Zum Jahresausklang wird gewählt. Nicht nur die Wörter des Jahres, sondern auch die Playmate des Jahres. Ja, Sie haben richtig gelesen, die Playmate. Offenbar hat der Playboy schon vor einigen Jahren eine Angleichung des grammatischen an das natürliche Geschlecht der Kandidatinnen vorgenommen.
Jetzt heißt es nicht mehr wie über Jahrzehnte üblich und im Duden und der Wikipedia nach wie vor verzeichnet das Playmate, sondern etwas ungewohnt „Julia ist unsere Playmate des Jahres 2021″ oder „Wahl zur Playmate“.
Die Umstellung erfolgte offenbar bereits vor fünf Jahren. Auf der Website des Herrenmagazins findet sich die Variante die Playmate erstmals in einem Artikel vom Februar 2017.
Bei der aktuellen Playmate-Wahl der deutschen Ausgabe sind die Leser aufgerufen, bis Ende März 2023 aus den zwölf im Lauf des Jahres 2022 vorgestellten „Playmates des Monats“ ihre Favoritin zu wählen. Es winken Preise im Gesamtwert von mehr als 85.000 Euro. Die Siegerin wird dann im Sommer als Playmate des Jahres 2023 präsentiert.
Weibliche Form schon weiter verbreitet als die sächliche?
Wenn die Publikation, die den Begriff Playmate geprägt und populär gemacht hat, das grammatische Geschlecht des Worts wechselt, muss der Duden dann nachziehen?
Nein, nicht unbedingt, denn die Wörterbucharbeit erfolgt in Deutschland deskriptiv, nicht präskriptiv. Man versucht, die Sprachwirklichkeit lediglich zu beschreiben und abzubilden, aber nicht zu lenken. Wenn ein willkürlicher Wechsel vom Neutrum zum Femininum in der Praxis keine Verbreitung findet, braucht ein Wörterbuch auch keine Notiz davon zu nehmen.
Allerdings liefert eine kurze Google-Suche schon nur noch 17.500 Treffer für „das Playmate“ und bereits mehr Treffer, nämlich 21.200, für „die Playmate“. Eine Entwicklung, die die Dudenredaktion offenbar noch nicht wahrgenommen hat.
Playboy Relikt vergangener Zeiten, existiert in vielen Ländern nur noch als Marke
Das Männer- und Lifestyle-Magazin leidet seit mindestens zehn Jahren unter massivem Auflagenschwund und hat sein Erscheinen als Zeitschrift in den USA im Frühjahr 2020 ganz eingestellt. Seitdem existiert im Mutterland nur noch ein Online-Angebot unter playboy.com.
Die Marke ist allerdings nach wie vor weltweit bekannt – zumindest bei Herren mittleren und gesetzteren Alters. Sie wird aber wohl mit diesen aussterben, denn viele heutige Jugendliche kennen weder die Zeitschrift Playboy noch deren Gründer Hugh Hefner als Figur der Zeitgeschichte.
In Deutschland erscheint zwar noch monatlich ein gedrucktes Heft, aber im Zeitalter der per Internet und Smartphone allgegenwärtigen und kostenfrei verfügbaren Pornografie ist kaum noch jemand bereit, für ein paar Dutzend harmlose Hochglanzfotos und ein oder zwei Promi-Interviews 11,90 Euro pro Heft zu bezahlen. Die Zeitschrift ist im Grunde nur noch ein Werbeträger für die Anzeigen der Hersteller von teuren Spirituosen, Armbanduhren und Autos.
Dass der Playboy mit einem erstklassigen Interview Schlagzeilen gemacht hat, ist auch schon länger her. Und so scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis auch in Deutschland die letzte Ausgabe die Druckerpresse verlässt.
Richard Schneider