Hans Wolf erhält Jacob-Grimm-Preis für übersetzerisches Lebenswerk

Hans Wolf
Hans Wolf - Bild: Wolf

Der Literaturübersetzer und Autor Hans Wolf erhält den mit 30.000 Euro dotierten Jacob-Grimm-Preis für sein Lebenswerk als Übersetzer.

Der Jacob-Grimm-Preis ist der Hauptpreis des Kulturpreises Deutsche Sprache der seit über 20 Jahren jährlich in drei Kategorien verliehen wird: an Personen (30.000 Euro), Initiativen (5.000 Euro) und Institutionen (undotiert), die sich in besonderem Maße um die deutsche Sprache verdient gemacht haben.

Der Initiativpreis geht 2024 an Steffen Gailberger als Initiator und Organisator von „Leseband“, einem Konzept zur Leseförderung. Den Institutionenpreis erhält das Liebesbriefarchiv mit Sitz in Koblenz und Darmstadt.

Die Preisverleihung findet am 28. September 2024 in Baden-Baden statt. Die Laudatio wird die Literaturwissenschaftlerin und Autorin Stefana Sabin halten.

Mehr Wertschätzung für Übersetzer

„Hans Wolf ist ein herausragender Übersetzer und als solcher führt er uns vor, welch enorme Darstellungspotenziale die deutsche Sprache in literarischen Texten besitzt“, so Prof. Dr. Wolf Peter Klein, Sprecher der Jury des Kulturpreises, in der Begründung. „Er zeigt, wie das Deutsche durch den Kontakt mit anderen Sprachen wachsen und lebendig aktualisiert werden kann.”

In der Öffentlichkeit würden Übersetzer fremdsprachiger Literatur oft nicht angemessen wahrgenommen. Mit der Preisverleihung an Hans Wolf möchte die Jury auch deren gesellschaftliche Sichtbarkeit und Wertschätzung erhöhen.

Wolf übersetzt Cormac McCarthy, Richard Yates, Arthur Conan Doyle

Wolf, geboren 1949 in Baden-Baden, studierte Germanistik, Anglistik und Philosophie an der Universität Freiburg. Literarisch ließ er sich vor allem durch die großen Sprachkunstwerke des Englischen inspirieren: Seit den 1980er-Jahren übersetzt er so bekannte Autoren wie Oscar Wilde, Cormac McCarthy, Richard Yates oder Arthur Conan Doyle ins Deutsche.

„Wolf hat eine fulminante Kenntnis vom großartigen Reichtum der deutschen Sprache, mit feinsten Nuancen und Zwischentönen”, erklärt Klein. „Wir freuen uns daher, ihn mit unserem Hauptpreis, dem Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache, ehren zu dürfen.”

Für seine Arbeiten wurde Wolf bereits mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis und dem Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung ausgezeichnet. Außerdem erhielt er den Marburger Literaturpreis in der Sparte Übersetzen.

Erfolgreiche Leseförderung bekommt Initiativpreis

Den mit 5.000 Euro dotierten Initiativpreis Deutsche Sprache erhält in diesem Jahr Steffen Gailberger als Initiator und Organisator des Förderkonzepts „Leseband“. Klein: „Wir zeichnen damit ein klug konzipiertes Leseförderprojekt mit großer praktischer Relevanz und empirisch nachweisbarem Erfolg aus, das mittlerweile in vielen Bundesländern erprobt und etabliert ist.“ Ziel des Konzepts „Leseband“ ist der Aufbau einer verbindlichen Struktur für die systematische Förderung der Leseflüssigkeit an Grundschulen mit vornehmlich sprachlich und sozial benachteiligten Schülerinnen und Schülern.

Sprachlicher Ausdruck von Emotionen in Liebesbriefen

Der undotierte Institutionenpreis Deutsche Sprache 2024 geht an das Liebesbriefarchiv mit Sitz in Koblenz und Darmstadt. Es hat sich zur Aufgabe gemacht, private und authentische Liebesbotschaften zu archivieren. Dazu zählen nicht nur klassische Liebesbriefe, sondern auch Postkarten, Faxnachrichten und E-Mails bis hin zu Messenger-Nachrichten oder Graffitis. Damit dokumentiert es die breit gefächerten Möglichkeiten des Deutschen zum Ausdruck von Emotionen und zur Gestaltung enger sozialer Beziehungen. „Uns hat zudem überzeugt, dass es sich hierbei um ein fruchtbares bürgerwissenschaftliches Projekt handelt“, so Klein.

Bereits seit fast drei Jahrzehnten werden dem Archiv Liebesbriefe und Korrespondenzen als Spende überlassen. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Darmstadt erfolgt deren Digitalisierung, um sie langfristig für Wissenschaft und Gesellschaft zugänglich zu machen und dauerhaft zu erhalten.

Kulturpreis Deutsche Sprache seit 2001

Den Kulturpreis Deutsche Sprache hat die Eberhard-Schöck-Stiftung 2001 ins Leben gerufen und verleiht ihn gemeinsam mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Ausgezeichnet werden Personen, Institutionen und Initiativen, die sich in besonderem Maße um die deutsche Sprache verdient gemacht haben.

Der Jacob-Grimm-Preis ging bisher an bekannte Persönlichkeiten wie die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim, Udo Lindenberg, Cornelia Funke, Loriot, Ulrich Tukur und die Fantastischen Vier.

Mit dem Initiativpreis werden Personen, Vereine oder Projekte ausgezeichnet, die neue Ideen umsetzen, um die deutsche Sprache zu fördern. Der Institutionenpreis geht an Einrichtungen, die sich in besonderem Maße um die deutsche Sprache verdient gemacht haben.

red