
Jedes Jahr am 26. Juli wird weltweit der Esperanto-Tag begangen. An diesem Datum im Jahr 1887 genehmigte die russische Zensurbehörde die Veröffentlichung des ersten Esperanto-Lehrbuchs in Warschau. (Polen war damals eine Provinz des Zarenreichs.)
Die bekannteste und erfolgreichste Plansprache wird heute in über 130 Ländern weltweit gelernt und gesprochen.
Erste Esperanto-Zeitschrift 1889
Schon zwei Jahre später erschien die erste internationale Zeitschrift in Esperanto. Bücher in Esperanto wurden mehr und mehr herausgegeben. 1905 fand der erste Esperanto-Weltkongress in Boulogne-sur-Mer in Frankreich statt.

2025 Esperanto-Weltkongress in Brünn
In diesem Jahr wird vom 26. Juli bis 2. August der 110. Esperanto-Weltkongress im tschechischen Brünn (Brno) stattfinden. Erwartet werden mehr als tausend Teilnehmer aus 63 Ländern.
Esperanto gleichberechtigt bei der EU
Die Verbreitung des Esperanto und seine Anerkennung machen stetige Fortschritte. In diesem Jahr hat die EU-Kommission ausdrücklich bestätigt, dass Esperanto nunmehr bei der EU gleichberechtigt mit anderen Sprachen behandelt wird – insbesondere mit regionalen und Minderheitssprachen. Damit wurde eine langjährige Benachteiligung, etwa bei Förderprogrammen, beendet.
Digitale Sprachtechnologie: KI spricht Esperanto
Auch viele moderne KI-Chatbots sprechen Esperanto, etwa ChatGPT (OpenAI), Gemini (Google), Claude (Anthropic) oder Copilot (Microsoft) (ebenso: DeepSeek (Liang Wenfeng), Grok (xAI, Elon Musk), Kobold[80], Le Chat (Mistral), Perplexity, Pi (Inflection AI) und Qwen (Alibaba). Manche Chatbots können sich auch mündlich auf Esperanto unterhalten.
Schon seit 2012 unterstützt der Google-Übersetzer Esperanto, seit ein paar Jahren auch Bing. Lern-Plattformen wie Duolingo und viele andere bieten Esperanto an.

Esperanto-Kultur in Polen und Kroatien anerkannt
Esperanto wird nicht nur gesprochen, sondern auch als kulturelles Erbe gewürdigt: Polen setzte Esperanto als Träger der Esperanto-Kultur 2014 auf die Liste seines Kulturerbes. In Polen wurden die heute noch gültigen Grundlagen der Sprache 1887 von dem Augenarzt Ludwik Lejzer Zamenhof veröffentlicht. Sein Pseudonym Doktoro Esperanto („Doktor Hoffender“) wurde zum Namen der Sprache.
Kroatien hat 2019 die Esperanto-Tradition als Kulturgut anerkannt.
China: Tägliche Nachrichten in Esperanto seit 2001
China verwendet Esperanto ganz praktisch für tägliche Nachrichten auf esperanto.china.com.org (seit 2001). In China kann man seit einigen Jahren auch Esperanto studieren, an der Universität in Zaozhuang. China fördert Esperanto seit den 1950er Jahren – kein Wunder, wenn man bedenkt, wie weit entfernt das Englische vom Chinesischen ist.
Das Lernen von Esperanto geht auch für Chinesen etwa vier Mal so schnell wie bei Englisch.
Bedauerlich: Esperanto-Ausschluss vom Bundeswettbewerb Fremdsprachen
Während international die Anerkennung wächst, ist Esperanto in Deutschland weiterhin vom „Bundeswettbewerb Fremdsprachen“ an den Schulen ausgeschlossen. Dieser wird vom Stifterverband für die Wissenschaft, von der Bundesregierung und den Ländern unterstützt. Die Esperanto-Verbände verweisen auf den Gleichheitsgrundsatz; eine Begründung für den Ausschluss von Esperanto wurde nicht gegeben.

Nach der Unterdrückung des Esperanto in der Nazizeit sowie von 1949 bis in die 1960er Jahre in der DDR ist besonders bedauerlich, dass die Bundesregierung und die Länder einen Wettbewerb unterstützen, der Esperanto ausdrücklich ausschließt.
„Esperanto hat sich nicht durchgesetzt“ – ein Vorurteil
Kritikern, die darlegen, Esperanto habe sich nicht durchgesetzt, entgegnen viele Esperantosprecher mit einem Lächeln: „Für Sie vielleicht nicht – für uns schon!“
Oder nüchtern: „Das gilt auch für Deutsch, Französisch und für rund 6.000 weitere Sprachen der Welt außer Englisch.“
Leicht und schnell zu lernende Sprache der Verständigung
Esperanto steht für gelebte internationale Verständigung. Die Sprache ist leicht zu lernen, etwa viermal schneller als viele Nationalsprachen.
Und sie ermöglicht eine weltweit gleichberechtigte Kommunikation auf Augenhöhe – von Brasilien bis Nepal, von Togo bis Japan. In Esperanto haben wegen seiner Regelmäßigkeit und leichten Erlernbarkeit alle eine gute Chance ein hohes Sprachniveau zu erreichen, nicht nur die (wenigen) Muttersprachler.
Es gibt durchaus Esperanto-Muttersprachler
In der Öffentlichkeit wird die leichte Erlernbarkeit und Praktikabilität der Hilfssprache nicht bestritten. Vorbehalte ergeben sich jedoch aus dem Eindruck, dass die Sprache keine Muttersprachler besitzt.
Die gibt es aber durchaus, wenn auch nur ein paar Tausend. Allerdings wachsen diese im Gegensatz zu Muttersprachlern anderer Sprachen nur mit einer bis ein paar Esperanto-Stunden am Tag auf, was ihren Vorteil gegenüber Esperanto-Lernern verringert. Manche Esperanto-Lerner sprechen später so viel Esperanto, dass sie die Muttersprachler einholen.
Tatsächlich kam schon 1904 ein spanisches Paar auf die Idee, mit der Tochter Esperanto zu sprechen. Etwa in den 1980er Jahren erschienen erste wissenschaftliche Arbeiten dazu. (Zum Beispiel: Versteegh, Kees (1993): „Esperanto as a first language: language acquisition with a restricted input“, in: Linguistics 31, 539-555.)
Esperanto bleibt ein Zeichen der Hoffnung
In einer Welt wachsender globaler Herausforderungen bleibt Esperanto ein einzigartiges Zeichen des Miteinanders und der gleichberechtigten Verständigung über Sprachgrenzen hinweg.

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Louis v. Wunsch-Rolshoven, Pressesprecher Deutscher Esperanto-Bund