„Best never rest“ – VDS kürt Deutschen Fußball-Bund zum Sprachpanscher des Jahres 2018

Best never rest.
Nicht nur auf dem Mannschaftsbus, sondern auf jedem einzelnen Trikot war der Claim "Best Never Rest" zu lesen. Durch die Hervorhebung des Buchstabens V als römische Fünf wurde nebenbei noch der Anspruch auf den fünften Weltmeistertitel angemeldet.

Die Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache (VDS) haben den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zum „Sprachpanscher des Jahres 2018“ gewählt. Von 36.000 Mitgliedern beteiligten sich 2.300 an der Wahl. Von diesen entschieden sich 908 für den DFB.

Kritisiert wird vor allem das Motto „Best never rest“, mit dem der DFB zur Fußballweltmeisterschaft in Russland angetreten war und zum fünften Mal den Weltmeisterschaftstitel einheimsen wollte. Nach Ansicht des VDS klingt der Wahlspruch „wie die ungelenke Formulierung eines russischen Englischschülers im ersten Lernjahr“. Auch der Aufdruck „Germany“ auf verschiedenen Kleidungsstücken wurde moniert.

Der Vereinsvorsitzende Prof. Dr. Walter Krämer führt aus: „Was dagegen hatte die Überraschungsmannschaft des Turniers, mit dem besten Fußballer der WM, auf Ihren Trikots stehen? Nicht das englische Croatia, sondern Hrwatska.“ Jetzt wisse der Rest der Welt, wie man Kroatien in der Landessprache schreibe und wie man mit Selbstbewusstsein ins Endspiel komme.

In diesem Fall irrt er jedoch gleich zweifach: Zum einen stand auf den kroatischen Trikots bei der WM in Russland nirgendwo der Name des Landes, sondern lediglich auf der Brust die Abkürzung „HNS“ für den Fußballverband. Zum anderen würde dort nicht „Hrwatska“, sondern „Hrvatska“ stehen.

Richtig ist allerdings, dass der Schriftzug „Hrvatska“ bei Spielen mit kroatischer Beteiligung durchaus zu sehen war. Er befindet sich hinten auf den Trainingsjacken des Betreuerstabes und auf den Trainingstrikots der Spieler. – Aber nicht auf dem während des Spiels getragenen Nationaltrikot. Dieses trägt auf dem linken Ärmel sogar einen englischsprachigen Aufnäher: „Living Football – FIFA“.

DFB reagiert angefressen auf Negativauszeichnung

Dass sich der Fußballbund über den Negativpreis nicht freuen würde, war klar. In einem ersten Tweet regierte der Verband ziemlich eingeschnappt und schob die Verantwortung auf den Hauptsponsor Mercedes-Benz:

DFB-Tweet

Fußballfreunde schließen sich VDS-Kritik überwiegend an

Von zahlreichen Fußballfreunden, die wegen der schlechtesten WM-Leistung aller Zeiten einer deutschen Nationalmannschaft (in der ersten Runde als Gruppenletzer ausgeschieden) immer noch wütend sind, bekam der Verband allerdings umgehend einiges zu hören:

  • „Das haben bestimmt böse Ultras in einer Nacht-und Nebel-Aktion einfach auf den Bus gesprüht.“
  • „Ihr habt die Werbekampagne doch voll mitgetragen und die ganze Mannschaft war nicht nur Teil, sondern Mittelpunkt der Kampagne. Seid froh, dass euer #zsmmn nicht bewertet wurde.“ [Der DFB hatte zur WM den Hashtag #ZSMMN ausgegeben, der für „zusammen“ stehen soll. Kampagnenmotive hießen dann zum Beispiel „#ZSMMN feiern“, „#ZSMMN jubeln“ usw.]
  • „Sollte es nicht zu denken geben, wenn selbst für kluge Menschen nicht mehr eindeutig zu erkennen ist, ob derartige Scheißmottos jetzt vom DFB selbst oder von einem Sponsor kommen?“
  • „Ihr hattet bestimmt kein Mitspracherecht, ihr armen Funktionäre. Nehmt die Kritik an diesem Motto und diversen Hashtags endlich an! Lernt daraus für die Zukunft, was die Basis will. Ihr betont ja ständig wie wichtig euch diese ist.“

Joachim Löw, Mercedes, Best never rest

Rückblickend peinlich: die von Hochmut geprägte Vorstellung des Mottos

Angesichts der blamablen sportlichen Leistung wirkt die vollmundige Vorstellung des Mottos einige Monate vor der WM im Rückblick geradezu peinlich. Damals hieß es (nachzulesen auf der Website mercedes-benz.com):

„Immer in Bewegung bleiben, weiter kämpfen, sich auf Erfolgen nicht ausruhen – dafür steht die Mannschaft und dafür stehen wir“, sagt Dr. Jens Thiemer, Vice President Marketing Mercedes-Benz Cars. „Diese Haltung treibt die deutsche Fußballnationalmannschaft auf ihrem Weg zum fünften Stern an. Und dieser Ehrgeiz, sich immer weiter zu entwickeln und als Bester noch besser zu werden, hat mit unserer WM-Kampagne jetzt einen Namen: ‚Best Never Rest‘.“

„Das Kampagnen-Motto trifft den Nagel auf den Kopf“, sagt Bundestrainer Joachim Löw. „Denn genau aus diesem Holz sind Champions geschnitzt: Sie geben sich nicht mit dem zufrieden, was war, sondern gieren nach dem nächsten Erfolg. Diesen Kampfgeist und unbedingten Siegeswillen brauchen wir in Russland, um uns gegen so starke, hungrige Gegner wie Spanien und Brasilien durchzusetzen.“

Der Vertrag von Mercedes-Benz läuft Ende 2018 aus und wird nicht verlängert. Neuer „Mobilitätspartner“ des DFB ist ab 2019 für fünf Jahre Volkswagen.

Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung und Lidl auf Platz 2 und 3

Bei der Wahl zum Sprachpanscher des Jahres landete die Landeszentrale für politische Bildung Niedersachsen, die ihre Projekte gerne fremdsprachlich benennt („Let’s play Germany“), auf dem zweiten Platz (670 Stimmen). An dritter Stelle folgt die Supermarktkette Lidl, die ihre deutschen Kunden gerne auf Englisch anspricht: „Mum’s fashion“, „color is beautiful“, „you’ve got the power“.

Auf den Plätzen vier und fünf landeten der Textilverkäufer C&A („Hello Sunshine“, „Hello Smile“), sowie die Siemens AG, deren Leitspruch „Ingenuity for Life“ wohl auf den Erfindergeist von Werner von Siemens anspielen soll.

[Text: Richard Schneider. Bild: Mercedes-Benz.]