Voß-Preis für Übersetzung geht an Barbara Kleiner, Preis für Kulturvermittlung an Khalid Al-Maaly

Barbara Kleiner, Khalid Al-Maaly
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zeichnet die Literaturübersetzerin Barbara Kleiner sowie den Verleger und Übersetzer Khalid Al-Maaly aus. - Bild: DASD

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung an Barbara Kleiner für ihre Übertragungen italienischer Literatur ins Deutsche. Den Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland erhält der arabische Verleger Khalid Al-Maaly.

Die Preise sind mit jeweils 15.000 Euro dotiert und werden am 8. Mai 2021 verliehen. In welcher Form die Preisverleihung stattfinden kann, hängt von der Entwicklung der Pandemie ab.

Zentrale Texte des italienischen Literaturkanons neu erschlossen

Mit Barbara Kleiner, geboren am 17. Februar 1952 in Linz/Österreich, zeichnet die Deutsche Akademie eine herausragende Übersetzerin italienischer Literatur ins Deutsche mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis aus. Zu den von ihr übertragenen Autoren gehören so bekannte Namen wie Umberto Eco, Italo Calvino, Anna Maria Ortese, Elio Vittorini und viele andere.

Vor allem aber wurden erst durch ihre klugen und durchdachten Übersetzungen zentrale Texte des italienischen Literaturkanons der deutschsprachigen Leserschaft neu erschlossen und zugänglich gemacht, wie etwa Ippolito Nievos Bekenntnisse eines Italieners, Italo Svevos Zenos Gewissen und nicht zuletzt Primo Levis Wann, wenn nicht jetzt?.

Barbara Kleiners Übersetzungen bewegen sich meisterlich auf der Höhe des Originaltextes. Mühelos vermag sie es, sowohl dem eher sachlichen Primo Levi gerecht zu werden als auch einem Italo Svevo, dessen speziellen Triester Sound sie auch in ihrer Übersetzung vernehmbar werden lässt.

Barbara Kleiner studierte Komparatistik, Romanistik und Germanistik und wurde 1979 mit einer Arbeit über die Proust-Übersetzungen Walter Benjamins promoviert. Seit 1993 lebt sie als freiberufliche Übersetzerin in München. 2007 erhielt sie den Übersetzerpreis der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen, 2011 den Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis.

Der Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst getragen.

Unermüdlicher Akteur in der deutsch-arabischen Kulturvermittlung

Mit Khalid Al-Maaly, geboren am 15. April 1956 in As-Samawa/Irak, wird ein seit drei Jahrzehnten unermüdlicher Akteur in der deutsch-arabischen Kulturvermittlung mit dem Friedrich-Gundolf-Preis ausgezeichnet.

Sein Verlag Manschurat al-Djamal, zunächst ein kleiner Exilverlag in Köln und seit 2008 in Beirut ansässig, ist die erste Adresse für moderne und zeitgenössische deutschsprachige Literatur (Lyrik und Prosa) und Publizistik (u. a. Philosophie und Islamwissenschaft) in der arabischen Welt. In seinem Verlagsprogramm finden sich über 100 Titel bekannter deutschsprachiger Autoren, darunter Paul Celan, Günter Grass, Christa Wolf, Peter Handke ebenso wie Hannah Arendt, Jan Assmann oder Peter Sloterdijk.

Khalid Al-Maaly ist nicht nur als Verleger, sondern auch als Herausgeber, Übersetzer und Lyriker Mittler zwischen den Welten. So eröffnet er ebenso dem deutschsprachigen Publikum den Zugang zu den vielfältigen Stimmen der arabischen Lyrik.

Khalid Al-Maaly floh 1979 aus politischen Gründen aus dem Irak zunächst nach Frankreich, dann in die Bundesrepublik Deutschland. 2008 siedelte er nach Beirut über, von wo aus sich die Verlagsaktivitäten in der arabischen Welt leichter koordinieren lassen. Eine Verlagsfiliale mit angeschlossener Buchhandlung befindet sich außerdem in Bagdad.

Corinna Blattmann / DASD