In dem am 26. Oktober 2023 erscheinenden Asterix-Band Die Weiße Iris lautet das Motto: Weniger Wildschwein, mehr Gemüse, Sport treiben, Konflikte mit Worten lösen statt mit Backpfeifen.
Der scheinbare Weltverbesserer Visusversus stellt als manipulativer Guru ganz Gallien auf den Kopf. Ganz Gallien? Natürlich nicht, denn Asterix durchschaut die üblen Machenschaften, die hinter der liebenswürdigen Fassade stecken.
Der Rezensent des Nachrichtenmagazins Der Spiegel ist voll des Lobes. Unter der Überschrift „Beim Teutates! Der beste Comic seit vier Jahrzehnten“ heißt es: „Mikrowitz und Kalauer, alberne Situationskomik und Running Gags: Der neue Asterix ist grandios. Auch dank eines neuen Texters, der Sentenzen schafft, die das Zeug zu Klassikern haben.“
Das Album ist mit 747 Sprechblasen (im Durchschnitt sind es 660) das bislang textintensivste und strotzt nur so vor herrlich absurden Dialogen. Dies liegt offenbar am neuen Autor Fabrice Caro („Fabcaro“), der sich bemüht, eigene Akzente zu setzen, ohne dem Geist der Serie untreu zu werden. Das tut er wort- und geistreich.
Klaus Jöken hat 450 Comic-Alben übersetzt – und jetzt den achten Asterix
Der 1958 im niederrheinischen Kleve geborene Comic-Übersetzer Klaus Jöken gehört zu den Routiniers der Branche und hat bereits an die 450 Bände übersetzt.
Jöken wurde im niederrheinischen Kleve geboren und hat in Köln sowie im belgischen Löwen Niederländisch und Geschichte studiert. Heute lebt er – der Liebe wegen – in Moulins in der Nähe von Lyon und übersetzt belletristische Werke, Kinder- und Jugendbücher, Comics und Sachbücher aus dem Französischen und Niederländischen.
Gleich seine ersten Veröffentlichungen waren Comics, die 1987 bei kleineren Verlagen erschienen. Ab 1989 arbeitet er auch für Egmont Ehapa und übersetzt seit 1995 die Serie „Lucky Luke“ – der Comic-Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten.
In Auswahlverfahren als neuer Asterix-Übersetzer durchgesetzt
Ab Band 33 übernahm Klaus Jöken 2005 die Übersetzung von Asterix, nachdem er sich in einem Auswahlverfahren gegen drei Mitbewerber als neuer Übersetzer der Reihe durchgesetzt hatte.
Seitdem hat er unter anderem die Bände „Gallien in Gefahr“, „Asterix und Obelix feiern Geburtstag“ sowie alle Bände des Asterix-Autorenduos Didier Conrad und Jean-Yves Ferri ins Deutsche übertragen.
Zu den Besonderheiten der Asterix-Übersetzungen sagt Jöken:
Beim Asterix besteht die besondere Schwierigkeit darin, dass er von allen gelesen wird, von Kindern und Erwachsenen, von Hauptschülern und Hochschulprofessoren. Darum muss für jeden etwas dabei sein. Jedes Kind muss die Geschichte verstehen, obwohl zugleich komplizierte Anspielungen und Gags darin versteckt sind. Für einen Übersetzer ist das ein echter Spagat.
Im Vorfeld habe ich alle erschienen Asterix-Bände noch einmal studiert, um mich in die Sprache ‚einzulesen‘. Bei einer solchen Kultserie ist es meiner Meinung nach wichtig, stilistisch eine gewisse Kontinuität zu wahren. Meine Vorgänger, insbesondere Gudrun Penndorf und Adolf Kabatek, haben ja auch hohe Maßstäbe gesetzt.
Unklarheiten und Schwierigkeiten bespricht er mit dem jeweiligen Autor – jetzt Fabcaro, davor Jean-Yves Ferri. Dieser nimmt sich aller Probleme an, die bei der Arbeit an der Übersetzung eines neuen Bandes auftauchen.
Der französische Verlag Les Éditions Albert René lässt die Übersetzungen anschließend nochmals rückübersetzen, um zu kontrollieren, ob der Humor auch wirklich dem Stil des französischen Originals entspricht.
Startauflage: 5 Millionen Exemplare
Angesichts der Tatsache, dass selbst Werke von Nobelpreisträgern oft nur in niedriger fünfstelliger Auflage gedruckt werden, erscheint die Startauflage von Die Weiße Iris gigantisch: Sie beläuft sich weltweit auf 5 Millionen. Davon sind 1,7 Millionen Exemplare für den deutschsprachigen Markt bestimmt.
Seit dem ersten Auftritt der beiden unbeugsamen Gallier im Jahr 1959 wurden 393 Millionen Alben verkauft.
Die weiße Iris erscheint in 20 Sprachen gleichzeitig
Der neue Band erscheint am selben Tag in 20 Sprachen, wobei der Verlag ein besonderes Faible für die iberische Halbinsel zu haben scheint. Denn allein auf diese Region entfallen sieben Ausgaben: Spanisch, Portugiesisch, Katalanisch, Baskisch, Galicisch, Mirandés und Asturisch.
Kommerzielle Aspekte können dabei nicht ausschlaggebend gewesen sein, denn Galicisch wird nur von 3,5 Mio. Menschen gesprochen, Asturisch nur von 560.000 und Mirandés gar nur von 15.000. Neben der Ausgabe in europäischem Spanisch gibt es auch eine eigene Übersetzung für Mexiko.
Richard Schneider
mit Material von Egmont Ehapa Media