Nach seinem Weltmeistertitel 2014 ist für Miroslav Klose die Auszeichnung zum „Sprachwahrer des Jahres 2016“ der nächste Titelgewinn. Das hat die in Erlangen vom Verein für Sprachpflege herausgegebene Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“ anlässlich der Leipziger Buchmesse bekannt gegeben. Auf den zweiten Platz kommt der aus Ägypten stammende Politikwissenschaftler und Autor Hamed Abdel-Samad.
Miroslav Klose
Die Leser der Sprachzeitung wählten Miro Klose mit rund einem Drittel der Stimmen (33,6 Prozent) auf den ersten Platz. Der Weltmeister und gebürtige Oberschlesier ist Schirmherr über die „Miro Deutschen Fußballschulen“ in Oberschlesien. Diese begeistern inzwischen mehr als 300 Kinder in spielerischer Weise für Fußball und die deutsche Sprache. Das Goethe-Institut in Krakau hilft dabei.
Miroslav Klose wurde 1978 in Oppeln als Sohn des oberschlesischen Fußballspielers Josef Klose geboren. Kurz nach seiner Geburt zog die Familie zunächst nach Frankreich, dann in die Pfalz. Klose spricht daher auch fließend Pfälzisch. Seine oberschlesischen Wurzeln hat er jedoch nie vergessen.
In Oberschlesien leben noch rund 120.000 Deutsche. Dort besitzt das Fußballspiel noch heute eine große Bedeutung. Die Verantwortlichen der deutschen Volksgruppe nutzen diese Begeisterung für den Sport. 2015 gründete die „Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien“ in Chronstau (Chrzastowice) die erste deutsche Fußballschule. Klose übernahm die Schirmherrschaft über die „Miro Deutschen Fußballschulen“.
Mittlerweile sind es neun Schulen, in denen vier- bis zwölfjährige Kinder Fußball trainieren. Zugleich werden sie in spielerischer Weise für die deutsche Sprache begeistert. Nach der Gründung in Chronstau sind inzwischen auch in Himmelwitz, Malapane, Kroschnitz, Bodland, Klein Kottorz, Groß Strehlitz, Leschnitz und Lohnau Fußballschulen eröffnet worden. Alle Fußballschulen benutzen die gleiche Sportkleidung in den Farben Schwarz und Weiß.
Während des Trainings gibt es einen fünfzehnminütigen Sprachteil, der sich auf Materialien stützt, die das Goethe-Institut in Krakau bereitstellt. Im weiteren Trainingsverlauf vertiefen die deutschsprachigen Übungsleiter den zuvor kennengelernten deutschen Wortschatz. Eine Mitarbeiterin aus dem Goethe-Institut unterstützt die Fußballehrer.
Mit Hilfe dieser Methode sollen die Kinder sehr schnell die deutsche Sprache lernen. Mehr als 300 Kinder trainieren derzeit auf diese Weise Fußball und die deutsche Sprache. Weitere Schulen sind bereits in Planung. Mit seinem Namen trägt Miro Klose maßgeblich zu diesem Erfolg bei.
Hamed Abdel-Samad
Auf den zweiten Platz kommt mit 22,1 Prozent der aus Ägypten stammende Politikwissenschaftler und Autor Hamed Abdel-Samad. Bereits 2001 gewann er zwei Redewettbewerbe: einen in deutscher und einen in japanischer Sprache. Wegen seines Eifers im Deutschlernen ist er ein leuchtendes Vorbild. Seine klaren Gedanken spiegeln sich in klarer Sprache wider. Davon zeugt seine mutige Islamkritik. Für die Freiheit des Wortes erduldet er sogar, sich unter Polizeischutz stellen lassen zu müssen.
Nach seinem Bachelor-Abschluss in Englisch und Französisch an der Universität Ain Shams in Kairo studierte der Sohn eines Imams ab 1995 in Augsburg Politik und Englisch. Mit großer Freude und Schnelligkeit eignete er sich die deutsche Sprache an.
In seiner Autobiographie „Mein Abschied vom Himmel“ (2009) schreibt er: „Mir machte es Spaß, Deutsch zu lernen. Ich konnte es kaum erwarten, Rilke und Goethe auf deutsch zu lesen … Die Struktur des deutschen Satzes und das Prinzip der Wortbildung zeigten mir, dass es sehr schwer sein würde, das Gedankengebäude dieses Landes zu durchblicken. Selbst-Über-Windung, Ver-Antwortung, Ent-Scheidung, Bier-Garten, Wahr-Haftig-Keit, Beziehungs-Arbeit sind Beispiele für Wörter, die mich faszinierten und mir nur eine Ahnung davon gaben, warum die Deutschen großartige Philosophen waren.“
Ab 1997 begann Abdel-Samad sogar, das Japanische zu erlernen. 2001 gewann er zwei Redewettbewerbe: einen in deutscher und einen in japanischer Sprache. Ein Jahr später zeichnete ihn der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) für „hervorragende Leistungen“ aus.
Doch Abdel-Samad ist nicht nur wegen seines Eifers im Deutschlernen ein großes Vorbild, sondern auch wegen seiner Sprachgewandtheit, die er in Diskussionsrunden und in mehreren Büchern beweist. Er setzt die deutsche Sprache besser, schärfer und beherzter ein als so mancher Muttersprachler. Das erlernte sprachliche Handwerkszeug weiß er zu nutzen. Seine klaren Gedanken spiegeln sich in klarer Sprache wider.
Davon zeugt seine mutige Kritik am Islam, die er unter anderem in den Büchern „Der islamische Faschismus“ (2014) und „Mohamed. Eine Abrechnung“ (2015) äußerte. Für die Freiheit des Wortes nahm er sogar in Kauf, sich unter Polizeischutz stellen lassen zu müssen. Abdel-Samad ist ein Sprachwahrer, weil er die deutsche Sprache liebt und zu gebrauchen versteht.
Seit 2000 gibt es Wahlen zum „Sprachwahrer des Jahres“
Seit dem Jahr 2000 wählen die Leser der Deutschen Sprachwelt die „Sprachwahrer des Jahres“, um einen vorbildlichen Einsatz für die deutsche Sprache zu würdigen. Die Auszeichnung erhielten bisher beispielsweise Johannes Singhammer (2014), Frank Plasberg (2012), Loriot (2011), Papst Benedikt XVI. (2005) und Reiner Kunze (2002).
Die Deutsche Sprachwelt stellt seit 2003 jedes Jahr auf der Leipziger Buchmesse aus. 2017 befindet sich der Stand in Halle 5, E 103. Am Samstag, dem 25. März, verleiht sie zusammen mit der Jürgen-Moll-Stiftung den Jürgen-Moll-Preis für verständliche Wissenschaft an den Gender-Kritiker Thomas Kubelik. Die Preisverleihung im Rahmen des Programms „Leipzig liest“ findet um 16 Uhr auf dem Forum Sach- und Fachbuch in Halle 3, Stand H 300, statt.
Über die Deutsche Sprachwelt
Die Deutsche Sprachwelt ist mit rund 80.000 Lesern die größte deutsche Zeitschrift für Sprachpflege und Sprachpolitik. Sie ist Sprachrohr und Plattform einer ständig wachsenden Bürgerbewegung, die sich um die deutsche Sprache sorgt. Die Deutsche Sprachwelt tritt für die Erhaltung einer lebendigen deutschen Sprache und für ein neues Sprachbewusstsein ein. Die Druckausgabe erscheint vierteljährlich.
Weiterführender Link
[Text: Thomas Paulwitz. Quelle: Pressemitteilung Deutsche Sprachwelt, 2017-03-22.]