Olga Grjasnowa: Die Macht der Mehrsprachigkeit – Über Herkunft und Vielfalt

Olga Grjasnowa
Olga Grjasnowa wurde 2012 durch ihren Debütroman "Der Russe ist einer, der Birken liebt" bekannt. - Bild: Joachim Gern, Duden

Die Schriftstellerin und Bestsellerautorin Olga Grjasnowa hat mit Die Macht der Mehrsprachigkeit ihr erstes Sachbuch veröffentlicht. Es handelt sich um eine sehr persönliche Reflexion über Mehrsprachigkeit und damit zusammenhängende Themen wie Identität, Bildung und gesellschaftliche Teilhabe. Ein interessanter Lesestoff für alle Sprachinteressierten.

Mehrsprachigkeit ist – weltweit betrachtet – in den meisten Ländern die Norm und nicht die Ausnahme. Auch Familien- und Muttersprachen können sich durch Migration, Vertreibung und Kriege oder auch aus ganz persönlichen Gründen ändern. Die eigenen Sprachen sind Teil der individuellen Kultur und Identität. Das Erlernen weiterer Sprachen ermöglicht es, noch mehr Menschen und ihre Sicht auf die Welt verstehen zu lernen. Grjasnowa arbeitet heraus, wie bereichernd Mehrsprachigkeit sein kann und warum sie stärker als bisher gefördert werden sollte.

Wie die Autorin zeigt, hat das Phänomen erstaunlich viele Facetten. Oft gilt Mehrsprachigkeit als Kennzeichen guter oder gar elitärer Bildung, manchmal aber auch als Integrationshindernis. Dabei ist sie für immer mehr Menschen und Familien hierzulande eine Selbstverständlichkeit. In jedem Fall handelt es sich um eine Fähigkeit, die etwas über die individuellen Biografien wie auch über die sich wandelnde Gesellschaft insgesamt erzählt.

Wie ist es, zwischen zwei oder sogar drei Sprachen hin und her wechseln zu können? Warum wird Französisch als Zweitsprache mehr geachtet als Türkisch? Sollte Mehrsprachigkeit nicht generell viel mehr Wertschätzung erfahren und gezielt gefördert werden? Und sorgen die immer leistungsstärkeren Übersetzungsapps und Englisch als die neue Lingua franca womöglich dafür, dass wir uns jeweils mit nur noch einer Sprache begnügen?

Grjasnowas Text ist Ausdruck ihrer Überzeugung, dass Sprache und Identität eng zusammenhängen – und dass jede Sprache einen ganz eigenen Zugang zur Welt eröffnet.

Als Russin in Aserbaidschan geboren, mit elf Jahren nach Deutschland

Olga Grjasnowa wurde 1984 in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, in eine russisch-jüdische Familie geboren. 1996 übersiedelte die Familie als Kontingentflüchtlinge nach Friedberg in Hessen, wo Grjasnowa mit elf Jahren Deutsch lernte. Grjasnowa hat bislang vier Romane veröffentlicht. Für ihr viel beachtetes Debüt Der Russe ist einer, der Birken liebt (2012) wurde sie mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Anna-Seghers-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschien von ihr der Roman Der verlorene Sohn (2020).

Olga Grjasnowa lebt mit ihrer Familie in Berlin. Seit März 2023 ist sie Professorin am Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst Wien.

Buchvorstellung in Düsseldorf

Grjasnowa stellt ihr Buch am 1. Juni 2023 um 18:00 Uhr im Rahmen der Düsseldorfer Literaturtage in der Zentralbibliothek vor. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich (Link zur Veranstaltung).

Bibliografische Angaben

  • Olga Grjasnowa (2021): Die Macht der Mehrsprachigkeit – Über Herkunft und Vielfalt. Berlin: Duden. 128 Seiten, 12,00 Euro, E-Book 9,99 Euro, ISBN 978-3-411-75658-2.

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