Für Fremdsprachenmanagement: Regensburger Klinik mit Bayerischem Gesundheits- und Pflegepreis ausgezeichnet

Bayerischer Gesundheits- und Pflegepreis
Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (Mitte) hat drei innovative Projekte mit dem Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis ausgezeichnet. Für die Regensburger St.-Hedwig-Klinik nimmt Geschäftsführerin Sabine Beiser (mit Brille) die Auszeichnung entgegen.

Die Regensburger Kinder-Uniklinik Ostbayern (KUNO) St. Hedwig hat im Zuge der Flüchtlingswelle ihr Fremdsprachenmanagement neu aufgestellt und nutzt nun das Videodolmetschsystem der SAVD GmbH. Dafür wurde sie am 05.07.2017 vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mit dem „Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis 2017“ auszeichnet, der laut Ministerin Melanie Huml „der Gesundheits-Oscar Bayerns“ ist. Die Auszeichnung ist pro Preisträger mit 5.000 Euro dotiert.

Die Klinik war mit zwei weiteren Gesundheitseinrichtungen aus ursprünglich 129 Bewerbern ausgewählt worden. Krankenhaus-Geschäftsführerin Sabine Beiser nahm stellvertretend für alle beteiligten Mitarbeiter die Auszeichnung in München entgegen.

Videodolmetschen erleichtert Kommunikation mit Flüchtlingen und Migranten enorm

Der kurdische Vater wirkt erleichtert, als die Wiener Videodolmetscherin ihm die ersten Worte von Dr. Luise Schönfeld übersetzt. Sie sitzt mit dem Vater, dessen kleiner Sohn mit unklaren Stuhlgangbeschwerden in die Hedwigsklinik gekommen ist, vor einem Computerbildschirm, auf dem eine Dolmetscherin zu sehen ist.

Dank der Videodolmetscherin ist die Ärztin in der Lage, direkt mit dem Vater zu reden, nach dem Krankheitsverlauf des Kindes zu fragen und den Flüchtlingsvater über die anstehenden Untersuchungen aufzuklären.

Die Unterstützung durch den Dolmetschdienst, welcher rund um die Uhr, an Wochenenden und Feiertagen selbst in den ausgefallensten Sprachen und Dialekten innerhalb von 120 Sekunden zur Verfügung steht, hat die Kommunikation der Ärzte mit den Flüchtlingen und Migranten enorm erleichtert.

Die Übersetzungshilfe ist aber nur einer von vielen Bausteinen innerhalb eines Konzepts, welches sich die St.-Hedwig-Klinik zur Behandlung und Versorgung der Flüchtlinge in den letzten Monaten erarbeitet hat.

„Von Flüchtlingswelle überrollt“ – Neues Gesamtkonzept erstellt

„2015 wurden auch wir von der Flüchtlingswelle überrollt“, erklärte Beiser. „Wir mussten im Haus neue Strukturen schaffen, um professionelle und reibungslose Abläufe zu garantieren. Die Etablierung von 12 Einzelprojekten ergab unser neues Gesamtkonzept, mit dem sich die Hedwigsklinik nun für die Anforderungen rund um die Flüchtlingsversorgung bestens gerüstet sieht.“

Neben der Einrichtung des Dolmetschdienstes gibt es beispielsweise spezielle Übersetzungsboxen mit Piktogrammen und Bilderbüchern, welche eine Erstkommunikation mit den Patienten ermöglichen. Gesondert entwickelte Flyer zeigen in Bildern und verschiedenen Sprachen die wichtigsten Regeln zur Minimierung der Hygienerisiken.

Zudem wurde die Essenauswahl optimiert und auf kulturell unterschiedliche Bedürfnisse angepasst. Hier helfen den Patienten ebenfalls Piktogramme bei der Auswahl.

Flüchtlinge für Krankenpflegeausbildung gewinnen

Auch Integrationsbarrieren für Krankenpflegehilfeschüler mit Flüchtlingshintergrund wurden aktiv beseitigt. Ein junger Flüchtling aus Afghanistan steht kurz vor dem Abschluss der einjährigen Ausbildung der Berufsschule der Barmherzigen Brüder – und will sich anschließend einer weiterführenden Ausbildung zur Pflegefachkraft zuwenden.

Tuberkulose, Krätze, Kinderlähmung und Typhus sind wieder da

Der Flüchtlingszustrom stellt Ärzte und Pflegepersonal auch medizinisch vor neue Probleme. Erkrankungen wie Tuberkulose, Krätze, Kinderlähmung oder Typhus grassierten in Deutschland zuletzt nach dem Zweiten Weltkrieg und galten als besiegt. Jetzt sind sie wieder da – zusammen mit neuen Krankheitsbildern wie der Aleppo-Beule (kutane Leishmaniose).

Deshalb musste das medizinische Personal, das diese Erkrankungen seit Generationen nur dem Namen nach und aus Lehrbüchern kannte, hierzu geschult werden. Die erforderlichen Standardvorgehensweisen wurden als so genannte Behandlungspfade festgelegt.

[Text: Richard Schneider mit Material der St.-Hedwig-Klinik. Quelle: Pressemitteilung St.-Hedwig-Klinik, 2017-07-06. Bild: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege.]