Der für 2024 vorgesehene Baubeginn des Forums Deutsche Sprache verzögert sich, „weil die Kosten höher sein werden als ursprünglich angenommen“, wie der Mannheimer Morgen und der baden-württembergische Staatsanzeiger schreiben.
Eigentlich war schon alles in trockenen Tüchern: Die Stadt Mannheim hatte ein geeignetes Grundstück am Nordende der Kurpfalzbrücke zur Verfügung gestellt, die Klaus-Tschira-Stiftung (KTS) eines SAP-Mitgründers hatte einen zweistelligen Millionenbetrag zugesagt und das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) als Bauherr hatte 2021 einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben und sich für einen Entwurf entschieden.
Doch nachdem alle Planungsphasen abgeschlossen waren, wurde noch einmal mit spitzem Bleistift nachgerechnet. Dabei zeigte sich: „Die veranschlagten Kosten sind […] sehr viel höher als die von uns zur Verfügung gestellte Summe“, so Lilian Knobel, Geschäftsführerin der Klaus-Tschira-Stiftung. Im Moment fehle noch „ein zweistelliger Millionenbetrag“. Ursache dafür seien auch die massiven Preissteigerungen in der Bauwirtschaft.
Alle Beteiligten halten am Projekt Forum Deutsche Sprache fest
Von der Tragfähigkeit und Qualität des Konzepts sind alle Projektpartner nach wie vor überzeugt. Der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) und IDS-Direktor Henning Lobin betonen, dass das Forum sowohl für die Bürger als auch die Sprachwissenschaft ein großer Gewinn sei. Auch die Stiftung hält das Projekt für „einzigartig und wichtig“ und steht weiterhin zu der zugesagten Schenkungssumme.
Allerdings muss nun gemeinsam nach Mitteln und Wegen gesucht werden, die Finanzierungslücke zu schließen, um eine tragfähige Lösung für den Bau des Forums Deutsche Sprache zu finden, auch wenn die ursprünglich für 2027 geplante Eröffnung nun unrealistisch erscheint.
Henning Lobin bleibt derweil zuversichtlich: „Wir loten alle Möglichkeiten aus, damit wir ungeachtet der aktuellen Herausforderungen mit dem Forum Deutsche Sprache in Mannheim einen Ort für soziale und kulturelle Teilhabe schaffen können, an dem die sprachlichen Grundlagen für ein demokratisches Miteinander vermittelt und gelebt werden.“
Standort Neckarstadt-West kein Bildungsbürger-Viertel
Der hinter der Kurpfalzbrücke beginnende Stadtteil Neckarstadt-West gilt als raubeiniges Arbeiter- und Migrantenviertel. Er verfügt am hintersten Ende über eine mehr als hundert Jahre alte Bordellstraße, wo auch die örtlichen Hells Angels ein Vereinslokal betrieben.
Eine Kulturschickeria gibt es dort nicht und die dem IDS vertraute Bildungsbürger-Klientel, die wöchentlich Dichterlesungen besucht, sah bis jetzt keinen Grund, den Stadtteil zu betreten.
Das Institut für Deutsche Sprache hält den Aspekt, dort ganz nah am kleinen Mann und den Neubürgern mit Zweitsprache Deutsch zu sein, aber offenbar für reizvoll. Schaut man sich an, was inhaltlich für das Forum geplant ist, will das Haus kein Fremdkörper in der Nachbarschaft sein, sondern auch diejenigen einbeziehen, die man sonst eher seltener in Museen und sonstigen Einrichtungen der Hochkultur antrifft.
Und die Stadt Mannheim hofft, den vernachlässigten Stadtteil mit dem Forum Deutsche Sprache langfristig aufzuwerten.
Richard Schneider