GfdS veröffentlicht Vornamenstatistik 2019: Hanna(h) und Emma sowie Noah auf Platz 1

Vornamenstatistik 2019
Bild: GfdS

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat die häufigsten Vornamen des Jahres 2019 ermittelt. Auf den ersten Plätzen landen Hanna(h), Emma und Noah. Während bei den Mädchen mehr Monotonie herrscht, sind Jungennamen lautlich diverser.

Die GfdS unterscheidet ab jetzt konsequent zwischen dem ersten und weiteren Vornamen. Die der Auswertung zugrundeliegenden Standesamtsdaten decken 89 % aller vergebenen Vornamen ab.

Bei den Spitzenpositionen der weiblichen Erstvornamen darf man sowohl Hanna(h) als auch Emma auf Platz 1 setzen, denn der Unterschied könnte nicht geringer sein: Hanna(h) wurde 5.274-mal und Emma 5.273-mal als Erstname vergeben. Auf Emma folgen lautlich auffallend ähnliche Namen wie Mia (3), Emilia (4), Lina (6), Ella (8) und Mila (9). Sophia landet bei der neuen Rechnung erst auf Platz 5 und Marie auf Platz 10.

Bei den Jungen führt Noah mit 4.922 registrierten Erstnamen die Liste an, gefolgt von Ben und Paul. Dabei erweist sich ein grundsätzlicher Geschlechtsunterschied: Jungennamen können einsilbig sein, während bei den Mädchennamen selbst in den Top 100 kein einziger Einsilber vorkommt.

Liste der häufigsten Erstvornamen 2019

Mädchen %* Jungen %*
1. Hannah/Hanna (2) 1,57 1. Noah (4) 1,38
1. Emma (1) 1,57 2. Ben (1) 1,35
3. Mia (3) 1,49 3. Paul (2) 1,33
4. Emilia (5) 1,48 4. Leon (3) 1,30
5. Sophia/Sofia (4) 1,37 5. Luis/Louis (5) 1,18
6. Lina (6) 1,23 6. Henry/Henri (8) 1,18
7. Clara/Klara (9) 1,15 7. Felix (9) 1,18
8. Ella (8) 1,14 8. Elias (7) 1,17
9. Mila (7) 1,13 9. Jonas (6) 1,16
10. Marie (12) 1,07 10. Finn (11) 1,15
13,30 12,38

* Anteil an allen vergebenen weiblichen bzw. männlichen Vornamen. Schreibvarianten – Hannah/Hanna, Henry/Henri etc. – wurden zusammengefasst. In Klammern die Platzierung des Vorjahres auf der Erstnamenliste.

Erstvornamen sind eher für den Alltagsgebrauch bestimmt, weitere Vornamen eher der Tradition verpflichtet.

Liste der häufigsten Zweit- bzw. Folgevornamen 2019

Mädchen %* Jungen %*
1. Sophie/Sophie (2) 5,87 1. Alexander (1) 2,47
2. Marie (1) 5,81 2. Maximilian (2) 1,76
3. Maria (3) 4,05 3. Elias (3) 1,31
4. Luise (4) 1,53 4. Paul (4) 1,20
5. Elisabeth (5) 1,42 5. Karl/Carl (6) 1,05
6. Sophia/Sofia (6) 1,30 6. Michael (5) 1,00
7. Katharina (8) 1,18 7. Johann (8) 0,93
8. Charlotte (7) 1,18 8. Josef (7) 0,90
9. Johanna (9) 1,08 9. Louis/Luis (9) 0,86
10. Anna (10) 1,07 10. Johannes (10) 0,81
24,49 12,29

* Anteil an allen vergebenen weiblichen bzw. männlichen Zweit- bzw. Folgevornamen Schreibvarianten. Sophie/Sofie, Louis/Luis etc. – wurden zusammengefasst. In Klammern die Platzierung des Vorjahres auf der Folgevornamenliste.

Ein Vergleich dieser beiden Listen vermag interessante Unterschiede aufzudecken, die eine Gesamtliste (ohne Rücksicht auf die Namenposition) verdeckt. So erklärt sich, weshalb in den Gesamtlisten der letzten Jahre stets dieselben Namen vorne standen, nämlich Marie, Sophie, Maria und Sophia bzw. Alexander und Maximilian. Das ändert sich nun mit der Trennung. Seit drei Jahren beliefern die Standesämter die GfdS mit getrennten Listen.

Bei den Zweitvornamen bestätigt sich bei den Mädchen deutlich die Dominanz von Sophie, Marie und Maria, die zusammen bereits über 15 % aller Vorkommen als Folgenamen ausmachen. Allein die ersten zehn Positionen decken ein Viertel (24,5 %) aller vergebenen Zweitnamen ab. Bei den Jungen sind es nur 12,3 %.

Ein Vergleich zwischen den Erst- und den Zweitnamen zeigt, dass Letztere länger, traditioneller und prestigeträchtiger sind, indem sie mehr Heiligen- und Herrschernamen enthalten. Wenn innerhalb der Familie Namen weitergereicht werden, dann typischerweise an zweiter Stelle.

Zweitnamen sind auch lautlich diverser, während die weiblichen Erstnamen monotoner sind. Bei den Zweitvornamen wird außerdem deutlich, dass sie als (spätere) Alternative zum Erstnamen fungieren können bzw. auf Kompromisse zwischen den Eltern hinweisen, denn einige der Namen stehen auf beiden Listen (Sophia, Paul, Elias). So können die Kinder später selbst entscheiden, welchen Namen sie bevorzugen.

Heute sind Mädchennamen monotoner – früher waren es Jungennamen

Die Namen der Mädchen sind in mehrfacher Hinsicht monotoner als die der Jungen: Erstens teilen sich mehr Mädchen als Jungen den gleichen Namen, insbesondere den Zweitnamen. Zweitens wiederholen sich in vielen Erstnamen relativ wenige Laute, indem sie sich die drei Vokale e, i und a sowie die vier weichen, als wohlklingend empfundenen Konsonanten m, n, l und r teilen: Emilia, Emma, Ella, Mila, Mia, Maria, Lina. Nur Clara (7) sowie (zwischen Rang 11 und 20) Frieda, Charlotte und Mathilda heben sich mit ihren härteren Konsonanten davon ab. Drittens enden neun der Top Ten auf -a. Dagegen enthalten die Zweitvornamen weniger lautliche Weiblichkeitssignale und insgesamt mehr unterschiedliche Laute (z. B. Elisabeth).

Bei den Jungennamen fällt der höhere Anteil an Kontrasten ins Auge. Ihr Spektrum an Vokalen und Konsonanten ist deutlich reichhaltiger. Auch rangieren sie von ein- bis dreisilbig und ihre Auslaute sind diverser. Auffällig ist der hohe Anteil an Hiaten (Vokalen in direkter Folge), so bei Noah, Leon, Luis, Elias unter den Top Ten, aber auch auf weiteren Rängen bei Matteo (13), Theo (18) und Liam (20).

So genannter Wohlklang ist heute das mit Abstand wichtigste Benennungsmotiv für Eltern. Eine Allensbach-Studie von 2014 hat dies deutlich bestätigt, mehr noch für Mädchen- als für Jungennamen.

Die lautliche Vielfalt bei den Jungennamen ist relativ jung. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren die Mädchennamen abwechslungsreicher und dynamischer (indem sie schneller wechselten). Jungen teilten sich dagegen oft über viele Jahre, manchmal Jahrzehnte hinweg die gleichen Namen (Michael, Andreas, Stefan), was auch mit ihrer generell länger andauernden Nachbenennung nach Verwandten erklärt wird.

Damit bestätigt die Vornamengebung eine Angleichung der Geschlechter. Dazu gehört, dass seit wenigen Jahren Jungennamen auf -a in die Toppositionen aufgestiegen sind (Noah, Luca).

Dynamik auf den weiteren Plätzen

Während die Top-Ten-Listen beider Geschlechter in den letzten Jahren von Stabilität gekennzeichnet sind, ist in den unteren Rängen mehr Dynamik zu entdecken. Hier mausern sich die Favoriten der nächsten Jahre.

So arbeitet sich bei den Erstnamen der Jungen seit einigen Jahren der italienische Name Matteo (13) nach oben. In Sachsen und Hamburg ist er schon die Nr. 7, in Mecklenburg-Vorpommern die Nr. 2. Auch Liam (20), Milan (24) und Karl (28) steigen auf. Weiterhin auf Platz 21 befindet sich Mohammed.

Bei den Mädchen deuten sich weitere Anstiege für Ida (18), Frieda (13) und Charlotte (17) an. Damit kämen wieder mehr Kontraste ins Inventar. Greta, 2018 auf Platz 27, ist leicht auf Rang 29 abgestiegen. Mathilda, 2018 noch auf Rang 14, ist 2019 auf Rang 20 gesunken.

Ob die alten Namen weiter zulegen, ist momentan fraglich. Eher gilt dies für die Zweitnamen, bei denen Valentin von Rang 18 auf 13 und Valentina von Rang 27 auf 21 aufgestiegen ist.

Internationalisierung

Insgesamt fällt die Internationalisierung nicht nur der Namen selbst auf; bis auf Karl (Platz 5 der Zweitnamen) gehört keiner der alten germanischen Schicht an. Vielmehr internationalisiert sich auch die Vergabe konkreter Einzelnamen: Sowohl in der Schweiz als auch in Österreich ähnelt die Statistik stark der deutschen. Matteo ist in der Schweiz auf Platz 7, Liam sogar auf Platz 1. In Schweden steht Liam auf Platz 2, in den Niederlanden auf Platz 7 (für Deutschland in Schleswig-Holstein und Hamburg auf Platz 6 bzw. 8). Auch Noah und Lucas besetzen europäische Toppositionen.

Statistik wird seit 1977 erstellt

Seit 1977 veröffentlicht sie diese Übersicht, die sich auf die Daten der deutschen Standesämter stützt. Teilgenommen haben dieses Mal über 700 Standes­ämter bundesweit und übermittelten insgesamt knapp eine Million Einzelnamen. Damit sind fast 90 % aller im vergangenen Jahr vergebenen Vornamen erfasst. Gemeldet wurden über 65.000 verschiedene Namen.

GfdS

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