Citizen Science: Uni Bozen organisiert für Schüler „Tag der historischen Mehrsprachigkeit“

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Der Tag der historischen Mehrsprachigkeit ist Auftakt zu den Citizen-Science-Projekten AlpiLinK und VinKiamo-Südtirol. - Bild: AlpiLinK

Mehr als 170 Schüler der deutschen und ladinischen Oberschulen tauchten am 24. Oktober 2023 am Campus Brixen der Freien Universität Bozen in die Forschung zu Dialekten und Minderheitensprachen ein. An mehreren Stationen konnten sie unterschiedliche Aspekte dieses Forschungszweigs der Sprachwissenschaften vertiefen und wurden vor allem darauf vorbereitet, selbst Feldforschung zu betreiben.

Durch Interviews mit älteren Menschen in ganz Südtirol werden sich die Schüler aktiv an der Erarbeitung eines Corpus der gesprochenen Sprache beteiligen, mit dem einer breiten Öffentlichkeit über die Plattform AlpiLinK (Alpine Sprachen im Kontakt) Dialekte und Minderheitensprachen Norditaliens zugänglich gemacht werden.

Zimbrisch, Sauranisch, Plodarisch, Tischelwangerisch und mehr

Wie klingen die unterschiedliche Tiroler Dialekte und wie hören sich Minderheitensprachen wie Zimbrisch, Fersentalerisch, Sauranisch, Plodarisch, Tischelwangerisch oder Walserdeutsch an? Welche Varietäten des Ladinischen, Friulanischen, Okzitanischen oder Frankoprovenzalischen gibt es und was macht den venetischen, trentinischen, lombardischen oder piemontesischen Dialekt aus?

Projekt AlpiLinK zu Dialekten und Minderheitensprachen

Eine solche sprachliche Entdeckungsreise ermöglicht das Projekt AlpiLinK, mit dem über eine Crowdsourcing-Plattform Audiodaten und Informationen zu den Dialekten und Minderheitensprachen des italienischen Alpenbogens gesammelt und einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Auftakt zum Citizen-Science-Projekt VinKiamo-Südtirol

Am 24. Oktober 2023 wurde dafür am Campus Brixen ein Tag der historischen Mehrsprachigkeit organisiert, der Auftakt zum damit verbundenen Citizen-Science-Projekt VinKiamo-Südtirol.

Nach einer Pilotphase im Frühjahr startet mit einer halbtägigen interaktiven Veranstaltung für mehr als 170 Schüler ein Kooperationsprojekt, das im Rahmen von AlpiLink eigens für Südtirol entwickelt wurde und die Ausbildung von jungen „Dialektforschern“ vorsieht, die das Forschungsteam bei der Erhebung der Audiodaten unterstützen.

„Die Idee für diese Kooperation mit den Schulen entstand, weil es nicht einfach ist, auch die ältere Generation zu erreichen, um Sprachdaten auf der Plattform zu hinterlassen und den dazugehörigen Fragebogen auszufüllen“, erklärt Prof. Birgit Alber. „Die Zusammenarbeit mit den Schulen ermöglicht es, junge Menschen als eine Art Mediatoren einzubinden, die ältere Menschen in ihrem eigenen Umkreis dabei unterstützen, diese Aufgabe zu erfüllen.“

Neue Wege der Feldforschung

Die Linguistin und Dialektexpertin Birgit Alber von der Uni Bozen ist Koordinatorin der Südtiroler Erhebungen und hat diesen Weg der Feldforschung mit ihrem Team entwickelt, zu dem unter anderen Forschungsassistentin Ruth Videsott von der romanistischen Sprachwissenschaft gehört.

Mit einem Vortrag führte die Professorin ihre jungen Gehilfen am Campus Brixen in das Projekt und in diesen Bereich der linguistischen Forschung ein. Anschließend gab es für die Schüler die Möglichkeit, sich an insgesamt 14 Ständen interaktiv mit dem Thema der sprachlichen Variation auseinanderzusetzen – vom Wortschatzmemory über Experimente mit KI und Dialekt bis hin zur Jukebox mit ladinischen Liedern oder Podcasts zu Minderheitensprachen.

Datenerhebung über Plattform AlpiLinK

In einem zweiten Schritt werden Projektmitarbeiter die einzelnen Schulen besuchen und die Schüler konkret in die Datenerhebung mithilfe der Plattform AlpiLinK einweisen. Es folgt die spannende Phase der Feldforschung, die die Schüler dann in einem Bericht reflektieren. Da die beteiligten Schulen aus allen Teilen Südtirols kommen, kann das Forschungsteam dank dieser Unterstützung auch neue Ortschaften und Zielgruppen erreichen.

Das Projekt VinKiamo Südtirol wird über das PRIN Projekt „German-Romance Language Contact in the Italian Alps: documentation, explanation, participation“ und das PNRR-Projekt iNEST gefördert, in dem die Freie Universität Bozen „spoke1 – Safety and quality of Life in mountain environments“ koordiniert.

Wer seine eigenen Sprachdaten hinterlassen will, kann dies – auch ohne Unterstützung – unter www.alpilink.it/de/partecipa machen.

Freie Universität Bozen