Lahr im Schwarzwald: Dolmetscherpool fährt 300 Einsätze pro Jahr – Zurzeit keine Schulungen

Lahr / Schwarzwald
Beschaulich, aber trotzdem viel Multikulti: Die Kernstadt von Lahr hat rund 31.000 Einwohner, mit den Eingemeindungen sind es 46.500. - Bild: Vezoy / CC BY-SA 4.0

Es sind noch die Zeiten vor Corona: Bei Charlotte Wolff, Koordinatorin des Begegnungshauses am Urteilsplatz und Flüchtlingsbeauftrage der Stadt Lahr im Schwarzwald, steht das Telefon nicht still. Ärzte, Kitas, das Jugendamt und Schulen sind am Telefon.

Sie alle haben ein Anliegen, sie möchten Sprachbarrieren zu Eltern, Patienten und Klienten überwinden und fragen nach Hilfe des ehrenamtlichen Dolmetscherpools.

Im Dolmetscherpool: 40 Dolmetscher für 20 Sprachen

Der ehrenamtliche Dolmeterscherpool ist ein Projekt des Mehrgenerationenhauses Lahr in der Stadt, die einschließlich der Eingemeindungen rund 46.500 Einwohner hat. Mittlerweile umfasst der Pool rund 40 Dolmetscherinnen und Dolmetscher, die 20 verschiedene Sprachen sprechen. Sie sind meist Muttersprachler und leben in der ersten und zweiten Generation in Deutschland.

Seit Beginn ist Hava Yildiz mit dabei. Die ehrenamtliche Dolmetscherin spricht Deutsch und Türkisch perfekt. „Ich habe eigentlich schon immer gedolmetscht“, erzählt sie, „privat und auch für meine Eltern“. Die Tätigkeit ist eine Bereicherung für Yildiz, sie erntet viel Dankbarkeit. Ein bis zwei Mal im Monat ist sie als ehrenamtliche Dolmetscherin im Einsatz. „Türkisch wird nicht so oft nachgefragt“, erzählt sie.

Rumänisch, Arabisch und Kurdisch am meisten nachgefragt

Die meist nachgefragten Sprachen des Dolmetscherpools sind Rumänisch, Arabisch und Kurdisch, berichtet Wolf. Die Koordinatorin des Pools sucht laufend weitere Ehrenamtlich und bietet immer wieder Schulungen an.
Besonders hält sie nach Menschen Ausschau, die Farsi und Dari, Bulgarisch, Tigrinya und Somali sprechen, aber auch jede andere Sprache ist willkommen.

Rund 300 Einsätze im vergangenen Jahr

Rund 300 Einsätze vermittelte Wolff im letzten Jahr. Und die Nachfrage ist steigend. Bis Ende Februar hat die Koordinatorin bereit 120 Einsätze vereinbart. Dafür braucht es auch Fingerspitzengefühl. Sie achtet auf den kulturellen Hintergrund und fragt beispielsweise bei Kurdisch nach, ob es sich bei den Klienten um türkische oder arabische Kurden handelt.

Die Einsätze sind sehr vielfältig. Das kann die Begleitung beim Arzt sein, der seinem Patienten über die Diagnose und den weiteren Verlauf einer Behandlung aufklären möchte, oder der Besuch in der Schule, um die Eltern über den Entwicklungsstand des Kindes zu informieren.

Ehrenamtler nur dann, wenn Gespräch nicht rechtlich oder wirtschaftlich relevant

Die ehrenamtlichen Dolmetscher werden dann eingesetzt, wenn das Gespräch keine wirtschaftlichen und rechtlichen Konsequenzen hat. Dafür werden vereidigte Dolmetscher benötigt.

Trotzdem sind die Gespräche oft nicht immer einfach, erzählt Yildiz, die auch schon Krebsdiagnosen überbringen musste. Oberstes Gebot ist es, nicht für Menschen zu übersetzen, die der Dolmetscher persönlich kennt.

Angefragt werden die Dolmetscher von den verschiedenen Institutionen. Und die Rückmeldungen an die Koordinationsstelle sind durchweg positiv. „Es läuft“, betont Charlotte Wolff.

Weitere Schulungen erst nach Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen

Wenn die Corona-Krise überwunden ist, möchte Wolff weitere Schulungen anbieten. Ohne Schulung ist ein Einsatz nicht möglich. Die Stadt Lahr wird weitere Schulungstermine zeitnah veröffentlichen. Anmeldungen sind aber jetzt schon unter Tel. (07821) 3271144 oder E-Mail: charlotte.wolff@lahr.de möglich.

Stadt Lahr