„Zeichen setzen!“ – Ralf Turtschi und Lektorenverband haben Ausgabe für Deutschland und Österreich herausgebracht

Buch "Zeichen setzen!"
Das Handbuch gibt Hinweise zur korrekten Zeichensetzung und Mikrotypografie für alle Textarbeiter.

Das Handbuch Zeichen setzen! des Schweizers Ralf Turtschi ist 2017 in einer völlig überarbeiteten Ausgabe für Deutschland und Österreich erschienen. Das Handbuch gibt einen praxisorientierten Überblick über Satz-, Begriffs- und Sonderzeichen, der für Neulinge wie Textprofis gleichermaßen nützlich ist.

Der Verband der Freien Lektorinnen und Lektoren (VFLL) hat das Projekt inhaltlich begleitet und unterstützt den Autor beim Marketing des Buchs.

Zeichen setzen! wendet sich an alle, die regelmäßig mit professionellen Satzprogrammen oder Office-Programmen Texte bearbeiten und Wert auf korrekte Mikrotypografie legen.

Ralf Turtschi stellt die häufigsten Zeichen vom Apostroph bis zum Zollzeichen vor und erklärt an vielen Anwendungsbeispielen aus dem Alltag, wo und wie sie zum Einsatz kommen. Das Buch widmet ein knappes Kapitel ausgewählten Besonderheiten der Zeichenverwendung in Fremdsprachen und stellt in einem Technikkapitel ergänzende Informationen zu Tastaturbelegungen und Fonttechnologie bereit.

Beispielseiten
Bei Fragen zu Apostroph, Gradzeichen, Zollzeichen, Prozentzeichen oder anderen Spezialzeichen gibt das Buch „Zeichen setzen!“ Antwort.

„Wir Lektoren optimieren Texte“, erklärt VFLL-Vorsitzende Dr. Inga Meincke. „Unser Kernziel ist eine gelungene Kommunikation: Texte wollen ja wirken und verstanden werden. Und entscheidend ist hier das sprachliche Erscheinungsbild – das wird viel zu häufig unterschätzt. Das war einer der Hauptgründe, warum wir uns so stark für eine deutsche Adaption von Zeichen setzen! eingesetzt haben. Und natürlich auch, weil professionelles Handwerkszeug wie Ralf Turtschis Standardwerk für unsere tägliche Arbeit enorm wichtig ist.“

Das Werk wurde ursprünglich für die Schweiz konzipiert und nun für diese Ausgabe an die in Deutschland und Österreich gültigen Regeln angepasst. Dafür haben mit Eva Bachmann, Marion Kümmel und Dieter Schlichting drei typografisch versierte VFLL-Mitglieder das Lektorat übernommen.

Das Buch ist auch als iPad-Version im Publisher-Kiosk erhältlich. Außerdem führt eine kostenlose App für Android und iOS spielerisch in das Thema Zeichensetzung ein und macht Lust auf mehr.

Ralf Turtschi, Toni Kaufmann
Buchautor Ralf Turtschi (links) und Toni Kaufmann, der die Gratis-App programmierte.

Inga Beißwänger ist beim VFLL für die Pressearbeit zuständig. Für den Blog des Verbandes hat sie mit Ralf Turtschi gesprochen:

Wieso finden Sie das Thema Mikrotypografie so spannend?

Es geht um die differenzierte sprachliche Ausdrucksweise, die mich schon während meiner Lehrzeit als Schriftsetzer umtrieb. Mit all den Zeichen, die nebst Buchstaben und Ziffern auf der Tastatur vorhanden sind, gliedern wir unsere Sätze und können damit ein hohes sprachliches Niveau erreichen. Werden diese Zeichen nicht oder falsch verwendet, verkümmert die schriftliche Ausdrucksweise.

Zudem hat die Zeichensetzung immer auch mit Lesbarkeit zu tun. Eingeschobene Nullen bei Daten und Uhrzeiten zum Beispiel sind unleserlich. Man spricht auch nicht vom 01. Mai, 09.00 Uhr, sondern vom 1. Mai, 9 Uhr. Da die Zeichen nun mal da sind, sollte man sie auch korrekt einsetzen. In Zeichen setzen! steht jetzt drin, was man bisher nicht einfach so schnell und praxisnah nachschlagen konnte.

Wenn man sich die Beispiele im Buch, in der App und auf Ihrer Facebook-Seite Dr. Pingelig so anschaut, könnte man den Eindruck gewinnen, dass sich die wenigsten Menschen mit Mikrotypografie auskennen. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Es ist so wie in der Fotografie. Die meisten Menschen haben keine Ahnung von der Fotografie und knipsen wie wild. Bei der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit gibt’s ebenfalls verschiedene Modi: Es bestehen Unterschiede zwischen SMS, E-Mail, Geschäftskorrespondenz, Werbung, Marketing, Signaletik, Journalismus oder der Schriftstellerei. Die Ansprüche hängen von der Reputation des Absenders ab. Eine fehlerhafte E-Mail ist weniger schlimm als ein Fehler im Geschäftsbericht. Zeichen setzen! hat den Anspruch, auf einem Top-Level den Anwendern zu helfen, richtig zu schreiben.

Es wird ja niemand gezwungen, richtig zu schreiben – aber diejenigen, die es möchten, aber nicht können, die haben nun die Möglichkeit dazu. Es ist schon ziemlich verblüffend, wie hemmungslos alle möglichen Leute in die Tastatur greifen. Selbst Texter aus Werbeagenturen oder viele Journalisten beherrschen das kleine Einmaleins der Zeichensetzung nicht.

Wieso ist eine korrekte Mikrotypografie wichtig?

Man sollte zwischen Zeichensetzung und Mikrotypografie unterscheiden. Unter dem ersten Thema beschreibe ich, wie Satz-, Begriffs- und Sonderzeichen eingesetzt werden. Hier geht’s um Interpunktionen, Bis-Strich, Apostroph, Fußnotenzeichen, Gradzeichen, Et-Zeichen usw.

Die Mikrotypografie hat die Aufgabe, die rasche Erkennbarkeit von Texten und die leichte Leserlichkeit zu fördern. Hier zeige ich auf, welche Zwischenräume eingesetzt werden. Also zum Beispiel, ob man bei abgekürzten Datumsangaben Leerzeichen einsetzt oder nicht. Schreibt man 1.12.2017 ohne Zwischenräume oder 1. 12. 2017 mit Zwischenräumen? Schreibt man 20,– EUR oder 20 € oder € 20,00? Welche Anführungszeichen sind richtig: »…« oder «…»? Wie gliedert man Telefonnummern? Haben Sie schon einmal Telefonnummern ohne jegliche Gliederung nach DIN 5008 versucht zu lesen? – einfach schlimm.

An wen richtet sich das crossmediale Projekt Zeichen setzen!?

Zeichen setzen! geht alle etwas an, die mit einer Tastatur Texte verfassen. Dies sowohl im professionellen Schriftsatz als auch mit Office-Programmen. Das Buch leistet wertvolle Dienste in Schreibbüros, in Werbe- oder Webagenturen, bei Journalisten, bei IT-Fachleuten, in Beschriftungsateliers oder in der Ausbildung im Gymnasium, bei Professoren und Deutschlehrern. Zusätzlich muss der Wille da sein, korrektes Deutsch zu schreiben. Dies gelingt mit Duden (oder anderen Sprachwerken) und „Zeichen setzen!“ perfekt.

Selbstverständlich wende ich mich gleichzeitig an alle Korrektorinnen und Lektoren, Übersetzer und Verleger. Ich hoffe, dass überall, wo Duden oder andere Sprachwerke gelegentlich benützt werden, auch Zeichen setzen! seinen Platz bekommt.

Wie sind Sie auf den VFLL gekommen? Wie war die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen?

Titelseite deutsche Ausgabe
Die Ausgabe für Deutschland und Österreich entstand in Zusammenarbeit mit dem VFLL.

Der VFLL ist in der Person von Eva Bachmann auf mich zugekommen. Sie wurde durch die Gratis-App für iOs und Android „Zeichen setzen“ auf mich aufmerksam. Das Buch und die App erfreuen sich seit Dezember 2013 in der Schweiz großer Beliebtheit. Ich war erfreut über den professionellen VFLL-Support, so kann ich mein Ding auch in Deutschland und Österreich bekannt machen. Die VFLL-Mitglieder Dieter Schlichting und Marion Kümmel ergänzten Eva Bachmann.

Ich musste lernen, dass schweizerisches Deutsch und deutsches Deutsch unterschiedliche Sprachen sind – die Zusammenarbeit gestaltet sich aufwendig. Als Autor vertritt man ja einen Inhalt und pflegt eine bestimmte Ausdrucksweise. Lektoren pflegen eine andere Sichtweise – gerade in einem Sprachwerk sind Einheitlichkeit und Ordnung matchentscheidend. Wir pflegten unsere Pfründe und rangen im Sinn der Sache um Formulierungen, Beispiele und Abbildungen. Insgesamt war es eine spannende Geschichte für mich, weil der VFLL dafür sorgte, dass das Werk heute höchsten Ansprüchen genügt. Herzlichen Dank hier an das ganze Team und den VFLL.

Was können Smartphone-Nutzer von der kostenlosen App erwarten?

Die App „Zeichen setzen“ soll das mobile Nutzen der Sprache unterstützen, genauso wie die Buchversion, die fürs iPad zu einem reduzierten Preis angeboten wird. Die App ist eine abgespeckte Version des Buches, darin werden die Zeichen nur kurz mit wenigen Beispielen vorgestellt. In der App steckt ein Lernspiel, in dem die Anwender ihre Kenntnisse in der Zeichensetzung spielerisch im Multiple-Choice-Verfahren verbessern können.

Dann sind Dutzende Fotos aus der Praxis integriert, die Fehler in der Zeichensetzung aufweisen. Die Anwender können die Fehler erraten und sich die korrekte Schreibung anzeigen lassen. Man kann aber auch eine eigene Bibliothek an fotografierten Praxisbeispielen integrieren oder mit Dr. Pingelig auf Facebook interagieren. Die App geht eher spielerisch an das Thema heran und soll helfen, Sprache und Mikrotypografie hochzuhalten. Die App ist ein „Gruß aus der Küche“.

Beispielseiten

Über den Autor

Ralf Turtschi ist gelernter Schriftsetzer und Buchautor mehrerer Standardwerke, die in der grafischen Industrie Beachtung fanden. Der 58-jährige führt in Adliswil eine kleine Agentur für visuelle Kommunikation. Er schreibt als Fachautor in mehreren Zeitschriften Beiträge zu typografischen Themen.

Bibliografische Angaben

Ralf Turtschi (2017): «Zeichen setzen!». Adliswil: Eigenverlag. 248 Seiten, Paperback, 48 Euro zzgl. 12,30 Euro für Verpackung und Versand, ISBN 978-3-033-06065-4.
Nicht im Buchhandel erhältlich. Bestellungen nur über die Website des Autors.

Weiterführende Links

[Text: VFLL. Bild: Turtschi.]