Steigende Kosten, sinkende Zahlungsmoral: Solo-Selbstständige befürchten Wirtschaftskrise

Soloselbstständige befürchten Wirtschaftskrise
Mehr als die Hälfte der Soloselbstständigen befürchtet nach Corona und Ukraine-Krieg jetzt eine tiefe Wirtschaftskrise. Die Indizien dafür sind überdeutlich: zweistellige Inflation, unterbrochene Lieferketten, Kaufzurückhaltung, Fachkräftemangel, schwindende Zahlungsmoral, mehr Zahlungsausfälle. - Bildmaterial: SCHUFA

Neues Jahr, neues Glück? Nicht für die Soloselbstständigen und Kleinstunternehmen in Deutschland. Sie leiden unter den steigenden Kosten und ihnen fehlen die Rücklagen. Drei Viertel aller Übersetzer und Dolmetscher sind diesen Kategorien zuzurechnen.

Selbstständige und Kleinstbetriebe gehen mit großen Sorgen in das neue Jahr 2023. Mehr als die Hälfte der Soloselbständigen (54 Prozent) und Kleinstunternehmen (56 Prozent) befürchtet eine Wirtschaftskrise, die sich eventuell gar zu einer Rezession auswachsen könnte. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der SCHUFA Holding AG hervor, die im November und Dezember 2022 durchgeführt wurde.

Damit liegen die Sorgen auf dem gleichen Niveau wie kurz nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. Schon in einer vorangehenden Umfrage im Mai 2022 hatten 54 Prozent der Soloselbstständigen und 50 Prozent der Kleinstunternehmen große Sorgen vor einer echten Wirtschaftskrise geäußert.

Preissteigerungen

Vor allem die allgemeinen Preissteigerungen machen den kleinen Betrieben Probleme: 70 Prozent der Soloselbstständigen und 83 Prozent der Kleinstunternehmen bis 5 Mitarbeiter sagen, dass sie hiervon stark oder sehr stark betroffen sind (erstmals erhoben). Das ist das Ergebnis der neuen SCHUFA-Unternehmensumfrage, das Ende Dezember 2022 veröffentlicht wurde.

Preissteigerungen
Maßnahmen gegen Preissteigerungen

Soloselbstständige und Kleinstunternehmen reagieren mit Preiserhöhungen

Auf die Kostensteigerungen reagieren Soloselbständige (30 Prozent) und Kleinstunternehmen (48 Prozent) vor allem mit Preiserhöhungen. Ein Teil der Befragten (Soloselbständige: 15 Prozent, Kleinstunternehmen: 21 Prozent) setzt darüber hinaus auf günstigere Arbeitsmaterialien und Einsparungen beim Wareneinkauf.

Doch noch nicht alle Unternehmen scheinen eine Antwort gefunden zu haben: 48 Prozent der Soloselbständigen und 32 Prozent der Kleinstunternehmen geben an, dass sie bisher noch keine Maßnahmen ergriffen haben, um auf die steigenden Preise zu reagieren. Auch diese Fragen wurden erstmals erhoben.

Maßnahmen gegen Preissteigerungen

Rücklagen

Vielen fehlen die Rücklagen

„Die Lage für kleine Betriebe und Soloselbständige ist besorgniserregend“, sagt Ole Schröder, Vorstand der SCHUFA. „Vielen fehlen die Rücklagen.“ So geben 30 Prozent der Soloselbständigen an, dass sie keine Möglichkeit haben, unternehmerische Rücklagen zu schaffen. 28 Prozent legen aktuell weniger oder deutlich weniger zurück als vor der Energiekrise.

Nur leicht besser sieht es bei den Kleinstunternehmen aus: Hier können nur 15 Prozent keine unternehmerischen Rücklagen bilden, 34 Prozent legen weniger zurück (erstmals erhoben).

Neben den finanziellen Ängsten treibt die Kleinstunternehmen noch eine andere Sorge um: mangelndes Personal. 34 Prozent der Befragten gibt an, dass der Fachkräftemangel ein Problem für sie ist – im Mai hatten dies erst 14 Prozent angegeben.

Zahlungsmoral

Zahlungsverzüge und Zahlungsausfälle weiterhin hoch

Die schwierige wirtschaftliche Gesamtsituation drückt laut SCHUFA-Umfrage auch auf die Zahlungsmoral der Kunden: 51 Prozent der Kleinstunternehmen (Mai: 44 Prozent) und 34 Prozent der Soloselbständigen (Mai: 35 Prozent) haben die Erfahrung gemacht, dass Kunden Rechnungen häufiger verspätet beglichen haben. 15 Prozent der Soloselbständigen (Mai: 18 Prozent) und 27 Prozent der Kleinstunternehmen (Mai: 22 Prozent) berichten über nicht beglichene Rechnungen, also Zahlungsausfälle.

„Was die Zahlungsausfälle der Unternehmen selbst betrifft, können wir noch keinen Anstieg sehen“, so Ole Schröder. „Die Werte der so genannten Negativquote liegen noch durchgängig unterhalb der beiden Vorjahre.“ Die SCHUFA hatte im November 2022 zu 9,0 Prozent der Gewerbetreibenden, Freiberuflern oder eingetragenen Kaufleuten in Deutschland mindestens ein Negativmerkmal gespeichert.

Die Online-Befragung wurde vom 23.11.2022 bis zum 01.12.2022 unter 512 Soloselbstständigen und 300 Kleinstunternehmen im Auftrag der SCHUFA von Nordlight Research durchgeführt.

Befragt wurden Soloselbstständige (Selbstständige, die keine weiteren Mitarbeiter beschäftigen) sowie Kleinstunternehmer (Unternehmen mit maximal fünf Mitarbeitern inkl. Inhaber).

PM SCHUFA

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