„Markt mit großem Potenzial“: Lingua-World eröffnet 19. Standort in Ruanda

Marie Grace Ishimwe, Leiterin der Niederlassung in der ruandischen Hauptstadt Kigali, empfängt Lingua-World-Gründerin Nelly Kostadinova.
Marie Grace Ishimwe, Leiterin der Niederlassung in der ruandischen Hauptstadt Kigali, empfängt Lingua-World-Gründerin Nelly Kostadinova.

Im Juli 2018 hat Lingua-World in Kigali, der Hauptstadt von Ruanda, ein Büro eröffnet. Neben Standorten in ganz Deutschland, Großbritannien und Südafrika handelt es sich um die 19. Niederlassung des Kölner Sprachdienstleisters. Das zentral gelegene Land grenzt an Uganda, Tansania, Burundi und die Demokratische Republik Kongo.

Warum ausgerechnet Ruanda? Zur Begründung heißt es in einer Pressemitteilung: „Der ostafrikanische Binnenstaat bietet für den Übersetzungsmarkt großes Potenzial. Viele internationale Konferenzen bedürfen der Arbeit von Dolmetschern und der Markt vor Ort ist eher schwach besetzt.“

Know-how Transfer für den aufstrebenden Markt von Ruanda

Genau hier will Lingua-World ansetzen. Der Sprachdienstleister plant, sein Know-how weiterzugeben, um ein Bewusstsein für die fachliche Qualität von Übersetzungen zu schaffen.

Dazu gehöre auch, die Dolmetscherausbildung im Land zu unterstützen. Aus diesem Grund ist eine Partnerschaft mit der Universität Kigali geplant, bei der studierende Übersetzer und Dolmetscher bei Lingua-World praktische Schulungen erhalten sollen.

Lingua-World-Geschäftsführerin Nelly Kostadinova freut sich auf die Zusammenarbeit mit Marie Grace Ishimwe, die das Büro in Kigali leitet:

„Ruanda bietet als Standort für Lingua-World große Chancen und Entwicklungspotenzial. Übersetzer werden gebraucht und fachliche Qualität ist gefordert. Wir als Unternehmen setzen unser Wissen ein und entwickeln unsere Fachkräfte vor Ort. Sie haben somit die Chance, sich mit den entsprechenden Kenntnissen auf dem afrikanischen Übersetzungsmarkt zu etablieren und mit dem internationalen Niveau Schritt zu halten.“

Zurzeit akquiriert Büroleiterin Ishimwe in Ruanda Übersetzer und Dolmetscher als freie Mitarbeiter, wie einer Stellenanzeige im Land zu entnehmen ist. Die Adresse für die ruandische Website (www.lingua-world.rw) ist bereits gesichert, aber noch nicht mit Inhalten gefüllt. Es gibt also noch viel zu tun, aber der Grundstein für ein erfolgreiches Arbeiten der 19. Niederlassung ist gelegt.

Ruanda gilt als Modell für Afrika

Paul Kagame
Paul Kagame 2016 bei einem Besuch in den USA.

Ruanda ist nicht größer als Rheinland-Pfalz und hat 12,9 Millionen Einwohner – für afrikanische Verhältnisse ein Zwergstaat. Aber die Wirtschaft boomt. Seit Jahren wird das einst bitterarme Land in der Presse mit Überschriften wie „Sauber, friedlich, erfolgreich“ (Kölner Stadt-Anzeiger) bedacht und gilt im Westen als Modell für andere Länder des Kontinents.

Das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum liegt bei 8 Prozent. Die Teilhabe von Frauen an der wirtschaftlichen und politischen Macht ist, gemessen am „Gender Development Index“ der Vereinten Nationen, höher als in Deutschland.

Die Befriedung und Stabilisierung der 1994 nach dem Völkermord der Hutu an 800.000 Tutsi tief gespaltenen Gesellschaft sowie die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung des Landes wird maßgeblich dem Tutsi Paul Kagame zugeschrieben, der das Land seit dem Jahr 2000 als Staatspräsident autoritär regiert.

Kagame ist kein Waisenknabe, sondern ein bürgerkriegserfahrener Haudegen. Im Gegensatz zu anderen afrikanischen Staatenlenkern scheint er aber kein korrupter Despot, sondern eine Art Gutmensch mit wirtschaftlichem Sachverstand zu sein, der praktischerweise über diktatorische Vollmachten verfügt.

Kagame hat unter anderem die Verwendung ethnischer Kategorien in Personalausweisen und der Staatsverwaltung verboten. Offiziell darf nur noch von Ruandern und nicht mehr von den Volksgruppen Hutu, Tutsi und Twa gesprochen werden. Andererseits ist offensichtlich, dass mit Kagame wieder die Tutsi-Minderheit die Hutu-Mehrheit regiert.

Kagame wurde von den USA gefördert und 1990 militärisch ausgebildet. Die Clinton Foundation zeichnete ihn mit dem „Global Citizen Award“ aus und auch Barack Obama ließ sich gerne mit dem in ganz Afrika geachteten Politiker ablichten. Im Januar 2018 wurde Kagame für ein Jahr zum Vorsitzenden der Afrikanischen Union gewählt.

Paul Kagame: „Entwicklungshilfe macht abhängig, Hilfsorganisationen sind Blutsauger“

In einem Gespräch mit der „Welt“ erklärte Kagame 2008, als er zu seinen ehrgeizigen Plänen für Ruanda befragt wurde:

„Nützlich ist Entwicklungshilfe nur dann, wenn sie für einen genau definierten Zeitraum eingesetzt wird, um die Basis für eine eigenständige Entwicklung zu legen. Wer jedoch endlos Entwicklungshilfe leistet, macht die Menschen damit nur abhängig.“

„Die Hilfsorganisationen sind allesamt Blutsauger. Sie leben von Gerüchten und dramatisieren alles, denn nur das macht sie wichtig. Sie leben von der Krise und sind deshalb nicht an Erfolgsgeschichten interessiert.“

Über die Lingua-World GmbH

Lingua-World bietet Übersetzungen, Dolmetschleistungen und Lokalisierungen an. Das Unternehmen wurde 1997 von Nelly Kostadinova in Köln gegründet und unterhält mittlerweile 19 Standorte in ganz Deutschland, Großbritannien, Südafrika und Ruanda. Mit mehreren Millionen Euro Jahresumsatz gehört Lingua-World zu den größten Sprachdienstleistern Deutschlands.

Weiterführende Links

[Text: Richard Schneider. Quelle: Pressemitteilung Lingua-World. Bild: Lingua-World; US State Department, gemeinfrei.]