77 % der Bevölkerung sprechen zu Hause ausschließlich Deutsch – danach Türkisch, Russisch, Arabisch

Deutsch, Türkisch, Russisch, Arabisch
Bild: Richard Schneider

In den privaten Haushalten der Bundesrepublik wird immer noch ganz überwiegend Deutsch gesprochen: Rund 77 % der Bevölkerung sprachen im Jahr 2023 zu Hause ausschließlich Deutsch, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Internationalen Tages der Muttersprache am 21. Februar auf Basis von Ergebnissen des Mikrozensus mitteilt.

Der Anteil geht jedoch stetig zurück. Gegenüber der vorangehenden Studie auf der Basis von Daten aus dem Jahr 2021 hat die deutsche Sprache erneut 3 Prozentpunkte verloren.

Weitere 17 % der Bevölkerung waren mehrsprachig und nutzten neben Deutsch noch mindestens eine weitere Sprache. Unter diesen Mehrsprachlern war für gut ein Viertel (26 %) Deutsch die vorwiegend genutzte Sprache in den eigenen vier Wänden; knapp drei Viertel (74 %) verständigten sich hauptsächlich in einer anderen Sprache. Die übrigen 6 % der Bevölkerung sprachen zu Hause kein Deutsch, sondern ausschließlich eine oder mehrere andere Sprachen.

zu Hause gesprochene Sprachen 2023

Türkisch zweithäufigste Sprache zu Hause

Unter den 15,6 Millionen Menschen, die sich in den eigenen vier Wänden vorwiegend oder ausschließlich in einer anderen Sprache als Deutsch verständigten, war Türkisch mit einem Anteil von 14 % die am häufigsten gesprochene Sprache. Auch Russisch (12 %) und Arabisch (9 %) wurde in Haushalten hierzulande vergleichsweise häufig gesprochen.

Drei Viertel der Einwanderer sprechen zu Hause auch Deutsch

Auch Menschen mit Einwanderungsgeschichte kommunizieren zu Hause überwiegend auf Deutsch, häufig in Verbindung mit einer oder mehreren weiteren Sprachen. Von den 21,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte verständigten sich 22 % einzig und allein auf Deutsch. Gut die Hälfte (54 %) nutzte neben Deutsch noch mindestens eine andere Sprache. Von diesen mehrsprachig kommunizierenden Menschen unterhielt sich gut ein Fünftel (21 %) vorwiegend auf Deutsch, knapp vier Fünftel (79 %) vorwiegend in einer anderen Sprache.

Knapp ein Viertel (24 %) der Menschen mit Einwanderungsgeschichte sprach zu Hause gar kein Deutsch.

76 % der Eingewanderten schätzen ihre mündlichen Deutschkenntnisse als mindestens gut ein

Informationen zu Deutschkenntnissen der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte bietet das neue „Dashboard Integration“: Gut drei Viertel der Eingewanderten (76 %) schätzten im Jahr 2021 nach Ergebnissen des Sozio-oekonomischen Panels ihre mündlichen Deutschkenntnisse als gut oder sehr gut ein.

Der Anteil der Eingewanderten mit nach eigener Einschätzung guten bis sehr guten mündlichen Deutschkenntnissen ist zwischen 2007 und 2021 um 11 Prozentpunkte gestiegen (2007: 65 %).

Nachkommen von Eingewanderten, Personen mit einseitiger Einwanderungsgeschichte und Personen ohne Einwanderungsgeschichte gaben jeweils zu mindestens 99 % gute oder sehr gute mündliche Deutschkenntnisse an.

Grundlage Mikrozensus und Hochrechnung

Der Mikrozensus ist eine Stichprobenerhebung, bei der jährlich rund 1 % der Bevölkerung in Deutschland befragt wird. Alle Angaben beruhen auf Selbstauskünften der Befragten. Dargestellt sind Erstergebnisse für das Berichtsjahr 2023. Die Ergebnisse beziehen sich auf die Bevölkerung in privaten Hauptwohnsitzhaushalten.

Um aus den erhobenen Daten Aussagen über die Gesamtbevölkerung treffen zu können, werden die Daten an den Eckwerten der Bevölkerungsfortschreibung hochgerechnet. Aktuell werden hierzu Eckwerte der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011 verwendet. Auf Basis des Zensus 2022 hochgerechnete Ergebnisse des Mikrozensus werden voraussichtlich Ende Mai 2025 vorliegen.

Definition „Einwanderungsgeschichte“ (statt „Migrationshintergrund“)

Die Erfindung des neuen Begriffs „Einwanderungsgeschichte“ hat teils sachliche Gründe (bessere Vergleichbarkeit mit Statistiken anderer europäischer Länder), ist teils politischer Natur (Vermeidung von Stigmatisierung) und dient auch dazu, die Statistik zu schönen.

„Migrationshintergrund“ hatte man, wenn auch nur ein  Elternteil aus dem Ausland stammt. Eine „Einwanderungsgeschichte“ besitzen hingegen nur diejenigen, bei denen beide Eltern eingewandert sind. Grundsätzlich gilt: Eine Person hat dann eine „Einwanderungsgeschichte“, wenn sie selbst oder beide Elternteile nach dem Jahr 1950 nach Deutschland eingewandert sind.

Mit dem Stichjahr 1950 werden die meisten deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen aus der Statistik ausgeklammert. Eine aus dem Baltikum vertriebene deutsche Familie hat demnach in der Regel keine Einwanderungsgeschichte.

Sprachkenntnisse werden seit 2011 zweijährlich erfasst

Angaben zur im Haushalt vorwiegend gesprochenen Sprache werden seit 2017 im Mikrozensus erhoben. Der Mikrozensus gibt jedoch keine Auskunft darüber, wie gut die Befragten eine Sprache beherrschen oder welche Sprachen sie ggf. zusätzlich zu den im Haushalt vorwiegend gesprochenen Sprachen beherrschen.

Die Ergebnisse beziehen sich auf die Bevölkerung in privaten Hauptwohnsitzhaushalten und nicht auf die Bevölkerung in Gemeinschaftsunterkünften (zum Beispiel dort lebende Flüchtlinge), da für Personen in Gemeinschaftsunterkünften die gesprochene Sprache gemäß Mikrozensusgesetz (MZG) nicht erhoben wird.

Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine jährliche Wiederholungsbefragung der multidisziplinären Sozialforschung, für die aktuell jedes Jahr etwa 15.000 Haushalte befragt werden. Die Sprachkenntnisse werden seit 2011 zweijährlich erfasst.

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