Der Ortenaukreis hat rund 420.000 Einwohner und liegt im Südwesten Baden-Württembergs. Seit vielen Jahren sind hier ehrenamtliche Dolmetscher im Einsatz, um Sprachbarrieren in Kindergärten, Schulen, Beratungsstellen, Behörden, beim Arzt oder im Krankenhaus überwinden zu helfen. Damit unterstützen sie Bürger mit Migrationshintergrund und die große Zahl der geflüchteten Menschen und Asylbewerber.
Vermittelt werden sie über die Dolmetscherpools in den fünf Großen Kreisstädten im Ortenaukreis, die diese Dienste in den vergangen fünf Jahren auf- und ausgebaut haben.
Achern, Kehl, Lahr, Oberkirch und Offenburg erarbeiten gemeinsame Standards und koordinieren ihre Arbeit
Seit einem Jahr arbeiten die Verantwortlichen der Dolmetscherpools Achern, Kehl, Lahr, Oberkirch und Offenburg unter der Koordination der Integrationsbeauftragten beim Landratsamt Ortenaukreis, Ursula Moster, zusammen, um sich auszutauschen und gemeinsame Standards zu erarbeiten.
„Mit einem gemeinsamen Logo wollen wir dies nun auch nach außen sichtbar machen“, informiert Moster. Das Logo soll etwa auf Visitenkarten oder Namensschildern der eingesetzten Dolmetscher verwendet werden.
Dolmetscheinsätze nur für öffentliche Auftraggeber und Ärzte, nicht für Privatpersonen
Schulen, Kindergärten, Ärzte, Beratungsstellen und Behörden können bei den jeweiligen Ansprechpartnern der Pools Dolmetscher anfragen, Anfragen von Privatpersonen können jedoch nicht angenommen werden.
„Die Hilfe der Dolmetscher soll zudem nur in wichtigen Fällen beansprucht werden. Wir möchten damit die Motivation, Deutsch zu lernen, fördern“, erklärt Claudia Mündel, Ansprechpartnerin für den Dolmetscherpool in Kehl.
Auftraggeber zahlen Aufwandsentschädigung
Zudem seien die Kapazitäten der zur Verfügung stehenden Dolmetscher und die des Vermittlungsdiensts begrenzt. „Für den Hilfesuchenden ist die Dienstleistung kostenfrei, je nach anfordernder Institution muss diese die anfallende Aufwandsentschädigung bezahlen“, so die Integrationsbeauftragte. Auch Kommunen und Institutionen außerhalb der Großen Kreisstädte können sich gegen Übernahme der Kosten an die Pools wenden.
2016 mehr als 2.000 Dolmetscheinsätze im Ortenaukreis
Mehr als zweitausend Mal waren die ehrenamtlichen Dolmetscher im vergangenen Jahr kreisweit im Einsatz, wobei weit über die Hälfte der Einsätze dem Kehler Pool zuzuschreiben ist. Dort hat das Netzwerk Integration bereits 2012 einen Pool ins Leben gerufen, der inzwischen einen großen Bekanntheitsgrad hat. Die Pools der anderen Kreisstädte sind danach entstanden.
Ehrenamtliche werden in speziellen Schulungen auf Dolmetscheinsätze vorbereitet
Auf ihre Tätigkeit werden die Ehrenamtlichen in speziellen Schulungen vorbereitet. Neben den Grundlagen des Dolmetschens werden auch Informationen zu rechtlichen und organisatorischen Fragestellungen vermittelt.
„Beim Dolmetschen kommt es darauf an, unparteiisch zu sein und die Schweigepflicht einzuhalten“, erläutert Moster. Bei Familienmitgliedern oder Freunden sei dies oft nicht gewährleistet. Darüber hinaus erhalten die ehrenamtlichen Sprachmittler in regelmäßigen Treffen fachliche Unterstützung und können ihre Erfahrungen austauschen. „Dies ist wichtig, denn schließlich erleben die Ehrenamtlichen in ihren Einsätzen auch belastende Situationen, die sie verarbeiten müssen“, betont Claudia Mündel vom Kehler Pool.
Einheitliche Standards in Bezug auf Schweigepflicht und Honorarsätze – Dolmetscher müssen erweitertes Führungszeugnis vorlegen
Neben der Zweisprachigkeit und der Bereitschaft an einer Schulung teilzunehmen, müssen die ehrenamtlichen Dolmetscher eine Vereinbarung mit dem jeweiligen Pool samt Schweigepflicht-Erklärung unterschreiben. Die meisten Pools im Ortenaukreis haben sich darüber hinaus auf die Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses verständigt. Zudem haben sie ihre Honorarsätze angeglichen.
„Wir möchten mit diesen Standards die Qualität der Dienstleistung sicherstellen und gleichzeitig die Hilfesuchenden vor Wucherpreisen schützen, die mancher Zweisprachige für seine Unterstützung verlangt“, so das Credo der Verantwortlichen. Daher rufen sie auch die Institutionen dazu auf, das Angebot zu nutzen.
Bei seltenen Sprachen kooperieren die Städte
Wenn es um seltene Sprachen geht, fragen die Poolverwalterinnen auch mal bei den Kollegen in einer Nachbarstadt nach. Das Sprachenrepertoire reicht von den gängigen Sprachen in Europa über Russisch, Arabisch, Kurdisch, Farsi und Chinesisch bis hin zu Urdu, Kiswahili, African oder Pidgin-English und Hindi.
Weiterführende Links
- Dolmetscherpool Kehl: www.kehl.de/dolmetscherpool
- Dolmetscherpool Oberkirch: www.oberkirch.de/dolmetscherpool
[Text: Pressestelle Ortenaukreis, 2017-08-15. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von Pressesprecher Kai Hockenjos. Bild: Landratsamt Ortenaukreis, Dolmetscherpool Kehl.]