Kunst- und Protestaktion vor Berliner Ministerien für wirksame Corona-Hilfen für Soloselbstständige

IKiD
Vorm Finanzministerium protestiert die Künstlerinitiative IKiD für eine wirksame Unterstützung von Soloselbstständigen. - Bild: Sascha Schwarz

Eine spektakuläre Kunstaktion findet heute von 11:30 Uhr bis 13:30 Uhr rund um das Berliner Finanz- und Arbeitsministerium statt: Künstlerinnen und Künstler werden als lebende Plakatträger verantwortliche Regierende mit der traurigen Realität konfrontieren, dass zahllose Soloselbstständige neun Monaten nach Beginn der Corona-Krise noch immer keine wirksame Hilfe erhalten haben.

Auf ihren Schildern transportieren sie Sprüche wie „Unternehmerhohn: Die Löcher in euren Hilfen sparen uns kaputt“ oder „Überbrückungshilfe ist, wenn alle staunen, wie toll du abgenommen hast.“

Die Aktion wird veranstaltet vom Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) und der Initiative Kulturschaffender in Deutschland (IKiD).

IKiD
Im Stil der 1920er Jahre machen die Künstler von IKiD auf ihr Anliegen aufmerksam. – Bild: Sascha Schwarz

Protest im Stil der Weltwirtschaftskrise vor 90 Jahren

Die Kunstaktion ist inspiriert von den ikonographischen Bildern von Arbeitern und Angestellten während der Wirtschaftskrise in den 20er/30er-Jahren, die arbeitssuchend waren und ebenfalls mit Schildern auf der Straße auf ihre schwierge Situation aufmerksam gemacht haben. Das Ziel von VGSD und IKiD ist, durch diese ungewöhnliche Aktion die mangelnden Hilfen für Selbstständige zum Gesprächsthema in den Ministerien zu machen.

„Idealerweise fährt sogar Minister Scholz selbst an den Plakatträgern vorbei“, sagt IKiD-Sprecher Oliver Golumbiewski. „Wir hoffen, dass die Sorgen der Selbstständigen zum Gesprächsstoff Nummer eins in den Ministerien werden – bei den Kaffeepausen, an den Schreibtischen und in den Fluren“, ergänzt Jana Riediger, ebenfalls Sprecherin der IKiD.

IKiD
Bild: Sascha Schwarz

Hilfen kommen nicht an, weil für Soloselbstständige falsch konstruiert

Enttäuschung herrscht, weil sich die staatlichen Corona-Hilfen in vielen Fällen als unwirksam erweisen. „Frühere Hilfen wie die Soforthilfe oder Überbrückungshilfe müssen die Betroffenen entweder zurückzahlen oder haben sie gar nicht erst erhalten, weil sie sich auf Kostenarten beziehen, die bei Soloselbstständigen geringes Gewicht haben“, sagt VGSD-Vorstand Andreas Lutz. „Die angekündigte Novemberhilfe wiederum ist auf bestimmte Branchen begrenzt.“

Ab 1. Dezember soll die Neustarthilfe greifen, die allerdings erst Ende Januar beantragt werden kann und somit frühestens im Februar 2021 ausbezahlt wird. Die Neustarthilfe ist zudem viel zu niedrig im Verhältnis zu den Umsatzausfällen. „Die Soloselbstständigen schultern im Interesse des Gesundheitsschutzes für die Gesamtbevölkerung einen Großteil der Lasten der Corona-Krise, ohne angemessene Hilfe zu erhalten.“

Mit der Kunstaktion wollen VGSD und IKiD auch auf die Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Bundestags am 07.12.2020 aufmerksam machen: VGSD-Vorstand Andreas Lutz wird dann als Initiator einer Bundestags-Petition (58.485 Mitzeichner) der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbstständigenverbände (BAGSV) deren Forderungen und Verbesserungsvorschläge vortragen. Ihr Ziel ist neben wirksamen Corona-Hilfen eine bürokratie- und belastungsarme Zeit, die den Selbstständigen den Wiederaufbau von Rücklagen und Altersvorsorge ermöglicht.

IKiD
Bild: Sascha Schwarz

Über IKiD

Die „Initiative Kulturschaffender in Deutschland“ ist ein ehrenamtlich arbeitendes, offenes Bündnis von freischaffenden Künstlern und selbständigen Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft. Unter den einschneidenden Auswirkungen der Corona-Pandemie haben sie sich zu einem bundesweit agierenden Informations- und Solidaritätsnetzwerk zusammengeschlossen.

Hinweis: Die hier gezeigten Foto stammen von der Generalprobe für die Protestaktion, die vor zwei Wochen stattfand.

VGSD, IKiD