Sprachführer für alleinreisende Frauen: Nein in 243 Sprachen

Lappans Sprachführer für alleinreisende Frauen
Mit seinen 243 Sprachen deckt Lappans Sprachführer den gesamten Globus ab. - Bild: Lappan, Clker / Pixabay

Immer mehr Frauen fahren immer öfter allein in den Urlaub. Warum auch nicht? Für diese Zielgruppe ist Lappans Sprachführer für alleinreisende Frauen gedacht.

Das Werk enthält das kurze, aber überaus wichtige Wörtchen „Nein“ in sage und schreibe 243 Sprachen aus allen Kontinenten. Der Verlag schreibt dazu:

Mehr als zweitausend Jahre hat es gedauert, bis das Zauberwort NEIN in 243 verschiedenen Sprachen übersetzt und kompakt zusammengefasst wurde. Auf die Idee brachte uns kein Geringerer als der bekannte Cartoonist Uli Stein.

Dass er sich mal so für die Bedürfnisse der Frauen einsetzen würde, hätte er bis vor Kurzem selbst nicht für möglich gehalten.

Lappans Sprachführer, Beispielseite
Akademisch gebildete Sprachenfreunde vermissen die Originalschriften. Aussprachehinweise in internationaler Lautschrift wären ebenfalls von Vorteil gewesen.

Sprachprofis bemängeln: keine Originalschriften, keine IPA-Lautschrift

Es wäre professioneller und gerade für Sprachinteressierte interessanter gewesen, wenn sich die Autoren die Mühe gemacht hätten, auch jeweils die Originalschrift (zum Beispiel Arabisch oder Japanisch) abzubilden, damit man darauf zeigen kann. Stattdessen werden alle Varianten nur in einer lateinischen Umschrift angeführt.

Und bei den Aussprachehinweisen hätte es nicht geschadet, das – zumindest uns Übersetzern – bekannte internationale phonetische Alphabet (IPA) zu verwenden. Leider wird eine selbsterfundene Lautschrift genutzt, die nur deutsche Muttersprachler ahnen lässt, wie die jeweilige Vokabel ungefähr auszusprechen ist.

Andererseits richtet sich das Werk bewusst an Lieschen Müller und nicht an wissenschaftlich vorgebildete Sprachenthusiasten. So gesehen war die gewählte Darstellung wohl die einzig praktikable Möglichkeit.

Trotzdem interessant und lehrreich

Trotz der oben beschriebenen Mängel blättern auch linguistisch vorgebildete Leser mit Gewinn durch die Seiten. So sind zum Beispiel die verblüffenden Ähnlichkeiten zwischen den germanischen und indischen Sprachfamilien unverkennbar (Nein auf Hindi: Nahin).

Und wer hätte schon gewusst, dass man auf Tigrinya (Äthiopien) La oder verstärkend Lala sagt? Das in der ossetischen Sprache (Kaukasus) und das Na in Bangladesch kommen einem merkwürdig vertraut vor. Aber auf Deedeet (Wolof, Westafrika) und Kai (Schoschonisch, USA) für Nein wäre ich nie im Leben alleine gekommen.

Tipp: Sagen Sie im Zweifelsfall einfach Ne (Esperanto).

Verneinungsgesten nicht in allen Ländern gleich

Im Vorwort weist der Herausgeber auch kurz auf die Bedeutung von Gesten hin: „Vorsicht! Nicht überall bedeutet Nicken ja und Kopfschütteln nein. In Rumänien beispielsweise ist es umgekehrt …“

Fazit

Der praktische Nutzen dieses Minimalwörterbuchs lässt sich nicht bestreiten. Eine pfiffige Idee und ein Geschenktipp für Weihnachten ist das 92-seitige Büchlein auf jeden Fall. Es kommt bei Frauen tatsächlich gut an – jedenfalls bei denen, denen ich es in die Hand gegeben habe.

Im Vorwort wird angedeutet, dass sich auch eine Ausgabe für Männer in Vorbereitung befinde: „Warum nicht?in 243 Sprachen. Aber dabei handelt es sich offenbar um einen Scherz.

Bibliografische Angaben

  • Lappans Sprachführer für alleinreisende Frauen: Nein in 243 Sprachen. Oldenburg: Lappan, 2008. Gebunden, 96 Seiten, 4,95 Euro, ISBN 978-3830361671.

Nachtrag: Der Sprachführer ist inzwischen im Buchhandel vergriffen, aber man erhält ihn gebraucht auf Online-Verkaufsplattformen zum Spottpreis von unter zwei Euro.

Richard Schneider