Friedrich Schleiermacher: Über die verschiedenen Methoden des Übersetzens

Friedrich Schleiermacher
Friedrich Schleiermacher (1768 – 1834), protestantischer Theologe, Philosoph und Pädagoge, übersetzte u. a. die Werke Platons ins Deutsche. Er gilt als Begründer der modernen Hermeneutik. - Bild: gemeinfrei

Von Flaubert bis Modiano – einen Großteil der Bücher lesen wir in Übersetzung. Aber lesen wir den Text des Autors oder den des Übersetzers?

In der fortwährenden Diskussion über die Kunst des literarischen Übersetzens fallen unweigerlich zwei Namen: Walter Benjamin und Friedrich Schleiermacher. Doch während Benjamins Essay Die Aufgabe des Übersetzers von 1923 leicht zugänglich ist, wird Schleiermachers legendäre Abhandlung Über die verschiedenen Methoden des Übersetzens von 1813 zwar ständig zitiert, aber fast nie gelesen. In modernen Leseausgaben ist sie nicht enthalten, und eine separate Buchveröffentlichung wurde nie vorgelegt.

Elisabeth Edl und Wolfgang Matz haben Schleiermachers Text jetzt nach dem Erstdruck aus dem Jahr 1838 neu ediert. Diese Neuausgabe schließt endlich eine der großen Publikationslücken der Übersetzungstheorie.

In ihrem ausführlichen Nachwort beleuchten sie unter dem Gesichtspunkt der Theorie und einer jahrzehntelangen praktischen Erfahrung mit dem Übersetzen von Prosa und Poesie die nach wie vor fundamentale Bedeutung, die Schleiermachers Ideen auch heute noch für jede Beschäftigung mit dem Problem der Übersetzbarkeit großer Literatur haben.

Elisabeth Edl schreibt dazu:

Die Frage, wie sehr eine Übersetzung dem Inhalt eines literarischen Textes und wie sehr sie auch der Form, der Sprache verpflichtet ist, ist seit Schleiermacher klargestellt: Ohne die Beachtung der Sprache eines Romans kann die Übersetzung dieses Romans keine Literatur sein. Oder mit Hans Magnus Enzensberger: „Was nicht selber Poesie ist, kann nicht Übersetzung von Poesie sein.“

Friedrich Schleiermacher: Über die verschiedenen Methoden des Übersetzens
Bild: Richard Schneider

Über die Herausgeber

Elisabeth Edl (*1956) wurde für ihre Übersetzungen und Editionen französischer Literatur (Stendhal, Flaubert, Modiano u. a.) mehrfach ausgezeichnet. Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres der Republik Frankreich.

Wolfgang Matz (*1955) lehrte deutsche Sprache und Literatur an der Universität Poitiers; von 1995–2020 arbeitete er als Lektor beim Hanser Verlag in München. Er publizierte über Benjamin u. a. Eine Kugel im Leibe. Walter Benjamin und Rudolf Borchardt: Judentum und deutsche Poesie (2011). Zuletzt veröffentlichte er 1857. Flaubert, Baudelaire, Stifter. Die Entdeckung der modernen Literatur (2021). Er ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

Für ihre gemeinsamen Übersetzungen (Simone Weil, Julien Gracq, Philippe Jaccottet, Yves Bonnefoy) erhielten Wolfgang Matz und Elisabeth Edl den Paul-Celan-Preis und den Petrarca-Preis.

Bibliografische Angaben

  • Friedrich Schleiermacher (2022): Über die verschiedenen Methoden des Übersetzens. Berlin: Alexander Verlag. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Elisabeth Edl und Wolfgang Matz. Kartoniert, 152 Seiten, 16,00 Euro, ISBN 9783895815812. Auf Amazon ansehen/bestellen.

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