Nominiert für Preis der LBM 2023: Nau, Oleschinski, Yousufi, Rávik Strubel, Schwering, Triebner-Cabald

Preis der Leipziger Buchmesse, Kategorie Übersetzung, Nominierte
Die fünf in die engere Wahl gekommenen Übersetzungen. Ein Titel wurde von einem Übersetzertandem übertragen, deshalb gibt es sechs Nominierte. - Bildmontage: UEPO

Die Leipziger Buchmesse hat die Nominierten für den hoch dotierten „Preis der Leipziger Buchmesse“ bekannt gegeben. In der Kategorie Übersetzung sind dies:

Nicole Nau für eine Übersetzung aus dem Lettischen

  • Zigmunds Skujiņš: Das Bett mit dem goldenen Bein – Legende einer Familie.

Begründung der Jury: Nicole Nau hat den im Original 1984 erschienenen Roman in ein lautmalerisch üppiges Deutsch übertragen. Beginnend im 19. Jahrhundert umspannt die lettische Saga fast das ganze 20. Jahrhundert und erzählt ebenso wirklichkeitsnah wie zauberhaft die „Legende einer Familie“. Dank Nicole Nau verfügt der schelmische Erzähler über einen überbordenden Wortschatz; mal derb, mal zart, stets aber ungeheuer fleischlich.

Biografie: Nicole Nau, geboren 1962 in Gießen, ist Professorin für Allgemeine Sprachwissenschaft und Lettische Philologie an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznan (Posen). Sie übersetzt zeitgenössische lettische Prosa, u. a. Nora Ikstenas Muttermilch und Māra Zālītes Fünf Finger (beide KLAK Verlag Berlin, 2019). Auf ihrer Website lettlandlesen.com informiert sie über Literatur aus Lettland.

Brigitte Oleschinski für eine Übersetzung aus dem Arabischen

  • Lina Atfah: Grabtuch aus Schmetterlingen. Pendragon Verlag.

Begründung der Jury: Die aus Syrien nach Deutschland geflüchtete Autorin Lina Atfah hat mit Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi eine Nachdichterin und einen Übersetzer gefunden, die der Kraft, dem Reichtum und der Wärme ihrer Gedichte gerecht werden. Der Lyrikband Grabtuch aus Schmetterlingen öffnet das Tor zu ihrer besonderen Art der Wahrnehmung zwischen den Kulturen.

Biografie: Brigitte Oleschinski ist Lyrikerin und Übersetzerin und publizierte u. a. Mental Heat Control (Rowohlt, 1990), und Geisterströmung (DuMont, 2004). Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 1998 mit dem Peter-Huchel-Preis und 2004 mit dem Erich-Fried-Preis.

Osman Yousufi für eine Übersetzung aus dem Arabischen

  • Lina Atfah: Grabtuch aus Schmetterlingen. Pendragon Verlag.

Begründung der Jury: Die aus Syrien nach Deutschland geflüchtete Autorin Lina Atfah hat mit Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi eine Nachdichterin und einen Übersetzer gefunden, die der Kraft, dem Reichtum und der Wärme ihrer Gedichte gerecht werden. Der Lyrikband Grabtuch aus Schmetterlingen öffnet das Tor zu ihrer besonderen Art der Wahrnehmung zwischen den Kulturen.

Biografie: Osman Yousufi, geboren 1989 in Aleppo, hat für das Projekt „Weiter Schreiben“ seine ersten arabischsprachigen Texte ins Deutsche übersetzt, so auch Gedichte von Lina Atfah.

Antje Rávik Strubel für eine Übersetzung aus dem Schwedischen

  • Monika Fagerholm: Wer hat Bambi getötet? Residenz Verlag

Begründung der Jury: Fagerholms Gesellschafts- und Medienkritik zieht diverse Sprachregister und arbeitet mit rasanten Tempo-Wechseln. Genau das ist die Herausforderung an die Übersetzung, und darüber hinaus: Jeder Episode und jeder Figur ihren eigenen präzisen Ton zu geben und zugleich alles zu einem Gesamtkunstwerk zu fügen, dem eine Grundambivalenz erhalten bleibt. Die Verunsicherung der Lesenden bei gleichzeitiger Souveränität der Erzählhaltung ist die Stärke des Romans und muss auch die Übersetzung leisten.

Biografie: Antje Rávik Strubel, 1974 in Potsdam geboren, ist Schriftstellerin und Übersetzerin. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien, zuletzt wurde sie für ihren Roman Blaue Frau (S. Fischer, 2021) mit dem Deutschen Buchpreis 2021 ausgezeichnet. Sie übersetzt aus dem Englischen und Schwedischen, u. a. Joan Didion, Lucia Berlin und Virginia Woolf.

Johanna Schwering für eine Übersetzung aus dem argentinischn Spanisch

  • Aurora Venturini: Die Cousinen. dtv

Begründung der Jury: Die Art-brut-Künstlerin Yuna schreibt sich mit Hilfe eines Wörterbuches aus ihrer, wie sie selbst sagt, „Minderbemitteltheit“ heraus und findet dabei zunehmend eine Sprache für die von Dumpfheit, Armut und Missbrauch geprägten Familienverhältnisse. Dieser harte, dabei aber niemals zynische Roman braucht die kongeniale Übersetzung, weil er die Aufklärung in der sprachlichen Entwicklung der Erzählerin bis in die Kommasetzung hinein konkret vorführt.

Biografie: Johanna Schwering, geboren 1981 in Hamburg, arbeitet als freie Lektorin und Übersetzerin aus dem Spanischen und hat Lyrikbände von Maricela Guerrero und Legna Rodriguez Iglesias ins Deutsche übertragen. Ihre Übersetzung von Maricela Guerreros Gedichtband Reibungen erhielt 2018 eine Lyrik-Empfehlung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Stiftung Lyrik Kabinett und des Hauses für Poesie.

Katharina Triebner-Cabaldi für eine Übersetzung aus dem Französischen

  • Max Lobe: Vertraulichkeiten. Akono Verlag

Begründung der Jury: Katharina Triebner-Cabald lässt in ihrer Übersetzung die deutschsprachigen Leser an einem Stück kamerunischer Geschichte und den fatalen spätkolonialen Spuren Deutschlands darin teilhaben. Für die melodiöse und humorvolle Oralität der Stimme von Mâ Maliga und die pointierten Beobachtungen des Ich-Erzählers hat Katharina Triebner-Cabald überzeugende deutsche Entsprechungen gefunden.

Biografie: Katharina Triebner-Cabald, 1986 in Coburg geboren, arbeitet als freie Übersetzerin in Frankreich. Ihre Übersetzung von Max Lobes La Trinité Bantoue erschien 2020 unter dem Titel Drei Weise aus dem Bantuland im Austernbank Verlag und wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst als eines der 10 besten Independent-Bücher Bayerns gekürt.

Preisverleihung mit Oscar-Atmosphäre auf Buchmesse

Bei den meisten Übersetzerpreisen stehen die Prämierten bereits ein halbes Jahr vor der Preisverleihung fest. Meist wird auch nicht bekannt, welche anderen Übersetzer in die engere Wahl gekommen sind.

Ganz anders geht die Leipziger Buchmesse vor: Gut vier Wochen vor der Preisverleihung, die am ersten Tag der Messe erfolgt, werden die Nominierten bekannt gegeben, denen damit bereits je 1.000 Euro Preisgeld sicher ist. Erst bei der Preisverleihung selbst wird verkündet, wer von ihnen das Rennen gemacht hat und zusätzlich 15.000 Euro einheimst.

Dabei wird der Name des Siegers wie in Hollywood auf großer Bühne vor Publikum aus einem roten Umschlag gezogen. Dies steigert nicht nur unter den anwesenden Nominierten die Spannung und führt nicht selten zu rührenden Szenen aufrichtiger Freude wie bei der Oscar-Verleihung.

Über den Preis der Leipziger Buchmesse

Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis der Leipziger Buchmesse ehrt seit 2005 herausragende deutschsprachige Neuerscheinungen und Übersetzungen des vergangenen Jahres in den drei Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung, die mit jeweils 20.000 Euro ausgestattet sind.

Der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig unterstützen den Preis der Leipziger Buchmesse. Ein weiterer Partner ist das Literarische Colloquium Berlin.

LBM, rs

Leipziger Buchmesse 2024