Im Rahmen der Herbstversammlung des Bundesverbands der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) wurde am 12. Oktober 2024 der Hieronymuspreis an den Sprachendienst der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) verliehen.
Mit dem Preis zeichnet der Verband seit 2012 regelmäßig beispielhaftes Handeln von Organisationen bzw. Unternehmen im Bereich der mehrsprachigen Kommunikation aus. Überreicht wurde er von BDÜ-Präsidentin Norma Keßler an die Leiterin des GIZ-Sprachendienstes Gabriele Sistig.
Als weltweit tätiges Bundesunternehmen mit einem Umsatz von 3,3 Milliarden Euro (2020) ist die GIZ für die konkrete Umsetzung von Entwicklungshilfe-Projekten der Bundesregierung zuständig. Diese können sowohl technischer Natur sein als auch die Bildungsarbeit betreffen. Das Know-how der GIZ wird zudem regelmäßig von Institutionen der Europäischen Union, den Vereinten Nationen, der Privatwirtschaft und Regierungen anderer Länder nachgefragt.
Partnerschaftliche, langfristige Zusammenarbeit mit externen Übersetzern
Die BDÜ-Jury begründet ihre Entscheidung für den diesjährigen Preisträger – der unabhängig voneinander gleich zweimal nominiert wurde – mit dem großen Wert, den dieser auf eine langfristige Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern lege. Der geforderten hohen Qualität der Übersetzungen stehe eine professionelle und intensive Betreuung durch die Mitarbeitenden sowohl des Sprachendienstes selbst als auch der auftraggebenden Organisationseinheiten gegenüber.
Im Unternehmen gebe es ein hohes Bewusstsein für die Notwendigkeit, „ein tadelloses Endprodukt zu liefern“, wie es in der Nominierung von Alejandro Vargas heißt. Bei der Auswahl der Dienstleister sei daher in allererster Linie Qualität ausschlaggebend. Um diese konsistent zu gewährleisten, werden selbstverständlich auch moderne CAT-Tools eingesetzt, wobei die Übersetzungsleistungen fair honoriert würden.
So heißt es in der Nominierung von José M. Contreras, der außerdem auch die Laudatio hielt: „Die partnerschaftliche Zusammenarbeit zeichnet sich durch Wertschätzung und konstruktive Rückmeldungen aus, die zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung beitragen.“
GIZ kooperiert mit zahlreichen freiberuflichen Übersetzern
Gabriele Sistig, die Leiterin des Sprachendienstes der GIZ, freute sich gemeinsam mit Susana Cañuelo Sarrión (Übersetzerin für Spanisch), die sie stellvertretend für das gesamte Team begleitete, über die Auszeichnung und bedankte sich für die Anerkennung:
Wir haben mit einer Vielzahl externer, meist freiberuflicher, Übersetzerinnen und Übersetzer Rahmenverträge. Ohne sie wären wir kaum arbeits- oder lieferfähig. Diese externen Kolleginnen und Kollegen, wie wir sie bewusst nennen, sind fester und nicht wegzudenkender Bestandteil unserer Wertschöpfungskette.
Gemeinsam mit den internen Mitarbeitenden des Sprachendienstes übersetzen sie Texte aus allen Bereichen des Unternehmens. Die Themen reichen von Abfallmanagement, Klimaschutz, Guter Regierungsführung oder nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung bis hin zu unternehmensstrategischen Texten, der digitalen Mitarbeiterzeitung und dem Internetauftritt des Unternehmens.
Wo möglich und sinnvoll, nutzt der Sprachendienst dabei auch Künstliche Intelligenz als Hilfsmittel. Mit dem IT-Bereich der GIZ arbeitet er daran, allen Mitarbeitern weltweit ein KI-basiertes Tool zur Verfügung zu stellen, das terminologisch korrekte Übersetzungen liefert.
Gabriele Sistig betont:
Gerade in politisch sensiblen Kontexten, in denen sich die GIZ sehr häufig bewegt, wird der Mehrwert des Sprachendiensts jedoch deutlich. Zielgruppengerechte, kulturspezifische und gendersensible Kommunikation gelingt nur mit professioneller Sprachexpertise.
Sprachendienst der GIZ übersetzt bis zu 30.000 Seiten pro Jahr
Der Sprachendienst der GIZ gestaltet und organisiert deren fremdsprachliche Kommunikation. Seine Tätigkeit umfasst die Organisation und Qualitätssicherung von Übersetzungsdienstleistungen (darunter Übersetzung, Überprüfung, Überarbeitung und Korrekturlesen) sowie die zentrale Prägung und Abstimmung der Unternehmenssprache in den Fremdsprachen Englisch, Französisch und Spanisch.
Aktuell besteht das hausinterne Team aus 12 Mitarbeitern, die mit Unterstützung freiberuflicher Fachübersetzer ein Volumen von ca. 25.000–30.000 Normseiten jährlich in den genannten Arbeitssprachen bearbeiten.
Baut die GIZ Radwege in Peru?
Die GIZ entstand 2011 aus der Zusammenlegung der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der Internationalen Weiterbildung und Entwicklung gGmbH (InWEnt) und dem Deutschen Entwicklungsdienst (DED).
Auf die zunehmende Kritik an der Sinnhaftigkeit und Effizienz der deutschen Entwicklungshilfe und die Business-Class-Flüge von GIZ-Mitarbeitern und deren Familienangehörigen reagierte Vorstandssprecher Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD) im März 2024, dass nicht die GIZ die Radwege in Peru gebaut hat, sehr wohl aber „Konzepte für nachhaltige Mobilität“ in zwei peruanischen Städten erstellt:
Frage: Das Beispiel der Radwege in Peru im Internet hat traurige Berühmtheit erlangt. Auch Hilfe für das Boomland Indien ruft Kritiker auf den Plan. Was entgegnen Sie?
Dass die GIZ keine Radwege in Peru baut.
Das BMZ hat kürzlich bestätigt, dass ein Zuschuss von 20 Millionen Euro in den Aufbau eines Radwegenetzes in Lima geflossen ist, da es prinzipiell egal sei, wo auf der Welt CO2 eingespart wird.
Das stimmt. Der Klimaschutz endet nicht an der deutschen Grenze. Wenn es darum geht, das Pariser Klimaschutzabkommen umzusetzen, erarbeiten wir als GIZ Konzepte für nachhaltige Mobilität in einem Land – auch in zwei peruanischen Städten.
Gibt es nicht auch ein übergreifendes Sparpotenzial? Wir haben gehört, dass entsandte GIZ-Mitarbeiter samt ihrer Familienangehörigen Business Class fliegen.
Zwei Dinge dazu: Erstens, wir haben in unserer neuen Reisekostenrichtlinie die Kriterien für Businessflüge nochmal deutlich eingeschränkt. Zweitens war es auch bisher schon so, dass die Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen das nicht in Anspruch nehmen und Economy fliegen.
Hilfe zur nachhaltigen Entwicklung, Bildungsarbeit, Frieden und Sicherheit
Die offizielle Tätigkeitsbeschreibung der GIZ laut Pressemitteilung des BDÜ:
Als Dienstleister der internationalen Zusammenarbeit für nachhaltige Entwicklung und internationalen Bildungsarbeit engagiert sich die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH weltweit für eine lebenswerte Zukunft. Hierfür bringt sie mehr als 50 Jahre Erfahrung in unterschiedlichsten Feldern ein, von der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung über Energie- und Umweltthemen bis hin zur Förderung von Frieden und Sicherheit.
Sie kooperiert dabei mit Unternehmen, zivilgesellschaftlichen Akteuren und wissenschaftlichen Institutionen und trägt so zu einem erfolgreichen Zusammenspiel von Entwicklungspolitik und weiteren Politik- und Handlungsfeldern bei.
Hieronymuspreis wird seit 2012 vergeben
Gelungene Kommunikation in mehreren Sprachen ist ein Erfolgsfaktor für Unternehmen und in internationalen Organisationen von elementarer Bedeutung. Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer hat deshalb 2012 den Hieronymuspreis aus der Taufe gehoben und vergibt diesen seither jährlich für vorbildliche Leistungen im Bereich der mehrsprachigen Kommunikation.
Bei der Auswahl des Preisträgers steht nicht nur das „Was“ im Fokus, also die Sprachdienstleistung selbst, sondern auch das „Wie“, d. h. die Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen Übersetzern und Dolmetschern und dem Auftraggeber. Über die Jahre und durch die unterschiedlichen Preisträger entsteht so ein Positivbild, sozusagen die Best Practices, für die vom BDÜ vertretenen Berufe.
Der Name des Preises geht zurück auf den Heiligen Hieronymus, den Schutzpatron der Übersetzer, Dolmetscher und Terminologen.
Bisherige Preisträger waren unter anderem die Sprachendienste der Deutschen Bahn, der ZF Friedrichshafen AG, der Volkswagen AG, der Landeshauptstadt Stuttgart und des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien.
PM BDÜ, rs