Übersetzerpreis „Rebekka“ geht 2024 an Sachbuch-Übersetzerin Anne Emmert

Anne Emmert
Anne Emmert - Bild: Anita Bone-Czerniejewski

Der Übersetzerpreis „Rebekka“ geht 2024 an Dr. Anne Emmert, wie der seit 1966 bestehende Freundeskreis zur Förderung literarischer und wissenschaftlicher Übersetzungen e. V. mitteilt.

Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert und soll im März auf der Leipziger Buchmesse überreicht werden. Mit dem Preis wird auch Emmerts langjähriges Engagement im VdÜ gewürdigt, dem Berufsverband der Literaturübersetzer.

Emmert hat Anglistik, Amerikanistik und Linguistik in München und Würzburg studiert und über das dramatische Werk des irischen Autors Brian Friel promoviert. Sie lebt in Creglingen im Main-Tauber-Kreis.

Der Freundeskreis beschreibt Anne Emmert als Übersetzerin, „die mit Akribie, Sorgfalt, terminologischer Genauigkeit und sprachlicher Eleganz vor allem Sachbücher übersetzt“. Sie selbst beschreibe das Sachbuchübersetzen als ‚doppeltes Übersetzen‘: „Die Übertragung von einer Sprache in die andere, aber auch den Transfer von einer komplexen Fachebene auf ein allgemein verständliches Niveau.“

Die Themen der von ihr übersetzten Bücher reichen von Griechenland unter deutscher Besatzung über genmanipulierte Lebensmittel bis zu Titeln über Steine und Fossilien für junge Leser. Anne Emmert arbeite sachkundig, präzise und mit unfehlbarem Gespür für den jeweiligen Ton ihrer Autoren, zu denen u. a. Laurie Penny, Susan Faludi und Judith Butler gehören.

150 Titel aus dem Englischen übersetzt

1965 in Gütersloh geboren, war Emmert nach Studium und Promotion erst drei Jahre in Buchverlagen tätig. Seit 1996 hat sie etwa 150 Titel aus dem Englischen übersetzt. Hierzu gehören belletristische Werke und Jugendbücher, vor allem aber populärwissenschaftliche und politische Sachbücher, Essays und Biografien.

Dreiköpfige Jury

Die Preisträger werden durch eine dreiköpfige Jury gewählt, die in diesem Jahr aus Regine Elsässer, Tobias Scheffel und der letztjährigen Preisträgerin Regina Rawlinson bestand.

Die Rebekka wurde speziell für Übersetzer konzipiert, die seit Jahrzehnten in der Branche tätig sind, deren Arbeit aber von den bekannten Übersetzerpreisen nicht gewürdigt wird, weil sie keine Star-Autoren oder Literatur-Nobelpreisträger übersetzen, sondern zum Beispiel Sachbücher, wissenschaftliche Werke oder auch so genannte Trivialliteratur.

Die Auszeichnung soll am 22. März 2024 um 17:00 Uhr auf der Leipziger Buchmesse verliehen werden. Die Laudatio hält Beatrice Faßbender, Lektorin im Berenberg Verlag.

Nachtrag: Anne Emmert bei Verkehrsunfall ums Leben gekommen

Anne Emmert (59) und ihr Ehemann Günter (67) sind am 15. Januar 2024 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen (Frontalzusammenstoß auf Landstraße bei winterlichen Verkehrsverhältnissen). In einer Mitteilung der Geschwister und Kinder auf Emmerts Website heißt es:

Wir wissen darum, dass dies auch sehr viele Menschen bestürzt, die Anne als Übersetzerin beruflich kannten und schätzten. Anne hatte noch kurz zuvor davon erfahren, dass sie mit dem Rebekka-Preis 2024 ausgezeichnet werden sollte. Darüber hat sie sich unglaublich gefreut.

Das und die liebevollen und anerkennenden Glückwünsche sind uns als Angehörigen Trost. […] Sie liebte das Leben, sie liebte die Menschen, und ihr Beruf war ihre Berufung. Lasst uns sie deshalb – bei aller Fassungslosigkeit und Trauer – gemeinsam feiern und sie im Herzen behalten wie zu Lebzeiten. Herzlichen Dank für die überwältigende Anteilnahme.

red