Die Literaturübersetzerin Gabriele Leupold hält am 30. Oktober 2018 ihre öffentliche Antrittsvorlesung. Sie übernimmt im Wintersemester 2018/2019 für ein halbes Jahr die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur für Poetik der Übersetzung an der Freien Universität Berlin. Der Titel des Vortrags lautet „Der Magnet im Universum – Werkzeug des poetischen Gedankens – Intuition und Kalkül beim Übersetzen“.
Slawistin Leupold seit Jahrzehnten feste Größe im Literaturübersetzerbetrieb
Gabriele Leupold wurde 1954 in Niederlahnstein geboren und wuchs in Mainz auf. Sie studierte Slawistik und Germanistik in Mainz, Göttingen, Konstanz und Moskau. Seit 1982 lebt sie als literarische Übersetzerin aus dem Russischen und Polnischen in Berlin.
Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Zuger-Übersetzer-Stipendium (1997), den Paul-Celan-Preis (2002) und den Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (2012); derzeit – von 2017 bis 2019 – ist sie Trägerin des Hieronymus-Rings des Verbandes deutschsprachiger Übersetzer (VdÜ).
Am Anfang ihres Werdegangs als Übersetzerin standen Werke von Michail Bachtin („Rabelais und seine Welt“, 1987) und Boris Groys („Gesamtkunstwerk Stalin“, 1988). Gabriele Leupolds Schwerpunkte liegen in der russischen Literatur des 20. Jahrhunderts: Andrej Belyj („Kotik Letajew“, 1993; „Petersburg“, 2001), Andrej Platonow („Die Baugrube“, 2016), Boris Pasternak („Eine Brücke aus Papier“, 2000), die Werke Warlam Schalamows (mehrbändige Werkausgabe, zuletzt: „Über die Kolyma. Erinnerungen“, 2018) und Autoren der russischen „Neuen Welle“ wie Jewgenij Charitonow („Unter Hausarrest“, 1996), Jurij Mamlejew („Die irrlichternde Zeit“, 2003) und Vladimir Sorokin („Der Obelisk“, 1992).
Gabriele Leupold ist Mitherausgeberin der Sammelbände „In Ketten tanzen – Übersetzen als interpretierende Kunst“ (2008, zusammen mit Katharina Raabe) sowie „Im Bergwerk der Sprache – Eine Geschichte des Deutschen in Episoden“ (2012, zusammen mit Eveline Passet) und Koautorin der Videodokumentation „Spurwechsel – Ein Film vom Übersetzen“ (2003). Regelmäßig leitet sie Übersetzungsseminare im Literarischen Colloquium Berlin.
Über die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur
Die vom Deutschen Übersetzerfonds und der Freien Universität Berlin 2007 ins Leben gerufene Gastprofessur ist die erste Professur für „Poetik der Übersetzung“ im deutschsprachigen Raum. Sie wird jährlich im Wintersemester am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft besetzt.
Aufgabe der Professur ist die kritische Reflexion eigener und fremder Übersetzungsmethoden sowie die vergleichende Textanalyse (Original und Übersetzung, Übersetzungsvarianten). Zudem soll die Professur ein Ort der historischen Reflexion von Methoden und Theorien literarischen Übersetzens und der literatur- und kulturgeschichtlichen Relevanz des Übersetzens sein.
August Wilhelm von Schlegel symbolisiert als Namenspatron der Professur einen solchen Anspruch. Er verband in seinem Schaffen philologische Forschung, eigene Dichtung und literarische Übersetzung. Gefördert wird die August-Wilhelm-von-Schlegel-Gastprofessur durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Zeit und Ort der Antrittsvorlesung
- 30. Oktober 2018, 19:30 Uhr, Studio Makarov (Atelier des russischen Künstlers Nikolai Makarov), Lindower Straße 18, 2. Hinterhof, Aufgang 3, 13347 Berlin, kaum Parkplätze vorhanden, nächstgelegene Haltestelle S-Bahnhof Wedding.
- Die Veranstaltung ist kostenlos. Es wird aber um Anmeldung bis zum 28. Oktober per E-Mail an mail@uebersetzerfonds.de gebeten.
Mehr zum Thema auf UEPO.de
- 2017-09-13: Weltlesebühne: “Arbeit von Literaturübersetzern sichtbar machen” – Gespräch mit M. Kempter und G. Leupold
[Text: FU Berlin. Quelle: Pressemitteilung FU Berlin, 2018-10-16.]