Aus über 550 Vorschlägen hat die Jury des Vereins Wort des Jahres Liechtenstein den Ausdruck „Volksblatt-Aus“ zum Wort des Jahres 2023 gekürt. Der Satz des Jahres lautet: „Das Erzbistum bleibt.“ Die 5 ist die Zahl des Jahres.
Wort des Jahres: Volksblatt-Aus
Das Ende der ältesten Tageszeitung Liechtensteins ist ein historisches Ereignis. Die Ankündigung vom 7. Februar 2023, dass das Liechtensteiner Volksblatt nach knapp 145 Jahren im März 2023 eingestellt wird, hat hohe Wellen geschlagen.
Die Variante, von Print auf Digital umzusteigen, war vom Volksblatt im Vorfeld geprüft, aber verworfen worden. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten sich seit geraumer Zeit zu Ungunsten der Zeitung entwickelt, hiess es in einer Mitteilung des Verlags.
Dass in Liechtenstein mit seinen 40.000 Einwohnern zwei Tageszeitungen erscheinen, hat im Ausland immer wieder für Erstaunen gesorgt. Eine „schwarze“ und eine „rote“ Tageszeitung gehören der Vergangenheit an. Jetzt fehlt die Konkurrenz, der tägliche Vergleich. Die Medienwelt befindet sich im Umbruch – auch in Liechtenstein.
Satz des Jahres: Das Erzbistum bleibt
Am 7. August 2023 hatte der vatikanische Außenminister in Vaduz verkündet: „Das Erzbistum bleibt.“ Paul Richard Gallagher stellte bei seinem Vortrag im Vaduzer Rathaussaal einen „guten Oberhirten“ fürs Land in Aussicht.
Dass sich die Frage der Kontinuität überhaupt stellte, hatte damit zu tun, dass das Erzbistum Vaduz 1997 eigentlich nur für Wolfgang Haas errichtet worden war. In Chur war Haas als Bischof nicht mehr tragbar. Um den Streit um seine Person zu beenden, entschied der Papst, Liechtenstein vom Bistum Chur zu trennen und zu einem eigenen Bistum zu erheben. Haas wurde dessen erster Erzbischof.
Zwischenzeitlich hat Papst Franziskus am 20. September 2023 das Rücktrittsgesuch von Wolfgang Haas angenommen, aber noch keinen neuen Erzbischof ernannt. Er setzte stattdessen einen Apostolischen Administrator ein, der in der Übergangszeit die Geschicke des Erzbistums leitet. Seine Wahl fiel auf den Feldkircher Bischof Benno Elbs.
Zahl des Jahres: 5 für das 5-Franken-Pflästerli
Jedes Jahr zahlt das Land Liechtenstein Millionen in die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) – und jedes Jahr feilschen die Abgeordneten im Landtag wie auf einem Marktplatz um die Höhe dieses Staatsbeitrags.
Im Mai 2023 beschloss der Landtag, den Beitrag des Landes an die OKP im Jahr 2024 um zwei Millionen Franken zu erhöhen. Die Auswirkungen auf die Höhe der Krankenkassenprämien sind gering. Eine Faustregel besagt, dass jede zusätzliche Million pro Krankenversicherten eine monatliche Prämienreduktion von 2.50 Franken bedeutet. Die zwei Millionen sind also ein 5-Franken-Pflästerli.
Trotzdem kam es im Oktober 2023 zum Prämienschock mit einer durchschnittlichen Erhöhung der Krankenkassenprämien um 6,7 Prozent. Hauptgrund dafür sind die stark gestiegenen Gesundheitskosten im Vorjahr.
So läuft das Auswahlverfahren ab
Nachdem im letzten Jahr mehr als die Hälfte der favorisierten Wörter mit der Energiekrise zu tun hatten, war das Themenfeld in diesem Jahr bunt gemischt. Die meisten Wortvorschläge kamen aus den Bereichen Casino, Verbotskultur, Erzbistum, Mühle Vaduz, Radio, Volksblatt, Krankenkasse, Kriege und Krisen.
In der ersten Juryrunde werden 20 Wörter priorisiert und jeweils begründet. In der zweiten Runde wird das Siegerwort anhand von Jurypunkten ermittelt. Beim Schlagabtausch geht es hoch her.
Die Jury 2023 besteht aus Cécile Bachmann (Public Affairs Expertin), Doris Büchel (Edition Onepage), Carmen Dahl (Präsidentin LPC), Magdalena Hilbe (Leiterin IKR), Günther Meier (Vorstand LPC) und Jurypräsident Daniel Quaderer.
Verein wählt seit 2002 ein Liechtensteiner Wort des Jahres
Seit 2002 kürt der gemeinnützige Verein „Wort des Jahres Liechtenstein“ mit Sitz in Vaduz ein Wort des Jahres. Dabei arbeitet er eng mit dem Internationalen Liechtensteiner Presseclub (LPC) zusammen, der zwei von sechs Jurysitzen innehat. Die übrigen vier werden mit Medienschaffenden aus Liechtenstein besetzt.
PM Wort des Jahres Liechtenstein