Ein Stein des Anstoßes: Mattel bringt speziellen Gender-Spielstein für Scrabble heraus

Scrabble mit Gender-Stein
Mit dem Gender-Stein lassen sich viele Wörter verlängern und man erhält 10 Punkte zusätzlich. - Bild: Mattel

Zum Welt-Scrabble-Tag bringt Mattel für sein Wortspiel Scrabble einen exklusiven neuen Spielstein heraus: Mit dem Genderstein (*IN) können Wörter spielerisch leicht gegendert werden. Gleichzeitig wird die Spielanleitung in eine „geschlechtergerechte“ Version umformuliert.

Mit der Aktion will das Unternehmen die Diskussion über den aktuellen „Sprachwandel“ anregen und einen Beitrag dafür leisten, dass „in der Sprache alle Menschen sichtbar werden“.

In einer Pressemitteilung heißt es dazu:

Sprache ist ständig im Wandel und deshalb ist es höchste Zeit, dass sich auch der Klassiker unter den Buchstabenspielen weiterentwickelt.

Gendern verfolgt das Ziel, die Gleichbehandlung aller Geschlechter zum Ausdruck zu bringen. Wenn von Gruppen gesprochen wird, die aus diversen Geschlechtern bestehen, wird im Deutschen meist das generische Maskulinum verwendet – die männliche Variante, die für alle Mitglieder der Gruppe stehen soll. Studien zeigen allerdings, dass sich Menschen meist nur Männer vorstellen, wenn Sprache in generischen Maskulinum formulierten Sätzen genutzt wird.

Gendern – sei es mit Unterstrich, Doppelpunkt oder Sternchen – macht es möglich, dass Frauen und nicht-binäre Personen in der Sprache sichtbar werden.

Als Kronzeugin wird Prof. Dr. Gabriele Diewald vom Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität Hannover angeführt, die das ebenso bekannte wie naive Mantra der Gender-Bewegung herunterbetet: „Mit Sprache kann man die Wahrnehmung verändern.“ Und: „Sprache schafft Realität.“

Ganz so einfach ist die Sache sicher nicht und man kann das Gendern auch als Sprachwissenschaftler für groben Unfug halten. Ein Vertreter dieser Sichtweise ist etwa Prof. Dr. Peter Eisenberg, der lange an der Universität Potsdam lehrte. Er sagt: „Statt zu akzeptieren, dass unsere Sprache alles hat, was man zur Vermeidung von Diskriminierung durch das Geschlecht braucht, wird von Ideolog*innen in Machtpositionen ein Stellvertreterkrieg entfacht, der die Sprache verhunzt.“

Anne Polsak, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Mattel Deutschland, weiß, dass das Gendern kontrovers diskutiert wird und es viele Kritiker gibt. Aber:

Mit dem Genderstein bei Scrabble haben wir die Chance, den Stein des Anstoßes für eine gendergerechte Sprache zu geben. Er ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass sich die Spielregeln in der Gesellschaft verändert haben. Wir möchten unsere Reichweite nutzen, um zu zeigen, dass durch das Gendern niemand Nachteile hat – denn im Endeffekt gewinnt das WIR!

Polsak hofft, dass durch die Neuerung bei Scrabble das Gendern spielerisch leicht erlernt wird und in den täglichen Sprachgebrauch übergeht. Um dies zu fördern, wurde dem Genderstein in den Spielregeln ein sensationell hoher Wert von 10 Punkten zugewiesen.

Der neue Spielstein dürfte für viel Spaß und fröhliche Streitereien sorgen, etwa dann, wenn diskutiert wird, ob es Wörter wie „Gäst*in“ überhaupt gibt.

*IN-Stein kostenlos bestellbar, aber Auflage limitiert

Der *IN-Stein wurde von Mattel in einer limitierten Auflage produziert, die schnell vergriffen war. Angesichts des überraschend großen Erfolgs entschied man sich, die Steine nachzuproduzieren. Allerdings ist mit einer längeren Wartezeit zu rechnen.

Über den unten genannten Link lassen sich vier Gender-Steine bestellen, die kostenlos und auch ohne Berechnung von Versandkosten in einem gepolsterten Briefumschlag mit Kurzanleitung verschickt werden.

Scrabble Gendersteine
Post von Scrabble mit vier Gendersteinen und einer Kurzanleitung. – Bild: UEPO.de

Spielanleitung wird ebenfalls gegendert

Unter dem Link können sich Scrabble-Spieler auch die gegenderte Spielanleitung herunterladen. Ab Herbst soll diese dann standardmäßig jedem Spiel beiliegen.

Über Mattel

Der im Jahr 1945 gegründete Spielwarenkonzern Mattel produziert an 35 Standorten und vertreibt seine Produkte zur Kinder- und Familienunterhaltung in mehr als 150 Ländern. Hierzu behören so bekannte Marken wie Scrabble und UNO, aber auch Barbie, Hot Wheels oder Fisher-Price.

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Richard Schneider