Erst SDH, dann ADI, FAS, FASK und FTSK – Germersheimer Kaderschmiede feiert 70-jähriges Bestehen

FTSK Germersheim 70 Jahre

Das mit 2.200 Studierenden weltweit größte und nach Heidelberg zweitälteste deutsche universitäre Ausbildungsinstitut für Übersetzer und Dolmetscher, der Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Universität Mainz (FTSK Germersheim), feiert 2017 sein 70-jähriges Bestehen.

Festakt am 7. Juli 2017

Anthony Eden
Der dreimalige britische Außenminister Sir Anthony Eden spricht 1948 zu Studierenden.

Aus diesem Anlass findet am Freitag, dem 7. Juli 2017, um 16:00 Uhr im Audimax des FTSK ein Festakt statt. Im Anschluss daran wird eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Fachbereichs eröffnet, zu der auch Film- und Bildprojektionen gehören.

Und abends steigt das Sommerfest

Abgerundet wird der Tag vom traditionellen Sommerfest des Freundeskreises des FTSK Germersheim, das um 19:00 Uhr beginnt.

Sowohl zum Festakt als auch zum Sommerfest sind alle Interessierten herzlich eingeladen.

SDH, ADI, FAS, FASK, FTSK – fünf Namen für eine Institution

Die Gründung erfolgte 1947 durch eine Verfügung des Oberkommandos der französischen Besatzungszone als Staatliche Dolmetscherhochschule (SDH).

Zwei Jahre später (1949) wurde die Lehranstalt als weitgehend selbstständiges Auslands- und Dolmetscherinstitut (ADI) in die 100 Kilometer rheinabwärts gelegene Universität Mainz eingegliedert.

Seit 1972 ist die Ausbildungsstätte einer der Fachbereiche der Universität Mainz; zunächst als Fachbereich Angewandte Sprachwissenschaft (F.A.S.), seit 1992 als Fachbereich Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft (FASK) und ab 2009 als Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK).

Von den Mächtigen gefördert und protegiert – Bilder aus den frühen Jahren

Im Gegensatz zu anderen Instituten (wie etwa dem an der Universität des Saarlandes) gelang es Germersheim im Lauf der Jahrzehnte recht gut, die eigene Position zu behaupten und zu festigen. Existenzgefährdende Mittelkürzungen, eine Verlagerung an die Fachhochschule oder gar eine Schließung standen nie zur Debatte oder konnten schnell abgewehrt werden.

Das mag auch daran liegen, dass Germersheim-Absolventen in großer Zahl in allen wichtigen Übersetzungs- und Dolmetschdiensten der politischen Institutionen sowie den Sprachendiensten der Wirtschaft vertreten sind. Das Institut ist gut vernetzt und nutzt das Zusammengehörigkeitsgefühl, das durch die Internats-ähnliche Atmosphäre auf dem eigenen Campus entsteht.

Auch für die Kleinstadt Germersheim mit ihren 13.000 Einwohnern ist der FTSK ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der von der Stadtverwaltung vorbehaltlos unterstützt wird. Der vermeintliche Standortnachteil in der Provinz wird so zum Standortvorteil.

André François-Poncet
André François-Poncet, damals Hoher Kommissar der französischen Besatzungsmacht, bei einem Germersheim-Besuch um 1950.
John Jay McCloy
John Jay McCloy (rechts) besucht als Hoher Kommissar der USA im Jahr 1951 das damalige Auslands- und Dolmetscherinstitut in Germersheim. McCloy war später Präsident der Weltbank und Mitbegründer der Atlantik-Brücke. Links im Bild ist Dekan Edmund Schramm zu sehen.
Germersheimer Dozenten
Germersheimer Dozenten entspannen auf dem parkähnlichen Campus: Walter Reinecke, Hermann Klein, Joachim Meinertz, Georges Wallet, François Maréchal und ganz rechts Georges Potonnier, der allen Französisch-Übersetzern heute noch als Wörterbuchautor bekannt ist.
A. M. Doyle
US-Generalkonsul A. M. Doyle überreicht 1952 der Institutsleitung einen Scheck über 250.000 DM für den Bau eines Studentenwohnheims.
Germersheim, Tennisplätze
Die institutseigenen Tennisplätze fielen dem Bau von Studentenwohnheimen auf dem Campus zum Opfer. Diese wurden mit dem Geld des amerikanischen Generalkonsuls gebaut und 1954 fertig gestellt.

[Text: Richard Schneider. Bild: FTSK Germersheim, Richard Schneider.]