr gut (über 100 %, musste Aufträge ablehnen)
– sehr gut (nahe an 100 % Auslastung)
– gut (es hätte nur noch ein bisschen mehr sein können)
– schlecht (es hätten deutlich mehr Aufträge sein können)
– sehr schlecht (es fehlte an Aufträgen)
2. Wie war die Auftragslage im Vergleich zum Vorjahresmonat?

– Meine Auftragslage hat sich verbessert.
– Meine Auftragslage ist gleich gut geblieben.
– Meine Auftragslage ist gleich schlecht geblieben.
– Meine Auftragslage hat sich verschlechtert.
– Keine Aussage möglich.
3. Wie war die Auftragslage im Vergleich zum Vormonat?

– Meine Auftragslage hat sich verbessert.
– Meine Auftragslage ist gleich gut geblieben.
– Meine Auftragslage ist gleich schlecht geblieben.
– Meine Auftragslage hat sich verschlechtert.
4. Wie blicken Sie hinsichtlich der Geschäftserwartung in die Zukunft?

– positiv
– negativ
– keine Aussage möglich
5. Mein überwiegendes Arbeitsfeld ist …

– Übersetzen
– Dolmetschen
– Übersetzen/Dolmetschen
– Transkreation
– Sonstiges

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[Text: Richard Schneider. Quelle: BDÜ. Bild: BDÜ.]