Literaturübersetzerin Claudia Dathe in Kiew mit Drahomán-Preis ausgezeichnet

Drahomán-Preis, Claudia Dathe
Claudia Dathe - Bild: Drahomán-Preis

Die in Jena lebende Literaturübersetzerin Claudia Dathe ist am 23. April 2021, dem internationalen Tag des Buches, mit dem erstmals vergebenen Drahomán-Preis ausgezeichnet worden, der mit 2.000 Euro dotiert ist.

Die historische Figur des Dragoman ist nicht ohne Grund Namensgeber für die Auszeichnung. Denn Dragomane waren nicht nur Übersetzer und Dolmetscher, sondern übernahmen darüber hinaus auch diplomatische Aufgaben, betätigten sich als Kulturmittler und Reiseführer, wie die Moderatoren betonten.

Der zweistündige Festakt fand auf der Bühne eines Theaters in Kiew statt und wurde auf Facebook direkt übertragen. Die drei Nominierten kamen in Einspielern und Direktschalten ausführlich zu Wort. Auszüge aus ihren Werken wurden in vorproduzierten Beiträgen vorgestellt.

Claudia Dathe
Dathe wurde für ihre Übersetzung eines Gedichtbandes und eines Romans ausgezeichnet. – Bild: Friedhelm Albrecht / Uni Tübingen

Die deutsche Diplom-Übersetzerin und Diplom-Kauffrau (FH) war für ihre Übersetzungen der Gedichtsammlung Antenne von Serhii Zhadan (Suhrkamp) und des Romans Märchen aus meinem Luftschutzkeller von Oleksiy Chupa (Haymon) nominiert worden.

Drahomán-Preis
Die Moderation fand vor Ort in Kiew statt und wurde auf Facebook übertragen. Vertreter der Organisatoren und der Jury traten ebenfalls auf die Bühne oder wurden von außen zugeschaltet. – Bild: Drahomán-Preis

Übersetzerische Ausbildung an Universität Leipzig

Claudia Dathe hat am Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie (IALT) der Universität Leipzig sowie in Pjatigorsk und Krakau Russisch und Polnisch studiert. Anschließend absolvierte sie ein Fernstudium der Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Internationales Management an der AKAD-Fachhochschule.

Von 1997 bis 2004 war sie als Lektorin für den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) in Kasachstan und der Ukraine tätig. Neben Lehrveranstaltungen zum Übersetzen und Dolmetschen führte sie außeruniversitäre Weiterbildungen für Nachwuchsübersetzer durch. Während ihrer Tätigkeit in Kiew eignete sie sich Ukrainisch an und begann mit eigenen literarischen Übersetzungen.

Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland arbeitet sie als freiberufliche Übersetzerin für Ukrainisch und Russisch und führt Seminare für deutsche und ukrainische Übersetzer durch. An der Universität Tübingen ist sie als Koordinatorin des Projekts Europäische Kulturvermittler in Krisenzeiten tätig.

Drahomán-Preis
Für eine Preisverleihung zu Corona-Zeiten war die Veranstaltung ungewöhnlich aufwändig produziert worden und bot dadurch einen würdigen Rahmen. – Bild: Drahomán-Preis

Zweit- und Drittplatzierte wurden ebenfalls gewürdigt

Neben Dathe waren auch die tschechische Übersetzerin Rita Kindlerová und die ins Polnische übertragende Katarzyna Kotyńska in die Endrunde der letzten drei gekommen. Sie wurden in dem zweistündigen Festakt ebenfalls ausführlich vorgestellt und kamen in Direktschalten zu Wort.

Drahomán-Preis, Nominierte
Von annähernd 30 Kandidaten schafften es Claudia Dathe, Rita Kindlerová und Katarzyna Kotyńska in die Endrunde. – Bild: Drahomán-Preis

Drahomán-Preis 2020 geschaffen

Der erst im Jahr 2020 konzipierte Drahomán-Preis wird für besondere Verdienste um die Übersetzung und Vermittlung ukrainischer Literatur im Ausland vergeben. Träger sind das staatliche Ukrainische Institut (Український інститут, vergleichbar mit dem Goethe-Institut), das ebenfalls staatliche Ukrainische Buchinstitut (Український Інститут Книги) und das ukrainische PEN-Zentrum (ПЕН-клуб) des weltweit vertretenen internationalen Schriftstellerverbandes.

Der Drahomán-Preis wurde jetzt zum ersten Mal vergeben. Die Verleihung bildete den Abschluss der Preisrunde 2020.

Nominierungen konnten von Hochschulen, Verlagen, gemeinnützigen Organisationen und den neun Jurymitgliedern vorgenommen werden. Dathe wurde von Jurymitglied Jurko Prochasko vorgeschlagen.

Weiterführender Link

Aufzeichnung des zweistündigen Festakts zur Verleihung des Drahomán-Preises 2020:

Richard Schneider