Der Freundeskreis zur Förderung literarischer und wissenschaftlicher Übersetzungen teilt mit, dass man künftig neben dem Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis und dem Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis noch eine weitere Auszeichnung jährlich zu vergeben gedenkt: die Rebekka. In einer Pressemitteilung heißt es:
Rebekka ehrt Übersetzerinnen und Übersetzer, die seit vielen Jahren gut, begeistert, beharrlich und häufig schlecht bezahlt Belletristik und Sachbücher übersetzen und trotz ihrer langen Titelliste zu wenig beachtet werden – unter anderem, weil die von ihnen übersetzten Bücher selten oder nie im Feuilleton besprochen und mit bereits existierenden Übersetzungspreisen geehrt werden. Dabei sind sie die Vielgelesenen, die durch ihre Arbeit in und an der Sprache ganz wesentlich zur Lebendigkeit unserer Kultur beitragen.
Und die von ihnen übersetzten Bücher – beispielsweise aus den Bereichen Unterhaltungsroman, Krimi, Science Fiction, Fantasy, Kinder- und Jugendliteratur u. a. m. – erreichen oft hohe Auflagen und bilden das finanzielle Fundament vieler Verlage.
Der Preis wurde von privaten Stifterinnen gegründet, die den Preis auch finanzieren und die Jury bilden. Einige der Stifterinnen sind selbst Übersetzerinnen. Die Beteiligten ziehen es vor, anonym zu bleiben.
Motivation und Namensgebung
Karen Nölle, Vorsitzende des Freundeskreises, schildert in einem Gespräch mit dem Radiosender SWR2 die Beweggründe zur Stiftung des neuen Rebekka-Preises für die Übersetzer von gut verkäuflicher Unterhaltungsliteratur:
Die Idee sei schon vor längerer Zeit bei einem Treffen auf Frankfurter Buchmesse entstanden. Unterhaltungsromane, Krimis und Science-Fiction-Titel aus anderen Sprachen würden zwar in höherer Auflage als die so genannte Hochliteratur verkauft, aber selten im Feuilleton besprochen. Dabei ermögliche der kommerzielle Erfolg der Massenliteratur vielen Verlagen erst die unrentable Übersetzung von als wichtig erachteten Werken oder etwa Lyrik.
Und warum heißt der Preis Rebekka? Der Name habe entgegen den üblichen Bezeichnungen für Übersetzerpreise kurz und prägnant sein sollen, so Nölle. Man habe etwas Griffiges gesucht – analog zum Oskar in der Filmbranche.
Tatsächlich sind die Bezeichnungen von Übersetzerpreisen typischerweise umständlich und lang – viel zu lang. Den Vogel schießt in dieser Hinsicht der Johann-Friedrich-von-Cotta-Literatur- und Übersetzerpreis der Landeshauptstadt Stuttgart ab, der sage und schreibe aus 88 Zeichen besteht. Die Rebekka kommt hingegen mit sieben aus.
Außerdem treffe es sich gut, so Nölle im Radio, dass der biblischen Gestalt der Rebekka Eigenschaften wie Geduld, Ausdauer und Tugendhaftigkeit zugeschrieben würden. Einige Etymologen führen den Namen auf die hebräische Formulierung רב קוה (große Geduld, große Erwartung) zurück.
Mit Preisgeld von 5.000 Euro rangiert Rebekka in Top Ten der Übersetzerpreise
Mit einem Preisgeld von 5.000 Euro zählt die neue Auszeichnung zu den zehn bestdotierten Übersetzerpreisen.
- Platz 1 belegt mit umgerechnet 46.550 Euro das alle zwei Jahre vergebene Zuger Übersetzer-Stipendium.
- Auf Platz 2 liegen gleichauf mit je 20.000 Euro der Straelener Übersetzerpreis (zu dem auch ein Förderpreis von 5.000 Euro gehört) und der Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung.
- Den 3. Platz teilen sich mit jeweils 15.000 Euro sechs Auszeichnungen: (1) Europäischer Übersetzerpreis Offenburg (15.000 Euro Hauptpreis, 5.000 Euro Förderpreis), (2) Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung, (3) Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland, (4) Heinrich-Maria-Ledig-Rowohlt-Preis, (5) Internationaler Literaturpreis (20.000 Euro für einen Autor, 15.000 Euro für dessen Übersetzer), (6) Albatros-Literaturpreis (25.000 Euro für Autor, 15.000 Euro für Übersetzer).
Im Durchschnitt jede Woche eine Auszeichnung für Literaturübersetzer
Insgesamt werden im deutschsprachigen Raum rund 50 Auszeichnungen für Übersetzer regelmäßig vergeben; die meisten jährlich, einige in einem Rhythmus von zwei Jahren.
Die oft zu hörende Klage, die Arbeit der literarischen Übersetzer genieße keine Wertschätzung, ist nur in Bezug auf die traditionell niedrigen Honorare im Literaturbetrieb stichhaltig.
Hinsichtlich der Öffentlichkeitswirkung gilt dies nicht. In den Medien sind Literaturübersetzer mehrmals pro Woche zu finden. Keine andere Teilgruppe der Übersetzungsbranche wird von Feuilleton, Funk und Fernsehen derart belobhudelt wie die Literaturübersetzer.
rs, Freundeskreis