
Im Jahr 2024 konnten Bibel-Übersetzungsprojekte in 105 Sprachen für 580 Millionen Menschen fertiggestellt werden. Darunter sind 74 Sprachen mit 100 Millionen Sprechern mit einer Erstübersetzung. Damit haben erstmals über 6 Milliarden Menschen Zugang zu einer vollständigen Bibel in ihrer Muttersprache, wie der Weltverband der Bibelgesellschaften (United Bible Societies, UBS) mitteilt. Die Übersetzungsprojekte umfassen einzelne biblische Bücher, Neue Testamente sowie Vollbibeln.
Als weltweite Bewegung, die sich für die Übersetzung der Bibel einsetzt, feiere man in diesem Jahr einen bedeutenden Meilenstein, schreibt UBS-Generalsekretär Dirk Gevers zur Veröffentlichung der Statistik. Erstmals stehe 6,1 Mrd. Menschen die vollständige Heilige Schrift in der Sprache ihres Herzens zur Verfügung. „Das bedeutet, dass sechs von acht Menschen weltweit die Möglichkeit haben, die vollständige Bibel in der Sprache zu lesen, die sie am besten kennen und verstehen“, so Gevers. Es bleibe jedoch noch viel zu tun, da in 48 Prozent aller Sprachen noch immer keine biblischen Schriften vorhanden seien.
Unter den Sprachen mit einer Erstübersetzung wurden 42 biblische Einzelschriften, 16 Neue Testamente und 16 vollständige Bibelausgaben fertiggestellt. Die meisten Menschen werden durch Erstübersetzungen in Indien erreicht. Hier wurden gleich vier Bibelübersetzungen mit insgesamt 2,2 Mio. Sprechern fertiggestellt. Andere Länder mit Erstübersetzungen großer Reichweite waren Tansania (1,5 Mio.) und Burkina Faso (1,3 Mio.) mit Übersetzungen in jeweils zwei Regionalsprachen.

Erstmals auch Informationen zu bedrohten Sprachen
Die Statistik gibt erstmals auch Auskunft über Bibelübersetzungsprojekte in Sprachen, die als gefährdet eingestuft werden. Die Spanne reicht dabei von Sprachen mit über 100.000 Sprechern, wie Mbosi (Kongo) und Östliches Cham (Vietnam) bis hin zu Sprachen mit wenigen Hundert Sprechern wie Enggano in Indonesien oder Südsamisch in Norwegen und Schweden.
Auch bei den Sprachen, in denen es bislang überhaupt keine übersetzten Teile der Bibel gibt, spielt die Erhaltung der Sprachen eine wichtige Rolle: „Viele dieser Sprachen werden von kleinen Gemeinschaften gesprochen. Ohne Hilfe von außen drohen sie verloren zu gehen“, so Gevers. Die Kernaufgabe der Bibelgesellschaften sei es, die Bibel allen Menschen überall zugänglich zu machen. „Dadurch tragen wir auch dazu bei, weltweite Sprachenvielfalt zu sichern und zu bereichern.“
Laut den aktuellen Translation Statistics gibt es damit in 3.872 Sprachen mindestens ein Buch der Bibel, in 1.755 Sprachen davon schon das Neue Testament. Damit erreichen die Bibelgesellschaften weltweit knapp 7,9 Milliarden Menschen. Ausgehend von rund 7.398 Sprachen liegt allerdings in 3.526 Sprachen bisher keine Übersetzung eines biblischen Buches vor. Von den 1.200 Neuübersetzungen, die der Weltverband bis 2038 anstrebt, konnten damit insgesamt 197 Übersetzungen abgeschlossen werden, 425 befinden sich aktuell in Arbeit.
Es wird stets aus den Urtexten übersetzt und nur auf Wunsch der Empfänger
Der Weltverband hat drei Viertel der weltweit vollständig übersetzten Bibeln (Altes und Neues Testament) herausgebracht. Dabei gelten folgende Regeln: Es wird immer aus dem Urtext übersetzt. Ausgebildete Muttersprachler sorgen für die bestmögliche Übersetzung. Und es wird immer nur auf Wunsch und Initiative der Empfänger übersetzt.
Um ein Buch der Bibel zu übersetzen, braucht es ein paar Monate; für die ganze Bibel braucht eine Übersetzergruppe rund zwölf Jahre.

Bibeln für Gehörlose
Für 13 Gebärdensprachen wurden ebenfalls neue biblische Texte übersetzt, darunter für Gehörlose in Armenien, Indien und der Slowakei. Nur etwa 72 der 400 Gebärdensprachen der Welt haben ein oder mehrere biblische Bücher, und nur eine hat die vollständige Bibel.
Bibeln für Blinde
Obwohl Audiobibeln in vielen Sprachen verfügbar sind, verwenden blinde Menschen lieber Bibeln in Braille-Schrift, um sich mit Gottes Wort tiefer und unabhängiger zu beschäftigen. Aber weniger als 10 Prozent der 769 Sprachen mit der vollständigen Bibel haben eine solche Bibelausgabe.
Im Jahr 2024 veröffentlichte die Bibelgesellschaft in Indien die vollständige Braille-Bibel in drei Landessprachen. Damit gibt es aktuell in 54 Sprachen eine Braille-Bibel mit allen biblischen Büchern. Die Punktschrift gibt Menschen mit Sehbehinderungen einen Zugang zur Heiligen Schrift und umfasst über 40 Bände.
Bei der Braille-Schrift werden die Buchstaben des Alphabets aus Kombinationen von sechs verschiedenen fühlbaren Punkten gebildet. Diese werden mit den Fingern ertastet. Erfunden wurde das System von Louis Braille, nach dem es auch benannt ist. Jede Sprache hat ihr eigenes Punktschrift-Alphabet.
Weltverband der Bibelgesellschaften in 184 Ländern aktiv
Der Weltverband der Bibelgesellschaften zählt 160 Mitglieder und ist in mehr als 184 Ländern und Territorien aktiv. Zu den Mitgliedern gehört auch die Deutsche Bibelgesellschaft. Aufgaben sind die Übersetzung, Herstellung und Verbreitung der Heiligen Schrift.
In Deutschland wird diese Arbeit vor allem durch die Weltbibelhilfe der Deutschen Bibelgesellschaft unterstützt. Ohne die Unterstützung durch Spenden ist die weltweite bibelgesellschaftliche Arbeit nicht möglich.
PM Deutsche Bibelgesellschaft